Warum backen wir gerade zu Weihnachten so viel und gerne?
Vanillekipferln, Kokosbusserln & Co: Woher unsere unbändige Lust aufs Backen kommt.
Durch die Luft wabert eine Mehlwand. Die Küchenplatte ist in Staubzucker getaucht. Ausstechformen in Gestalt von Sternen, Tannenbäumen, Rentieren und zipfeligen Weihnachtsmännern liegen an allen möglichen Stellen verteilt. Das Nudelholz wird geschwungen und es duftet herrlich nach Vanille, Zimt und Schokolade. Klingt nach Chaos? Ja, aber genau so soll es sein. Und genau so lieben wir den Advent. Mit Linzeraugen und Kokosbusserln. Mit Husarenkrapferln und Zimtsternen. Und selbstverständlich mit Vanillekipferln.
Advent ist Fastenzeit
Jedes Jahr aufs Neue überkommt die meisten von uns rund um Weihnachten die unbändige Lust zu backen. Was dahinter steckt ist aber nicht nur der Appetit auf süßen Genuss.
Das große Backen hat einen christlichen Hintergrund, der zuerst in Klöstern des Mittelalters vorgekommen ist. Zu Ehren weihnachtlicher Feiertage wurde dort festliches Gebäck zubereitet und auch Notleidende wurden damit beschenkt. Was heute kaum noch bekannt ist und schon gar nicht befolgt wird: Eigentlich ist der Advent eine Fastenzeit. Das Fasten ist Buße, begann früher nach dem Martinstag und dient als Vorbereitung auf Weihnachten. Erst dann wurde das Backwerk auf den Märkten rund um die Kirchen verkauft und es durfte genascht werden.
Die perfekte Hausfrau bäckt
Viele der Zutaten waren früher selten und extrem teuer. Zucker kam aus Übersee, Honig, Rosinen und viele Gewürze rar dargebotene Ingredienzen. Beim urkundlich erstmals 1329 erwähnten Christstollen erlaubte erst ein Brief von Papst Innozenz VIII. 1491 die Verwendung von Butter.
Dass die Freude am Backen von den Klöstern Eingang in die Familien fand, identifizierte die Alltagskulturforscherin Christiane Cantauw im Spiegel einmal so: In der Biedermeierzeit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wäre das „Ideal der bürgerlichen Hausfrau“ entstanden – und „Hausgebackenes stand als Nachweis ihrer Tüchtigkeit hoch im Kurs.“ Ende des 19. Jahrhunderts revolutionierte dann Dr. Oetker das Backwerk: Mit Entwicklung und Produktion des Backpulvers samt Backeinleitungen sorgte er für heiße Öfen. Ein großer Erfolg, bis heute.
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