Der Elvis aus Bad Ischl: Al Cook spielt im Schutzhaus zur Zukunft auf

Alois Koch hat den Blues. Und das schon ganz lange. Als Al Cook feiert der Elvis aus Bad Ischl am Samstag in Wien 77. Geburtstag.

Man muss nicht am Mississippi Delta auf die Welt kommen, um den Blues zu haben. Sicher, es hilft, aber auch als Alois Koch aus Bad Ischl geht einiges.

Leadbelly sagte zwar einmal: "Kein Weißer hat je den Blues gehabt, dazu war er nicht verzweifelt genug." Aber der legendäre Bluesmusiker aus Louisiana konnte auch nicht ahnen, wie schmerzlich es ist, im Nachkriegsösterreich aufzuwachsen, wo man doch schon als Fünfzehnjähriger sein Herz an den Sound des US-amerikanischen Südens verloren hat.

Geboren in Bad Ischl, aufgewachsen in Wien-Erdberg hatte besagter Teenager 1960 sein Idol im Kino erblickt: Elvis im Film "Gold aus heißer Kehle"/"Loving You". Ab da gab es vorwiegend drei Ziele im Leben des Alois Koch: eine Haartolle wie Elvis, einen Slang wie Elvis und eine Gitarre wie der King dieser neuen, fremdartigen Klänge.

Haarschopf und Spruch nahmen rasch die gewünschte Formen an. Die Bühnenshow erarbeitete sich der ambitionierte Mechanikerlehrling mit einem Teppichpracker. Aber bis zur ersten Gitarre sollte es noch dauern.  

Drei Jahre später wurde Alois Koch in der Wiener Westbahnstraße fündig. In der Auslage eines kleines Musikaliengeschäfts erblickte er ein Instrument, für das er seinen gesamten Lehrlingslohn ausgab. Angesichts der Gitarre schwante seinem Vater Schlimmes. "Er drohte, dass er sie aus dem Fenster wirft, wenn ich nicht in einem halben Jahr auf ihr spielen kann", so Alois Koch, der sich sofort an Üben machte.

Kein Kopfzerbrechen hingegen kostete ihm die Suche nach einem passenden Künstlernamen. Von Alois Koch nach Al Cook ist es ja auch kein breiter Weg; selbst für einen, der nie amerikanischen Boden betreten hat, nicht.

In der großartigen Musikdokumentation "This is the Blues" von Hermann Peseckas erzählt der Musiker, wie er im Do-it-Yourself-Verfahren zum Profi wurde.

Dass er es noch heute drauf hat, beweist Al Cook einen Tag vor seinem 77. Geburtstag. Am Samstag um 20 Uhr tritt der selbsternannte "White King of Black Blues" mit Trio im Schutzhaus zur Zukunft auf der Schmelz in Wien Rudolfsheim-Fünfhaus auf. schutzhaus-zukunft.at  Alles Gute und toi, toi, toi!

Bernhard Praschl

Über Bernhard Praschl

Bernhard Praschl, geboren 1961 in Linz. Als Stahlstadtkind aufgewachsen zwischen Stadtwerkstatt und Brucknerhaus. 1978 erster Manager der Linzer Punk-Legende Willi Warma. 1979 Studium der Politikwissenschaft und Publizistik an der Uni Wien. Zivildienst im WUK; 1986 Institut für Höhere Studien, Wien. 1989-1992 in der Die Presse, seit 1992 Redakteur im KURIER, 1994 Statist in Richard Linklaters "Before Sunrise", seit 1995 in der FREIZEIT. 2013 "Das kleine ABC des Geldes. Ein Lesebuch für Arm und Reich" (Czernin Verlag). Nach frühen Interrailreisen durch Europa (Portugal bis Irland) und Autofahrten entlang der California State Route und dem Overseas Highway nach Key West jetzt wieder Bahnfahrer - und E-Biker.

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