Das Donauinselfest: Wie aus einem Fest ein Festival wurde

Vom 23. bis 25. Juni findet die größte Open-Air-Veranstaltung Europas zum 40. Mal statt.

Wir schreiben das Jahr 1983: Zwischen Nord- und Schnellbahnbrücke wurde der erste Abschnitt der Donauinsel fertiggestellt. Und ein gewisser Harry Kopietz, mittlerweile ein Urgestein der Wiener SPÖ, fackelte nicht lange und hatte die Idee, den erfolgreich vollendeten Bau mit einer großen Feier einzuweihen: „In meiner Begeisterung schlug ich vor, die Insel sofort zu nutzen und dort das kulturelle Frühjahrsfest zu organisieren“, erzählt er dem KURIER.

Um auch Sponsoren und Betriebe von der Frühjahrsfeier auf der Insel überzeugen zu können, verbreitete der ehemalige Bezirksrat „großspurig“, wie er selbst sagt, dass 15.000 Besucherinnen und Besucher teilnehmen würden. Was Kopietz zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste: Er hat sich dabei maßgeblich unterschätzt.

Eine Erfolgsgeschichte

Mit mehr als 160.000 Besuchern sprengte das selbstorganisierte „Fest auf der Donauinsel“ jegliche Erwartungen – und das, obwohl am damals erst halb fertig gestellten Inselteil weder Klo, Wasser noch Strom zur Verfügung standen. „Damals schwelgten wir im Erfolg, obwohl wir vor Ort unglaublich viel improvisieren mussten“, sagt Kopietz.

Die Erfolgsgeschichte hatte aber erst begonnen: Ein Jahr später, 1984, wurde Kopietz gebeten, ein wirklich großes Fest auf der Donauinsel zu organisieren. Und das tat er auch diesmal mit vollem Erfolg: Mehr als 360.000 Menschen kamen zum ersten offiziellen Donauinselfest. Dem „Insel-Vater“ Harry Kopietz, der übrigens bis 2008 das Event organisierte, blieb ein anderer Moment aber viel mehr in Erinnerung: An den Tag nach dem ersten offiziellen Fest erinnert er sich noch heute „mit Schaudern.“

"Insel-Vater" Harry Kopietz

©Kurier/Jeff Mangione

Der Grund: Tausende Pappbecher lagen frühmorgens auf der Insel herum. „Um 5 Uhr früh habe ich sofort alle SPÖ-Bezirksorganisationen angerufen und gebeten: Schickt mir Leute!“ Tatsächlich kamen 200 Freiwillige, die mit Kopietz und seinem Team stundenlang den Müll beseitigten. Die gute Nachricht: Heute besteht das Becherproblem längst nicht mehr. Seit 2005 werden beim Donauinselfest jedes Jahr rund eine Million Mehrwegbecher verwendet.

Wie ein Blitzschlag

Trotz des anfänglichen Müllproblems war Harry Kopietz überzeugt, dass durch diese erste Veranstaltung „eine Tradition ins Leben gerufen wurde – ein Fest für die Wienerinnen und Wiener sowie für Gäste aus dem In- und Ausland, bei dem der Eintritt frei war.“ Und wo er recht hat, hat er recht. Die Jahre vergingen, seither aber nie ohne Donauinselfest – nur während der Corona-Pandemie konnte das Festival nicht in seiner gewohnten Form stattfinden.

Festivalüberblick

  • Das Programm
    Vom 23. bis 25. Juni werden 
    13 Bühnen bespielt, u. a. von RAF Camora und Boss Hoss. Zusätzlich kann man  tagsüber beispielsweise an Yoga oder an einem Design-Markt teilnehmen. Mehr dazu: donauinselfest.at
  • Snacks und Co.
    Alkohol, große Rucksäcke, Taschen (ab A3-Format) und Regenschirme dürfen nicht mitgeführt werden. Ausnahmen sind Snacks wie Müsliriegel und Chips,  PET-Wasserflaschen und 0,5-Liter-Trinkflaschen 
  • Anreise 
    Von den Stationen Handelskai (U6 oder S-Bahnlinie 45), Neue Donau (U6) und  Donauinsel (U1) gelangt man direkt auf das Festivalgelände. Fahrräder und 
    E-Scooter können in Stationsnähe  abgestellt werden

Die Insel erlebte Auftritte von Udo Jürgens, der Kelly Family, Kim Wilde und vielen mehr. Doch einer ist allen in Erinnerung geblieben: Es war Juni 1993, ein Gewitter machte sich über den Köpfen der Tausenden Besucher breit. Der gebürtige Johann (Hans) Hölzel alias Falco performte gerade seine Nummer „Nachtflug“, als ein Blitzschlag die Tonanlage außer Gefecht setzte. Auf den Ausfall reagierte der Sänger mit einem Schmunzeln – und machte nur wenige Minuten später weiter.

Seit vier Jahrzehnten

So legendär der Auftritt von Falco auch war, jetzt geht es zurück in die Gegenwart:

Das Donauinselfest geht ab heute zum 40. Mal unter dem Motto „#momentewiediese“ über die Bühne – allerdings nicht nur auf einer, sondern auf gleich 13 Bühnen (inklusive Kinderbühne), auf denen dieses Wochenende Musiker wie RAF Camora, Silbermond und The Boss Hoss performen werden. Insgesamt werden treten dieses Jahr 1.000 Künstler auf.

Falcos legendärer Auftritt 1993

©ORF/ORF/Johannes Cizek

Das einstige, damals noch „kleine“ Frühjahrsfest mauserte sich im Laufe der Jahre zum größten Open-Air-Festival Europas. Und auch wenn das Fest für alle frei zugänglich ist, müssen aufgrund seines Ausmaßes einige Dinge beachtet werden. So dürfen alkoholische Getränke, große Rucksäcke und Taschen (ab A3-Format) sowie Regenschirme nicht mitgebracht werden. Mitnehmen darf man aber kleine Snacks, wie beispielsweise Müsliriegel oder Chips.

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Für Getränke gelten Ausnahmen für PET-Wasserflaschen sowie Trinkflaschen mit einer Größe von 0,5 Liter. Bestehe aus medizinischen Gründen, der Bedarf, eine größere Menge Flüssigkeit mitzuführen, könne man sich direkt vor Ort an den Sicherheitsdienst wenden. Verhungern und verdursten sollte vor Ort aber niemand: Immerhin sind in den 40 Jahren des Donauinselfests mehr als 7,5 Millionen Paar Würstel, mehr als 1,8 Millionen Portionen Pommes, 15 Millionen Liter Softdrinks und Säfte sowie 10 Millionen Krügerl Bier auf dem Fest verkauft worden.

Rückblickend kann also gesagt werden, dass in 40 Jahren einiges auf dem Donauinselfest passiert ist. „Die Vorstellung, das Fest nicht weiterzuführen, ist undenkbar“, betont Donauinselfest-Erfinder Harry Kopietz. Und für die halbe Million Besucher pro Tag gilt das wohl auch. Deshalb heißt es heute, morgen und am Sonntag: Auf Momente wie diese.

Über Sarah Lechner

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