Kritik

Das Schubidu des Manitu: Bully Herbigs Kultfilm als Musical in Salzburg

Kino-Blockbuster als Klamauk-Musical: „Der Schuh des Manitu“ am Salzburger Landestheater (Von Markus Spiegel),

Was dem bayerischen Brachialkomik-Schauspieler, Unternehmer, Drehbuchautor und Regisseur Michael „Bully“ Herbig 2001 gelungen ist, kann sich sehen lassen. Mit geringem Budget realisierte er seinen Film „Der Schuh des Manitu“, der sich zu den erfolgreichsten deutschen Filmen zählen darf. Es ist eine Wild-West-Klamotte, die alle Klischees des Genres beinhaltet und das Personal der Karl-May-Verfilmungen integriert: Winnetou und Old Shatterhand, schießwütige Weiße, gute Weiße, gemeine Schurken, tapfere Indianer.

Einen Indianer in rosa Tüll hat er allerdings frei erfunden. Die „Shiloh Ranch“ darf auch nicht fehlen. Alles und jeder darf bei Bully Herbig verballhornt werden. Sein Credo: je tiefer die Gags, desto besser. Ganz neu ist das Konzept „brachialer Stilmix“ auch nicht. Der amerikanische Altmeister Mel Brooks praktiziert ihn in seinen Filmen und Musicals seit Jahrzehnten („The Producers – Frühling für Hitler“, „Frankenstein junior“, „Das war der wilde wilde Westen“).

2021 entstand die Koproduktion mit dem Deutschen Theater in München und dem Salzburger Landestheater. Nach München ist diese jetzt in Salzburg zu sehen.

Aussehen wie Bully

Auf der Bühne agieren Matthias Schulung als „Abahachi“ und Marc Seitz als „Winnetouch“. Beide sollen wie Bully Herbig aussehen. Es gelingt ihnen.

©Salzburger Landestheater/Anna-Maria Löffelberger

Die Figur des „Ranger“ – in Anlehnung an Stewart Granger – wird von Andreas Nützl gespielt. Er soll groß, männlich und charismatisch sein. Er ist groß und männlich.

Die Figur der Uschi – in Anlehnung an Uschi Glas – wird von Julia-Elena Heinrich verkörpert. Der Chor des Landestheaters Salzburg unterstützt hilfreich.

©Salzburger Landestheater/Anna-Maria Löffelberger

Die Musik stammt von Martin Linglau, einem Musical- und Filmkomponisten, der gerne und viel arbeitet. Richtige Hits sind ihm bisher nicht gelungen. Für dieses Werk schuf er aber eine kompakte Komposition, die sich an einigen klassischen Motiven amerikanischer Musicals anlehnt. Das Mozarteumorchester Salzburg unter Philipp Gras veredelt die mittelmäßige Partitur. Die Liedtexte verfasste Heiko Wohlgemuth. Das Highlight seiner Dichtkunst mündet in einem Song mit der existentiellen Frage „Ich trinke Ouzo und was tust du so?“

Wie so oft überrascht Regisseur Andreas Gergen mit guten Ideen und einer rasanten Inszenierung.

©Salzburger Landestheater/Anna-Maria Löffelberger

Ob der engagierte und erfolgreiche Intendant Carl Phillip von Maldeghem die richtige Stückwahl für sein Landestheater getroffen hat, ist fraglich. Wer Bully Herbig mag, ist mit dem Musical bestens bedient. Wer ihn nicht schätzt, vergisst bei diesem Werk zumindest seine Alltagssorgen. Das Premierenpublikum reagierte entsprechend: Großer Jubel und fassungsloses Lächeln.

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