Fußball

Warum dauert ein Fußballspiel 90 Minuten?

Der Ball ist Rund und das Spiel dauert 90 Minuten, heißt es im Fußball gerne. Warum nach der Zeit abgepfiffen wird.

Fußballweisheiten sind so unverrückbar wie das eingegrabene Tor im Stadion: „Wer gewinnen will, muss Tore schießen“, etwa. Ganz klar. Es gewinnt nicht das Team, das am schönsten spielt oder die Spieler mit den zutätowiertesten Armen oder dem akkuratesten Haarschnitt hat. Andere Weisheiten wie jene von Andreas Brehme überzeugen durch Selbsterkenntnis: „Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß!“

➤ Hier mehr lesen:  "Mache es seit 15 Jahren": Damit geht David Beckham seiner Frau auf die Nerven

Bis auf alle Ewigkeiten einzementiert scheint der Aphorismus des legendären deutschen Bundestrainers Sepp Herberger: „Der Ball ist rund und das Spiel dauert 90 Minuten.“ Davon abgesehen, dass ein Match nie exakt 90 Minuten dauert – Stichworte Nachspielzeit oder Verlängerung –, gibt der Satz ein Rätsel auf. Also nicht, warum der Ball rund ist – es heißt ja Fußball und nicht Fußwürfel. Aber woher kommt das mit den 90 Minuten, und wieso sollte nach eineinhalb Stunden plus ein paar Minuten der Schlusspfiff ertönen?

Es waren nicht immer 90 Minuten

„Fakt ist, wir wissen es nicht“, sagt der Sporthistoriker Matthias Marschik. Im 19. Jahrhundert, als sich Fußball etablierte, existierten verschiedene Spielarten und Möglichkeiten. „Das erste offizielle Fußballspiel auf Wiener Boden zwischen der Vienna und dem Cricket and Football-Club im Jahr 1894 dauerte 100 Minuten, es gab zwei 50-minütige Halbzeiten und eine zehn Minuten lange Pause dazwischen.“ 

➤ Hier mehr lesen: Warum die Fußball-EM der Frauen so viel besser ist, als die der Männer

Als Blaupause für die 90 Minuten gilt gemeinhin das Spiel zwischen London und Sheffield am 31. März 1866. Der englische Fußballverband legte unter anderem fest, dass eine Mannschaft elf Spieler haben muss und das Spiel von 15 Uhr bis 16.30 Uhr dauert. Ohne Pause. „Wer sich mit einem gewissen System durchsetzen kann, ist eine Machtfrage“, sagt Marschik. Aber warum genau 90 Minuten, das ist ungeklärt.

Fragen der Freizeit

Hier schreiben Autoren und Redakteure abwechselnd über Dinge, die uns alle im Alltag beschäftigen.

Nicht alle wollten die Regeln in Stein gemeißelt wissen. „In den 1920ern gab es in Österreich im Arbeitersport auch Versuche, andere Kriterien wie Corner oder Fouls in das Ergebnis einfließen zu lassen.“ Daraus wurde bekanntermaßen nichts. Aber warum nicht ganz anders denken? „Man könnte auch nach Tennisregeln spielen und nach der Zahl der gewonnenen Sätze gehen“, sagt der Sporthistoriker.

Daniel Voglhuber

Über Daniel Voglhuber

Redakteur bei der KURIER Freizeit. Er schreibt dort seit Dezember über Reise, Kultur, Kulinarik und Lifestyle. Also über alles, was schön ist und Spaß macht. Er begann 2011 als Oberösterreich-Mitarbeiter in der KURIER-Chronik, später produzierte er lange unterschiedliche Regionalausgaben. Zuletzt war er stellvertretender Chronik-Ressortleiter.

Kommentare