Kritik

"Daisy Jones & the Six": Von der Garage auf die großen Bühnen

Hübsch anzusehende, aber stereotype Mockumentary über eine Rockband der 70er.

Noch schnell die Frisur richten, ein letzter Mikrofoncheck, ein Schnaufen eines sichtlich genervten Interviewpartners: „Wie lange wird das dauern?“

„Daisy Jones & the Six“ beginnt mit den scheinbar obligatorischen Szenen einer jeden modernen Doku. Mit dem Unterschied, dass die neue Serie auf Amazon Prime Video keine wahre Geschichte erzählt, sondern von einer fiktiven Rockband aus den 70ern handelt. Die zehn Episoden basieren auf dem gleichnamigen Roman von Taylor Jenkins Reid, die sich dafür von Fleetwood Mac inspirieren ließ.

Die Serie folgt zunächst Daisy Jones (Elvis’ Enkelin Riley Keough), die in ihrem Kinderzimmer Ende der 60er lautstark vor sich hinsingt, als ihr die genervte Mutter erklärt, dass niemand ihre Stimme hören wolle. Auf Ablehnung stößt Daisy auch später, als Musikerin wird sie nicht ernst genommen. Sie könne ja Muse sein, wird ihr einmal vorgeschlagen.

Zur gleichen Zeit proben die Brüder Bill (Sam Claflin) und Graham Dunne (Will Harrison) in einer Garage in Pittsburgh und träumen von einer Karriere als Rockstars. Doch, wie so oft, kommt das echte Leben dazwischen: Der Bassist will doch lieber Zahnarzt werden (und seine Miete zahlen), und der Tourmanager mit der schrecklichen Perücke hat auch nicht gerade auf eine weitere chaotische Truppe gewartet.

Eigene Musik

Ein findiger Produzent spannt Daisy und die Band, die sich später The Six nennt, schließlich zusammen. Gemeinsam erobern sie die Rockwelt, spielen mit ihrer Musik (für die Serie wurde ein eigenes Album namens „Aurora“ aufgenommen, das sich auf Spotify findet) ausverkaufte Shows. Am Höhepunkt ihres Erfolgs lösen sie sich jedoch auf.

Wie es so weit kommen konnte, davon berichten die Ex-Bandmitglieder in dazwischen geschnittenen Interview-Sequenzen (wobei man ihnen die 20 Jahre, die verstrichen sein sollen, nicht wirklich abkauft). Die Mockumentary-Elemente entbehren nicht einer gewissen Komik und man fragt sich, ob es nicht gewinnbringender gewesen wäre, das Ganze mit mehr Augenzwinkern zu erzählen und all die Rock’n’Roll-Stereotype aufs Korn zu nehmen.

Stattdessen gibt „Daisy Jones & the Six“ sehr ernsthaft die Bandstory zu Protokoll, und da vor allem den privaten Teil – durchaus stylish und charmant, aber recht langsam und klischeebehaftet.

Nina Oberbucher

Über Nina Oberbucher

Kommentare