Caroline Athanasiadis: "Sexdates dürfen nicht abgesagt werden"

Die Kabarettistin über ihr Wirbelwind-Naturell, ihre Kinder und das Geheimnis ihrer Beziehung.

Zwei Seelen stecken in ihrer Brust: die der Griechin, ob der Wurzeln ihres Vaters, sowie die der Wienerin. Lustig sind sie beide. Caroline Athanasiadis ist Schauspielerin, Kabarettistin (mit den Kernölamazonen oder solo) und Autorin. Beim freizeit.live-Event am 30.9. (alle Infos dazu hier) können Leser ihr Fragen stellen – und sich selbst ein Bild machen.

Was bedeutet Humor für Sie? 

Humor ist mein ganzes Leben. Ohne Humor wäre ich schon tot und gestorben.

Wie meinen Sie das?

Mein Lebensmotto ist: nicht ärgern, nur wundern. Ich bemühe mich, nicht alles so ernst zu nehmen, den Alltag nicht zu schwer. Humor trägt dazu bei. Und ich muss sagen: Es geht mir erheblich besser damit.

Was macht einen guten Schmäh aus?

Gutes Timing. Durch Duktus, Betonung und richtigen Einsatz zur rechten Zeit kann ein und derselbe Satz extrem langweilig wirken – oder eben extrem lustig.

Auf Ihrer Website beschreiben Sie sich als „erotisch knurrenden Wirbelwind“. Wie ist das denn gemeint?

Mit dem erotischen beziehe ich mich auf mein Kabarettduo als „Kernölamazonen“. Wir nehmen da die Rolle der Männer ein, geizen nicht mit Komplimenten und sagen auch mal alles, was wir wollen. Und „Wirbelwind“ bin ich einfach von Natur aus. Nicht umsonst nennt man mich auch mit Spitznamen wie „Miss 100.000 Volt“ oder „Speedy“.

Sie sind ja bekennende Schnellrednerin. Was bremst Sie auch einmal ein?

Einbremsen lasse ich mich nicht wirklich. Höchstens von meinem Mann – er entschleunigt mich und das genieße ich auch. Von selbst gelingt mir das nur schwer. Aber er schafft das. Auch meine Kinder zeigen mir, dass ich auch mal langsam tun muss.

Gehen Ihre Söhne Lukas, 14 und Oskar, 7, in allem ein ähnlich hohes Tempo wie Sie?

Der Kleine kommt, befürchte ich, nach mir, ist quirlig und lustig. Der Große ist ebenfalls kreativ begabt, aber dafür bedacht und ruhig.

Waren Sie immer schon so eine, pardon, Rampensau?

Eindeutig, ja. Schon im Kindergarten steckten sie mich zu den Älteren, um mein Temperament zu zügeln. Gelungen ist das nicht. Ich war immer schon der Klassenclown. Und das hat sich auch nicht verändert.

Spielen Sie Ihren Kindern Ihre Sketches vor, ob sie taugen oder nicht?

Dem Älteren, ja. Er sagt mir ehrlich, was er lustig findet und was nicht und meint dann immer: Was, das willst du wirklich bringen? Du bist ja verrückt! (lacht)

Ihr Vater ist Grieche, sprechen Sie griechisch?

Nicht flüssig, aber ich kann mich gut auf Griechisch unterhalten. Einmal im Jahr besuche ich fix die Familie meines Vaters in Thessaloniki. Ich bin dort extrem gern.

Souvlaki oder Schnitzel, was bevorzugen Sie?

Ich liebe beides! Aber Souvlaki esse ich wahrscheinlich öfter als Schnitzel. Mein ganzes Leben dreht sich um Kulinarik, mein Vater hat früher Essen aus Griechenland importiert und am Naschmarkt verkauft. Ein Lebensmittel, das ich immer im Kühlschrank habe: Feta-Käse!

Sie sind aber auch eine richtige Wienerin. Ihr Lieblingsspruch?

„Werd a Säuln, i schwimm um die Panier“: Den Spruch habe ich zum ersten Mal in der Oper gehört. Ein Mann hat ihn zu seiner Frau gesagt, er meinte, sie solle hier warten, er würde die Mäntel von der Garderobe holen. Auch witzig: der Ausdruck „Schenkelspreizer“ für ein Glas Sekt. Ich liebe es, wie blumig und fantasievoll die Wiener Sprache ist und finde es schade, dass sie ausstirbt.

Zu Anfang des Jahres ist Ihr Buch „Heute hab ich nichts zu tun, außer ...“ erschienen. Es soll Frauen Mut machen.

Familie, Job, Alltagsstress: Mir war wichtig, dass Frauen wissen, dass sie nicht alleine sind mit ihren Sorgen. Und sie nicht alles alleine stemmen müssen. In den sozialen Medien sieht man immer nur, wie perfekt alles läuft. Das geht auch ehrlicher. Es ist nichts dabei, um Hilfe zu bitten. Das alles wollte ich auf humorvolle Weise thematisieren – es ist kein Besserwisser-Buch und kein Ratgeber!

Haben Sie sich manchmal allein gelassen gefühlt?

Natürlich. Wirklich frustriert hat mich aber, als ich meinen Sohn damals mit zwei Jahren in den Kindergarten gegeben habe. Viele Mütter dort fanden das viel zu früh und ich wurde dafür als Rabenmutter angefeindet. Dabei ging es mir nicht darum, mein Kind abzuschieben, sondern mit meinem Beruf zu vereinbaren. Männer müssen sich dafür nie rechtfertigen. Das finde ich ungerecht.

Sie plädieren bei einem stressigen Alltag auch für das Vereinbaren von Sexdates in einer Beziehung.

Absolut. Die Beziehung zum Vater meines ersten Kindes ging in die Brüche, weil wir nie Zeit zu zweit verbracht haben. Ich hatte davor gewarnt, und so kam es auch. Diese Dates dürfen auch nicht abgesagt werden, selbst wenn man müde ist. Höchstens 40 Grad Fieber sind ein Entschuldigungsgrund. Zeit für Kino oder Essen sind ein Muss – das verstehen auch die Kinder. Und die Beziehung dankt es einem.

Alexander Kern

Über Alexander Kern

Redakteur KURIER Freizeit. Geboren in Wien, war Chefredakteur verschiedener Magazine, Gründer einer PR- und Medienagentur und stand im Gründungsteam des Seitenblicke Magazins des Red Bull Media House. 12 Jahre Chefreporter bzw. Ressortleiter Entertainment. Schreibt über Kultur, Gesellschaft, Stil und mehr. Interviews vom Oscar-Preisträger bis zum Supermodel, von Quentin Tarantino über Woody Allen bis Jennifer Lopez und Leonardo DiCaprio. Reportagen vom Filmfestival Cannes bis zur Fashionweek Berlin. Mag Nouvelle Vague-Filme und Haselnusseis.

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