Die "heile Welt" der Familie Lässig
Manuel Rubey, Gerald Votava, Gunkl, Boris Fiala, Clara Luzia und Catharina Priemer-Humpel fordern als Familie Lässig „Eine heile Welt!“. Das neue Album wird u. a. an drei Abenden im Wiener Stadtsaal präsentiert.
Familie kann man sich nicht aussuchen, heißt es immer. Im Falle der Sippschaft „Lässig“ geht diese Floskel aber ins Leere. Denn Manuel Rubey, Gerald Votava, Günther Paal alias Gunkl, Boris Fiala und Clara Luzia mit Gattin Catharina Priemer-Humpel touren als musizierende Familie Lässig durchs Land. Ganz freiwillig. Und stets harmonisch. Eine Vorzeigefamilie eben.
Gefunden hat sich die ob ihrer bekannten Mitglieder schon als Supergroup bezeichnete Band vor ein paar Jahren, um bei einer Benefizveranstaltung im Wiener Stadtsaal ein paar Euros für den Verein „Purple Sheep“ zu sammeln. Dafür wurden schnell ein paar Covernummern einstudiert, die dann live mit viel Leidenschaft dargeboten wurden. Das gefiel nicht nur den handelnden Akteuren, sondern auch dem Publikum. Es war die Geburtsstunde der Familie Lässig. 2019 folgte das Debütalbum „Im Herzen des Kommerz“, das Manuel Rubey (damals im Gespräch) als „richtungsweisend“ bezeichnete. Damit ging es nämlich weg von der Spaßtruppe, die ausschließlich Coversongs darbietet, und hin zur Band mit eigenem Repertoire: „Die ersten Jahre war uns das ein bisschen egal. Aber durch die vielen Konzerte sind wir immer besser geworden. Außerdem ist es nur gerecht, wenn man dem Publikum etwas fürs Geld bieten kann. Ich sehe mich da als Dienstleister. Man muss jeden Abend alles reinwerfen“, sagte Rubey vor drei Jahren.
Forderung
Nun folgt der zweite Streich. Er heißt „Eine heile Welt!“ und ist als Provokation, als „Postulat“ zu verstehen, wie Rubey in einem aktuellen Interview mit dem KURIER sagt. Diese Forderung untermauert Kollege Gunkl zum Beginn des Albums mit folgenden Worten: „Ich will eine heile Welt, die eine Weile hält.“
Was folgt, ist ein bunter Blumenstrauß an Liedern. Die Ideen zu den Songs stammen von allen Bandmitgliedern: Jeder bringt sich ein, jeder liefert das, was er kann: „Die Lieder sind in unterschiedlichen Konstellationen entstanden. Sie wurden mehr oder weniger in Kleingruppen geschrieben und arrangiert“, erklärt Clara Luzia.
Gibt es dabei so etwas wie einen internen Wettbewerb: Wer schreibt die besseren Songs? „Nein“, antwortet Rubey, „das gibt es nicht“. Aber man nehme das Feedback, das man etwa bei Live-Konzerten bekommt, in den Proberaum mit. „Man schaut eben, was gut, was weniger gut funktioniert – das schwingt beim Songschreiben natürlich im Unterbewusstsein mit“.
Realitätsflucht
Das gemeinsame Musizieren und Proben sei für die Familie Lässig dann auch eine Art Realitätsflucht. „Wir schaffen es tatsächlich relativ gut, wenig über Corona zu reden“, sagt Manuel Rubey. „Wir haben Corona zensuriert“, fügt Clara Luzia hinzu. Es wird gelacht. Der Schmäh rennt.
Im Rahmen des Gesprächs lassen sich das Virus und die aktuelle Situation aber nicht ganz ausblenden. Bei beiden habe sich mittlerweile ein Gefühl der Resignation breitgemacht: „Ich versuche, meine Befindlichkeiten hinten anzustellen. Aber hin und wieder frage ich mich schon, wozu ich überhaupt probe, wenn das Ganze dann eh wieder nicht stattfinden wird“, sagt Rubey, der als Schauspieler, Kabarettist und neuerdings auch Autor mehrere Standbeine hat.
Für die Singer-Songwriterin Clara Luzia sei die Lage mittlerweile sehr zäh. „Ich probe ständig Sachen, von denen ich nicht weiß, ob und wann sie überhaupt auf die Bühne kommen.“ Das sei zum Beispiel bei einem Theaterstück im Kosmos Theater der Fall, bei dem sie beteiligt ist. „Wir versuchen seit einem Jahr, das Stück aufzuführen. Aber es wird ständig verschoben. Mal sehen, ob wir es heuer schaffen“, sagt Clara Luzia etwas genervt.
Schallplatten kann man aber noch jederzeit veröffentlichen. Dieser Prozess ist für die Familie Lässig aber auch kein einfacher. Denn Termine auszumachen, ist schwer. „Irgendwer von uns kann immer nicht. Wir nützen daher die Technik, machen Online-Umfragen und wenn wir Glück haben, bleiben am Ende ein paar Termine übrig“, sagt Rubey.
Im Falle einer fünften Welle samt Lockdown wäre die Planerei aber wieder umsonst gewesen: „Dann könnte es sein, dass wir die ganze Tour absagen müssen. Denn alle 30 Termine in sechs Kalendern zu ändern, ist unmöglich“, sagt Clara Luzia.
Besserwisser
Musikalisch ist das neue Album „Eine heile Welt!“ im eingängigen Indie-Pop zu Hause. Dabei schreckt die Band auch vor Schlager (ohne Kitsch und Alpenglühen) und Poesie nicht zurück.
Die aktuelle Singleauskoppelung heißt „Besserwisser“, eine eingängige im Midtempo vorgetragene Pop-Rock-Nummer, die allen Dampfplauderern des Landes gewidmet ist: „I bin’s, dei Almanach, mir ist wirklich nichts zu zach, i red di butterwach.“ Dazu gibt charmante Mitsinghymnen („Catharina“) melancholischen Austropop („Hund vor deina Dia“) und fast schon punkige Stücke wie „Mein Herz ist korrupt“.
Unter die zwölf neuen Songs haben sich auch wieder zwei Coverversionen geschummelt: „Büro Büro“ von Britta und eine herrlich unfrisierte Version von „Risikobiografie“, einem Song der Hamburger Band Die Sterne.
Eine musikalische Klammer, einen großen Hit sucht man auf „Eine heile Welt!“ zwar vergebens, aber die Stimmung ist positiv, die Lieder gefällig wie vielfältig. Trotz der unterschiedlichen musikalischen Geschmäcker und Vorlieben der einzelnen Bandmitglieder geht sich das alles immer irgendwie aus.
Familie Lässig – live: 7, 8. und 9. Jänner im Wiener Stadtsaal. Am 21. 1. geht es in die anderen Bundesländer.
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