"Die Kaiserin" auf Netflix: Da wird die Seele nicht satt
Nach der RTL-Serie "Sisi" und dem Kinofilm "Corsage" startet die nächste Sisi-Verfilmung: "Die Kaiserin" mit Devrim Lingnau und Philip Froissant.
An kaiserlichem Streaming-Content gibt es aktuell keinen Mangel zu beklagen: Bei Netflix ist seit dieser Woche die Serie „Die Kaiserin“ zu sehen – die dritte Sisi-Verfilmung innerhalb nicht einmal eines Jahres.
Erst im Sommer ist Marie Kreutzers hochgelobtes Porträt „Corsage“ in die Kinos gekommen, mit Vicky Krieps als Monarchin. Zuvor hat RTL+ die Serie „Sisi“ ins Rennen geschickt, mit Dominique Devenport und Jannik Schümann in den Hauptrollen. Im Fokus der ersten Staffel standen die Anfänge des Kaiserpaares – wie nun auch bei Netflix. Der Nachzügler tut sich im Vergleich jedoch schwer.
Sorgte die RTL-Produktion zwar für einige hochgezogene Augenbrauen – die angehende Kaiserin soll sich also am Mittagstisch mit ihrer Schwester übers Masturbieren unterhalten haben? – versuchte sie jedoch nicht, mehr zu sein, als sie ist: unterhaltsames Fernsehen.
Barfuß
Die Netflix-Version kommt da wesentlich schwerer und pathetischer daher, als düsteres Märchen. Sisi, die hier lieber Elisabeth genannt werden will, spaziert gern barfuß durch die Gegend, legt sich zwischendurch zur Beruhigung auf den Fußboden und sagt Sätze wie: „Ich will einen Mann, der meine Seele satt macht.“ Den glaubt sie in Franz Joseph gefunden haben, dargestellt als sensibler Mann, der unter der Regierungsverantwortung leidet.
Devrim Lingnau und Philip Froissant spielen die jungen Verliebten, die wie durch einen blöden Zufall am Habsburgerhof des 19. Jahrhunderts gelandet zu sein scheinen, glaubhaft. Vor allem Lingnau überzeugt als selbstbewusster Freigeist.
Doch die Geschichte will nicht recht vom Fleck kommen: In der zweiten Folge wurde noch immer nicht geheiratet und am Ende der insgesamt sechs Episoden ist noch kein Kind geboren. Mehrere Intrigen werden angebahnt, zwischenzeitlich aber wieder vergessen. Manche Figuren verkommen zu Karikaturen, etwa Gräfin Esterházy mit einer äußerst steilen Frisur.
Franz’ Bruder Maximilian (vergnüglich gespielt vom Niederösterreicher Johannes Nussbaum) ist hier ein durchtriebener Saboteur, der Thron und Kaiserin gern für sich hätte – und zu oft Unheil mit sich bringt. Dass man es mit den historischen Tatsachen nicht ganz so streng nimmt, sieht man auch an den Kulissen: Ein Fünkchen Wien oder Österreich sucht man vergeblich. Wirklich satt macht das alles leider nicht.
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