Motorradfahrer rasen durch die Wüste.

Die Wüste bebt: Warum Mad Max die Popkultur so stark beeinflusst hat

Die Kriegerin Furiosa aus dem Mad-Max-Universum bekommt ihren eigenen Film. Popkultur trifft Postapokalypse. Warum die Reihe so einflussreich ist.

Auch wenn es sonst nicht viel gibt in dieser kaputten Welt: Für Benzin und Rachegelüste ist immer gesorgt.

Ende Mai kommt mit „Furiosa“ ein weiterer Teil der Mad Max-Reihe in die Kinos. Oscar-Preisträger George Miller schlägt mit einem eigenständigen Abenteuer ein neues Kapitel auf, das die Herkunft von Furiosa aus dem Erfolgsfilm „Mad Max: Fury Road“ enthüllt. „Damengambit“-Star Anya Taylor-Joy übernimmt die Rolle der Kriegerin. 

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Chris Hemsworth spielt ihren Gegenspieler. Als Warlord Dementus hat er mit seiner Bikergang die junge Furiosa aus ihrer grünen Heimat in die Wüste entführt.

Furiosa im Wilden Westen

Der zweieinhalbstündige Film hat gute Chancen, ein Kassenschlager zu werden. Die Vorgängerfilme waren alle erfolgreich – mit einem einfachen Rezept. Wie Benjamin Radford in „Imagining the End. The Apocalypse in American Popular Culture“ schreibt: Wenige Dialoge, spektakuläre Actionsequenzen und eine Racheaktion. „Mad Max folgt genau dem Muster von Western oder Martial-Arts-Filmen. Der Held befreit stets Unterdrückte von Tyrannen und ist wie ein Charles Bronson im Wilden Westen kein besonders sympathischer Typ.

Furiosa springt mir einer abgesägten Schrotflinte aus einem gepanzerten Wagen. Sie trägt eine Lederjacke und hat ihr Gesicht schwarz angemalt.

„Damengambit“-Star Anya Taylor-Joy übernimmt die Rolle der Kriegerin Furiosa  im neuen Mad-Max-Film

©Jasin Boland/2024 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved.

Seitdem Mel Gibson erstmals 1979 als Mad Max in einem verkommenen Australien der Zukunft seine Vendetta startete, steht die Filmreihe wie keine andere für die Postapokalypse. Spätestens seit „Jenseits der Donnerkuppel“, in der sich Max mit der Despotin Aunty Entity und Kämpfern in einem Metallkäfig anlegt, haben Millers Filme eine ganz eigene Ästhetik entwickelt.

Apokalypse in der Popkultur

Das sind die Bilder, die viele andere nachzeichnen, wenn sie eine Dystopie entwerfen. Dreckige Menschen, die Panzer als Kleidung tragen, Fahrzeuge aus Metall, die zu Kampfmaschinen werden und ringsum nichts als Trostlosigkeit. Kaum ein Film hat sich so tief in die Populärkultur eingegraben. 

  • Ohne Mad Max kein Waterworld mit Kevin Kostner, der in den Neunzigern an den Kinokassen ins Wasser fiel. 
  • Oder die Comic-Verfilmung „Tank Girl“ mit einer Punkerin, die gegen einen bösen Wasser- und Energiekonzern zu Felde zieht.
  •  Der Rapper 2Pac hätte ohne die Filme nie so einen Auftritt gehabt wie in seinem Video zu „California Love“.
  • Die Simpsons haben gleich mehrfach Mad Max zitiert, ihre bösen Nachfolger von South Park kommen auch nicht ohne Referenzen aus. Die Buben schulden Mel Gibson 18 Dollar, die er sich in einem Tanklastwagen wieder holen will.
  • Das Videospiel „Fall Out“, in dem alles kaputt und verstrahlt ist, wäre ohne Mad Max ebenfalls undenkbar. 
  • Auch die Glamrocker von Mötley Crüe mit ihren Schulterpanzern haben sich in den Achtzigern outfittechnisch bei den Filmen bedient.
  •  In Holland feiern seit den Neunzigern Zigtausende beim Riesen-Rave „Thunderdome“, wo man den härtesten Gangarten der elektronischen Musik frönt. Vivienne Westwood feierte im Londoner Club Fabric eine Mad-Max-Themenparty, und in der kalifornischen Wüste spielen Festivalbesucher beim Wasteland für paar Tage Postapokalypse wie in den Miller-Filmen.

Brexit wie Mad Max?

Max ist auch zu einem Synonym für eine Zukunft voller Gewalt und Chaos geworden. Nach dem Hurrikan Katrina verwendeten Medien wie Fox News den Vergleich, um die Zustände in New Orleans zu beschreiben. Die Terrorattacken mit Lastwagen in Syrien wurden von einigen Medien als „Mad-Max-Anschläge“ bezeichnet. Und der konservative britische Parlamentsabgeordnete David Davies verneinte, dass sich Großbritannien nach dem Brexit in eine „Mad-Max“-Dystopie verwandeln werde. Darauf verweist James Newton in seinem Buch „The Mad Max Effect: Road Warriors in International Exploitation Cinema“.

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Dieser Weg ist erstaunlich, denn der erste Teil war eine Low-Budget-Produktion und wurde wegen seiner expliziten Gewalt kritisiert. Doch Mad Max schaffte den Sprung vom Trash-Kino in den Hollywood-Mainstream.

Mel Gibson im Film Mad Max 2: Er trägt schwazre Motorradkleidung aus Leder. In der Hand hat er eine schwere Pistole, hinter ihm trottet ein Hund  in der Wüste.

Mit Mel  Gibson als Mad Max fing es an. Hier als „Road Warrior“ im zweiten Teil 

©imago images/Mary Evans/Rights Managed via www.imago-images.de

 Steven Spielberg produzierte 1985 „Jenseits der Donnerkuppel“, in dem die Gewaltszenen nicht mehr so explizit waren. Tina Turner, die als Aunty Entity dem Helden Feuer unterm Hintern machte, sang den Soundtrack, der als Softrock geradezu schmuseweich war.

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Der Erfolg von Mad Max hat aber sicher auch mit der Zeit zu tun, in der die Handlung angesiedelt ist. Sie spielt nicht weit vom Jetzt entfernt. „Gesellschaftlicher Zusammenbruch, Überleben und der Kampf um Ressourcen finden beim Publikum Anklang und gewinnen in den aktuellen Diskussionen über Umwelt, Politik und Technologie zunehmend an Bedeutung“, schreibt Radford. „Es ist eine Warnung davor, was passieren wird, wenn wir die Welt weiter zerstören.

Daniel Voglhuber

Über Daniel Voglhuber

Redakteur bei der KURIER Freizeit. Er schreibt dort seit Dezember über Reise, Kultur, Kulinarik und Lifestyle. Also über alles, was schön ist und Spaß macht. Er begann 2011 als Oberösterreich-Mitarbeiter in der KURIER-Chronik, später produzierte er lange unterschiedliche Regionalausgaben. Zuletzt war er stellvertretender Chronik-Ressortleiter.

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