Eurovision Song Contest: Österreich ist morgen am Schleudersitz

In Turin geht heute das erste Halbfinale über die Bühne. Mit dabei sind Österreichs Starter-Duo LUM!X & Pia Maria

Im ersten Halbfinale (ORF1 ab 21 Uhr) präsentieren sich 17 Länder, darunter Österreich mit LUM!X & Pia Maria. Nur zehn Länder pro Halbfinale können ins Finale am 14.5. aufsteigen. Nachdem Bühnenproben in Turin absolviert wurden, ist man bei der Beurteilung der Beitrage auf die kommerziellen Videos nicht mehr angewiesen und kann nunmehr eine solidere Bewertung abgeben.

Ukraine ist fix weiter

Ohne den geringsten Zweifel wird die Ukraine (Kalush Orchestra) weiterkommen. Nach Einschätzung von Fachleuten werden die Beiträge der Länder Griechenland, Norwegen, Niederlande, Portugal und Armenien relativ sicher das Finale erreichen.

Zuversichtlich können auch Albanien, Lettland und Moldawien sein. Nach dieser Aufstellung verbleibt noch ein Ticket.

Österreich liegt derzeit am 11. Platz und somit, wie so oft, am Schleudersitz. Was ist eigentlich das Problem bei unserem Beitrag? Vielleicht ist es unsere junge, charmante Maskenbildnerin Pia Maria aus dem Tiroler Landestheater, die als Sängerin über keine Bühnenerfahrung verfügt. Das kann man nicht verheimlichen. Der Song wurde nach unten transponiert und italienische Chorsängerinnen zur Unterstützung engagiert, die von Monika Ballwein (Gesangscoach bei „Starmania“) einstudiert wurden.

Schwächen

Bei den Proben hörte man mehr Backvocals als die Stimme von Pia Maria. Ob man heute Abend die richtige Balance finden kann? An DJ Lumix liegt es sicher nicht. Er agiert wie ein Animator bei einer Beachparty nach bestandener Matura, klatscht in die Hände, reißt seinen Arm mit geballter Faust rhythmisch in die Höhe. Was will man mehr von einem gelernten DJ? Unser Duo hat „mega-coole“ schwarze, exklusive Designerklamotten aus New York an. Ob man diese bei dunklem Hintergrund so richtig bewundern kann, wird sich weisen. Am Dancefloor wird sich der Song schon durchsetzen.

Beim Song Contest in Turin gibt es aber viel bessere Up-Tempo-Songs mit Spaßfaktor, vornehmlich mit Ethno-Einschlag. Ob sich unser Titel bei älteren Zusehern durchsetzen kann, ist die eigentliche Frage.

Meine Prognose: Nein, Österreich wird sich nicht qualifizieren. Dafür ist das Gesamtpaket zu schwach. Wie wichtig Aktivitäten der Teilnehmer rund um den Song Contest und deren Umgang mit Social Media sind, kann man daran erkennen, dass motivierte Delegationen dafür einen eigenen Spezialisten engagieren. Der ORF tut es nicht.

Bei den Favoriten im Finale gab es zwischenzeitlich Verschiebungen bei den Buchmachern. Nach der Ukraine konnte sich England auf den zweiten Platz positionieren. Es folgt knapp Italien, danach Schweden und Spanien. Unter diesen fünf Ländern wird wahrscheinlich der Sieger auszumachen sein.

Österreich kann dank Conchita Wurst („Rise Like A Phoenix“, 2014) und Udo Jürgens („Merci Cherie“, 1966) auf bis dato zwei Siege beim Eurovision Song Contest zurückblicken. Und Cesar Sampson reiht sich mit seinem überraschenden Platz 3 in Lissabon 2018 ebenfalls in die Reihe der erfolgreichen Teilnehmer ein.

Misserfolge gab es en masse – ein Auszug: 1981 (Marty Brem), 1984 (Anita), 1988 (Wilfried) und 1991 (Thomas Forstner) war Österreich jeweils Letzter. 2007 schied Eric Papilaya bereits im Semifinale aus und wurde dort mit vier Punkten Vorletzter. 2006 sowie 2008 bis 2010 verzichtete Österreich auf eine Teilnahme. Beim Heim-ESC 2015 gab es wieder einen vorletzten Platz.

Über Markus Spiegel

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