Penélope Cruz als Regisseurin lässt ihre Schauspieler Antonio Banderas (li.) und Oscar Martinez unter einem Felsen proben

Filmkritik zu "Der beste Film aller Zeiten" mit Penélope Cruz: Schwebendes Unheil

Penélope Cruz als Regisseurin, mit Antonio Banderas und Oscar Martinez als ihre Star-Schauspieler, in einer sehr witzigen Parodie auf das Filmemachen

Die Latte für den besten Film aller Zeiten liegt hoch. Wenn man sich weltweite Bestenlisten ansieht, dann pendelt sich das allgemeine Urteil irgendwo zwischen „Vom Winde verweht“ und „Der Pate“ ein.

Kein Problem für einen spanischen Milliardär. Anlässlich seines 80. Geburtstags möchte er der Nachwelt etwas Unvergessliches hinterlassen: Eine Brücke und eine Filmproduktion.

Der Film muss natürlich der beste Film aller Zeiten werden. Flugs erwirbt der Milliardär die Rechte auf einen Bestseller, den er nicht gelesen hat, und heuert das weltbeste Filmteam an.

„Competencia oficial“ nannten die beiden Regisseure Mariano Cohn und Gastón Duprat ihre sehr vergnügliche Parodie auf das Filmgeschäft im Original und schickten sie in den Wettbewerb von Venedig. So wie ihr spanischer Milliardär ließen auch sie sich nicht lumpen und engagierten die besten der Besten.

Die wunderbare Penélope Cruz spielt eine Regisseurin namens Lola Cuevas: Lola gilt gerade als die heißeste Nummer in ihrem Metier und erinnert mit ihrer rotgelockten Perückenhaarpracht an einen Königspudel. Zwei Schauspielgrößen werden ihr zur Seite gestellt: Antonio Banderas übernimmt die herrliche Rolle von Félix Rivero, einem eitlen Filmstar mit Bein in Hollywood; sein argentinischer Kollege Oscar Martinez gibt Iván Torres, einen ergrauten Theater-Granden.

Guten Abend

Noch nie sind die Herren zusammen aufgetreten; nun soll ihr erstes gemeinsames Spiel als Brüderpaar der beste Film aller Zeiten werden.

Bevor es mit dem Dreh losgeht, werden die wichtigsten Szenen einstudiert. Der Milliardär stellt ein modernistisches Gebäude zur Verfügung, das aussieht wie ein leeres Museum und den kühlen Hintergrund für die dramatischen Leseproben abgibt.

Penélope Cruz als Regisseurin, die ihre beiden Schauspieler mit ungewöhnlichen Methoden schikaniert

©Constantin

Bereits der erste Durchlauf fängt schlecht an. Iván, der sich für einen unfehlbaren Darsteller hält, muss einen imaginären Telefonhörer abheben und sechs Mal hintereinander „Guten Abend“ sagen: So lange dauert es, bis Lola mit seiner Betonung zufrieden ist.

Das gefällt ihm gar nicht.

Zudem hält er seinen Schauspielkollegen Félix, den „Filmstar“, für einen echten Vollidioten, der für eine „geistig unterbelichtete Unterhaltungsindustrie“ arbeitet. Nie im Leben würde er, Iván, auch nur im Traum daran denken, einen widerlichen Oscar entgegenzunehmen.

Antonio Banderas (li.) und Oscar Martinez als Schauspieler, die sich nicht leiden können

©Constantin

In einer der witzigsten Szenen sieht man ihn heimlich vor dem Spiegel eine Dankesrede einüben – und anstelle der Oscar-Statue hält er eine Thermoskanne in der Hand. Lola wiederum strapaziert ihre Schauspieler mit seltsamen Methoden: So müssen die armen Männer unter einem schwebenden Felsbrocken proben, um sich authentisch zu fürchten.

Filme über das Filmemachen sind an sich schon reizvoll, weil sie jene Magie zerlegen, die wir im Kino suchen. Ein gelungenes Making-of verstärkt den Genuss an der filmischen Illusion allemal – umso mehr, wenn es lustig ist.

INFO: ESP/ARG 2021. Von Mariano Cohn, Gastón Duprat. Mit Penélope Cruz, Antonio Banderas.

Alexandra Seibel

Über Alexandra Seibel

Alexandra Seibel schreibt über Film, wenn sie nicht gerade im Kino sitzt.

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