Pixy Liao

Foto Wien rückt Ambrosi-Garten in den Fokus

Das Fotografie-Festival haucht dem verlassenen Teil des Augartens ab morgen für zweieinhalb Wochen Leben ein. Auch langfristig soll er wieder genutzt werden: Von wem, das wird gerade verhandelt.

Bärlauch-Geruch wabert über die Wege, an den Bäumen sind Knospen zu sehen, Vögel zwitschern. Kurzum: der Augarten wacht auf. Und mit ihm ein Teil, der in den vergangenen Jahren in einen tiefen Dornröschen-Schlaf gefallen ist.

Im Ambrosi-Garten – das ist jene gut hinter Hecken und Mauern verstecke Fläche im nordöstlichen Eck des Parks – werden Prospekte ausgeladen und Wegweiser montiert. Ab Mittwoch befindet sich hier die Zentrale des groß angelegten Festivals „Foto Wien“.

Dafür genutzt wird der Garten selbst. „Draußen werden wir Foodtrucks haben, damit ein richtiges Festival-Gefühl aufkommt“, sagt Kuratorin Verena Kaspar-Eisert im Gespräch mit dem KURIER.

Kuratorin Verena Kaspar-Eisert. 

©Kurier/Gilbert Novy

Der Ort passt auch zum Thema der heurigen Ausgabe, die den Titel „Rethinking Nature, Rethinking Landscape“ (Umdenken von Natur, Umdenken von Landschaft) trägt.

Das künstlerische Geschehen ist in den Gebäuden auf dem Areal angesiedelt. Hier, im Atelier Augarten, der einstigen Wohn- und Arbeitsstätte des Bildhauers Gustinus Ambrosi, kann man in den kommenden 19 Tagen Arbeiten von internationalen Fotografen bewundern und besprechen.

Schwierige Nachfolger-Suche

Dass in dem Komplex aus den 1950ern Kunst gezeigt wurde, ist schon eine Weile her. Nach dem Suizid von Ambrosi 1975 mietete das Belvedere die Liegenschaft von der Burghauptmannschaft und widmete dem politisch flexiblen Künstler – er arbeitete für Mussolini, Dollfuß, Hitler und Spitzen der Zweiten Republik – ein Museum.

Die "Foto Wien"

Das Festival
Von 9. bis 27. März warten ins-gesamt 140 Ausstellungen in Galerien und Ateliers, der  Eintritt ist frei. Die Festivalzentrale befindet sich  im Augarten (2., Ecke Scherzergasse/Lampigasse) 

 

Rahmenprogramm
Bildbesprechungen mit Apéro: täglich um 18 Uhr in der Festivalzentrale.  Geführte Rundgänge an mehrere Locations: 11., 18., 25. März. Workshops zur Fotoproduktion: 18. März, u. a. in der  Leica-Galerie. Mehr Infos hier.   

Das Publikumsinteresse blieb allerdings gering. Ab 2012 gab Kunstsammlerin Francesca Habsburg mit ihrer Stiftung TBA21 für ein paar Jahre ein Gastspiel.

Seit 2018 sucht die Burghauptmannschaft (bedingt erfolgreich) nach neuen Nutzern. Im Vorjahr wurde der Komplex zumindest im Sommer vom Gastro-Pop-up „La Grande Dame“ bespielt.

Für die „Foto Wien“ war der Leerstand ein großes Glück. Die zweite Ausgabe des alle zwei Jahre stattfindenden Festivals war eigentlich im März 2021 im Postsparkassen-Gebäude im 1. Bezirk geplant.

Wegen Corona musste auf heuer verschoben und eine neue Zentrale gesucht werden. Denn die Postsparkasse war dieses Jahr nicht verfügbar.

Geschenk des Himmels

Für das Atelier Augarten hat sich Kuratorin Kaspar-Eisert so einiges einfallen lassen. Ausgestellt wird in zwei Gebäuden. Im ersten bekommen Besucher gleich beim Eingang ein Geschenk: Vom Werk „Blue Sky Monument“, das sich aus Fotos vom Himmel auf der ganzen Welt zusammensetzt, darf sich jeder ein Stück nehmen.

Pixy Liao

Pixy Liao erforscht  mit ihrem Freund und dem Selbstauslöser Beziehungsformen. 

©Kurier/Gilbert Novy

Weiter hinten sind Aufnahmen von und Recherchematerial über sogenannte Arsen-Esser zu sehen. Daneben: Die abenteuerlich anmutende, in Fotos erzählte Geschichte genmanipulierter Petunien, die laut Kaspar-Eisert einen wahren Kern hat.

Zu finden sind die Exponate nicht nur auf den Wänden, sondern auch als Slideshow auf Monitoren und in Form von Fotobüchern.

Das zweite Gebäude ist ausschließlich den Werken von Fotografinnen gewidmet. Die Themen: der gesellschaftliche Umgang mit Menstruation, die Situation schwarzer Frauen in den USA, Öko-Feminismus in Zentralindien.

Verlängerung?

Nach Ende der „Foto Wien“ soll der Ambrosi-Garten übrigens weiter wach bleiben. Die Burghauptmannschaft will die Akademie der bildenden Künste auf deren Wunsch dort einquartieren. Angedacht sei ein Lehr- und Ausstellungsbetrieb gemeinsam mit Partnern und Gastronomie, sagt Burghauptmann Reinhold Sahl.

©KURIER

Was die Gastro betrifft, könnten die „La Grande Dame“-Macher zum Zug kommen – sie sind jedenfalls interessiert. Derzeit arbeite man einem Vertrag, so Sahl.

Wann es Details und einen Starttermin gibt, kann er nicht sagen: „Ein solides Konzept ist uns lieber als ein schnelles.“

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