Warum fallen kleine Entscheidungen manchmal so schwer?

Wer kennt das nicht, Chaos im Kopf wegen der Qual der Wahl. Was hilft, schneller Entscheidungen zu treffen.

Es könnte einer dieser Nebeltage sein, an denen man schon morgens nicht klar sieht: Was tun, aufstehen oder liegen bleiben? Frühstücksei oder Joghurt, Zwiebellook oder Winterjacke? Egal, die Zeit rast, ab ins Büro – mit schlechtem Gewissen im Gepäck und der Überlegung, ob es nicht doch gehen könnte, Alltägliches mit mehr Leichtigkeit zu entscheiden. „Hyper-Entscheider können das, und weil sie so gut darin sind, entscheiden sie auch gleich für andere mit“, sagt Arbeits- und Organisationspsychologe Bernhard Mair. Er unterstützt Menschen dabei, Entscheidungen zu treffen und weiß, wo die Herausforderungen liegen: „Wer so agiert, wie Sie es beschreiben, entscheidet sich auch – und zwar dafür, sich  nicht zu entscheiden, sich alle Möglichkeiten offen zu halten.“ Das sei aber nicht weiter schlimm; im Austausch mit anderen Menschen wird man feststellen, dass man damit nicht allein ist.

 

Was dahinter steckt? „Wer sich nicht festlegen will, ob er etwa lieber ein Ei oder ein Joghurt will, tritt in Dialog mit zwei inneren Playern, die Unterschiedliches wollen. Die oberste ,Entscheidungsinstanz’ in Ihnen, also Ihr eigenes Ich, möchte es sich mit keinem der beiden verderben“, so der Psychologe.
Innere Player sind Repräsentanten persönlicher Wesensmerkmale in bestimmten Situationen die jeder Mensch in sich trägt. Kommunikationspsychologe Friedemann Schulz von Thun hat dafür den Begriff „inneres Team“ entwickelt. „Sie können davon ausgehen, wann immer Sie eine Entscheidung treffen – egal, ob eine große oder kleine – dass ein inneres Team von fünf bis sieben Personen miteinander agiert“, erklärt Mair. Jetzt kommt’s: Wer in der Lage ist, seinem „inneren Team“ zuzuhören, in sich hineinzufühlen, ist im Vorteil.

Das führt zu Verständnis, auch für die eigenen Bedürfnisse, und weitet letztlich den Blick für mehr Wahlmöglichkeit. Um das zu erreichen, empfiehlt Bernhard Mair, Anstehendes nach Wichtigkeit und zeitlicher Dringlichkeit sichtbar zu machen, also aufzuschreiben. Das sei auch hilfreich im Zusammenspiel mit den Playern, hilft etwa bei Diskussionen mit dem inneren Kritiker und bringt Klarheit – auch für  kleine Entscheidungen.

Frage der Freizeit

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Annemarie Josef

Über Annemarie Josef

stv Chefredakteurin KURIER freizeit. Lebt und arbeitet seit 1996 in Wien. Gewinnerin des Hauptpreises/Print bei "Top Journalist Award Zlatna Penkala (Goldene Feder)" in Kroatien. Studium der Neueren Deutschen Literatur in München. Mein Motto: Das Leben bietet jede Woche neue Überraschungen.

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