Diese Italienerin gestikuliert beim Telefonieren ganz wild mit ihren Händen

Warum gestikulieren Menschen in Italien so viel beim Reden?

Die mit den Händen reden. In Italien soll es 250 Gesten geben, die eine konkrete Bedeutung haben. Und das sollen die Gründe dafür sein.

Das Schöne an Klischees ist, dass sie mitunter ihre Richtigkeit haben. Etwa wenn das italienische Gegenüber einen Anruf annimmt und dann wirklich beginnt, die Fingerspitzen aufeinander zu drücken und auf und ab zu bewegen. Er wird wohl so etwas in der Art gesagt haben: „Was willst du denn?“ Ma che vuoi? Grandios. Was will man mehr? Oder wenn in Süditalien, dort wo die Menschen – schon wieder so ein Realität gewordenes Klischee – einerseits viel zu schnell, andererseits viel zu langsam mit dem Auto unterwegs sind, ein Lenker des vorderen Fahrzeugs offenbar mit seiner Beifahrerin debattiert. Die Gestik aus seinem Fenster heraus hat ihn verraten.

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Nur um was genau es dabei geht, ist für die Touristen nicht ganz klar. Denn in Italien gibt es 250 Gesten, die eine konkrete Bedeutung haben. „Sie drücken Wünsche, Verzweiflung, Scham oder Stolz aus“, sagte die Psychologieprofessorin Isabella Poggi vor einigen Jahren der New York Times. Das volle Programm, halt. Die Wissenschaftlerin will diese erkleckliche Anzahl an unterschiedlichen Handbewegungen entdeckt haben. So hat sie für einiges Aufsehen gesorgt.

Einige Theorien

Warum das so wichtig ist, darüber kursieren auch einige Theorien. Eine besagt etwa, dass es in überfüllten und lauten Städten wie Neapel notwendig war, mit Gesten auf sich aufmerksam zu machen. Eine andere hält es für möglich, dass die Italiener alternative Formen der Kommunikationen entwickelten, als sie vom 14. bis 19. Jahrhundert wiederholt von ausländischen Mächten besetzt waren. Und diese sollten nicht wissen, worüber man denn so sprach. Andere wiederum meinen, die Wurzeln liegen schon viel weiter zurück – und die Alten Griechen, die erwiesenermaßen gerne debattierten, hätten ausladende Gesten in den Süden des Stiefels und nach Sizilien gebracht.

Übrigens sollen Menschen in Südeuropa gar nicht mehr gestikulieren als jene in Nordeuropa. „Wir tun es nicht weniger oder weniger vielfältig“, erklärte Linguistin Cornelia Müller einmal der Zeit. Nur „fallen Gesten bei Südeuropäern ausladender aus als bei uns“.

Scusi? No! Impossibile!

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Daniel Voglhuber

Über Daniel Voglhuber

Redakteur bei der KURIER Freizeit. Er schreibt dort seit Dezember über Reise, Kultur, Kulinarik und Lifestyle. Also über alles, was schön ist und Spaß macht. Er begann 2011 als Oberösterreich-Mitarbeiter in der KURIER-Chronik, später produzierte er lange unterschiedliche Regionalausgaben. Zuletzt war er stellvertretender Chronik-Ressortleiter.

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