Was Modedesigner für die Zukunft entwerfen, kann man schon jetzt kaufen
Von fast zu slow, von geschneidert zu 3-D-Print – Designer entwerfen Couture fürs Metaverse und forschen an Mode aus Datensätzen.
Schon heute gibt es vereinzelt Kleidungsstücke, die an die ferne Zukunft denken lassen, wie etwa solarbetriebene Jacken, die im Finstern ihre Farbe wechseln oder Kleider, die mittels 3-D-Print individuell angepasst werden können. Aber das ist erst der Anfang. Designer, die sich heute Gedanken zur Mode von morgen machen, müssen Klimawandel und Ressourcenverknappung in Zukunft in ihre Planung miteinbeziehen, um die Modeindustrie zum Umdenken zu bringen. Denn sie zählt zu den umweltschädlichsten Industrien der Welt.
Deshalb ist nicht nur das Modedesign selbst Thema, sondern auch umweltfreundliche Produktionsprozesse mit dem Ziel, -neutrale Kollektionen herzustellen. Internationale Design-Labs, darunter die österreichischen Designerinnen Julia Körner und Flora Miranda, forschen zu nachhaltigen, smarten Stoffen und Designprozessen und beziehen auch noch „Fairness“ mit ein.
Mode im Metaverse
Modekonzerne wie Gucci & Co untersuchen das zukünftige Shopping-Verhalten und werden immer öfter Modekollektionen für den virtuellen Raum entwerfen, in dem man Mode gleich shoppen kann. Fragt man sich heute noch, was man fürs Büro anziehen soll, wird man sich in Zukunft darüber Gedanken machen, welcher Look für den Auftritt im digitalen Raum passt. Schon heute kaufen Kundinnen Luxus-Outfits doppelt. Einmal, um damit im echten Leben stylisch auszusehen, und ein zweites Mal für ihren Roblox-Avatar, um im Metaversum eine gute Figur zu machen.
Will man in den Meta-Citys bei Gucci, Balenciaga, Louis Vuitton & Co shoppen, bezahlt man mit Kryptowährungen wie MANA, Token wie SAND und AXS. Heute die gängigsten Zahlungsmittel auf Metaverse-Plattformen wie Decentraland, The Sandbox und Axie Infinity. Luxuslabels sehen das Metaverse als Versuchslabor, toben sich darin aus und entwerfen fantastische Roben.
Ein Trend, der sich laut Anna Wintour, Chefin der US-Ausgabe der Vogue, verstärken wird. „Designer, die so arbeiten, werden bekannter und einflussreicher denn je. Mit Spannung warte ich darauf, was sie als Nächstes tun“, sagte Wintour anlässlich der Präsentation einer Metaverse-Welt von Vogue China, bei der junge Designer ihre Entwürfe zeigten.
Solar, digital, vegan
Die Mode-Wissenschafterinnen Flora Miranda und Julia Körner erforschen wiederum Designprozesse, um Produktionen so zu automatisieren, dass nur dann Kleidungsstücke produziert werden, wenn sie auch gekauft werden. Miranda stellt sich zusätzlich die Frage, wie Daten für Mode eingesetzt werden können.
„Daten sind seit Jahren im Mittelpunkt meiner Arbeit. Das Buch Einsteins Schleier von Nobelpreisträger Anton Zeilinger hat meine Sicht auf die Welt verändert.“ Die Salzburgerin nutzt Datensätze ihrer Kunden, die sie aus den Social-Media-Kanälen bezieht, und macht daraus personalisierte Silikon-Kleider. Manchmal schreibt sie selbst die Codes dafür. „Meine ,IT-Pieces’ haben nichts mit It-Girls zu tun, sondern stehen für IT, also Information Technology.“
Die veränderbaren Kleidungsstücke reagieren auf individuelle Daten der Kunden, wie etwa auf persönliches Befinden und Temperatur. "Der datengetriebene Designansatz wird in der zukünftlichen Mode ganz normal sein wird, wenn ich meine Arbeit gut mache und so normal sein, wie heute das Weben oder Stricken - mittlerweile alteingesessene Technologien", so die Designerin.
Julia Körner wiederum setzt biologisch abbaubares Material bei ihrer 3-D-Drucktechnologie ein und produziert lokal. Ihre Couture-Fashion Pieces wurden auch schon bei der Paris Fashion Week gezeigt. Auch die Modestoffe selbst werden in Zukunft ausgeklügelter und individuell anpassbar.
Smarte Sensoren regulieren Wärme in Winterjacken, wie jetzt schon etwa bei den beheizbaren, wasserdichten Jacken von AlphaTauri, dem Modelabel von RedBull, das in neue Technologien investiert. Seit 2020 stellr das Label in Kooperation mit der Deutschen Telekom und Schoeller Textil AG Kollektionen smarter, beheizbarer Kleidung her.
Auch das Designerduo Nick und Steve Tidball stellt unter seinem Survival-Wear-Label Vollebak Jacken her, die mit Solarenergie gespeist werden, nachts leuchten und sogar beschrieben werden können. Auch antibakterielle Kleidung sowie unzerstörbare Mars-Jacken, die mit einer Gravitationstasche ausgestattet sind, sind in Entwicklung. Denn solide Qualität, die den Wandel von Fast- zu Slow-Fashion beschleunigt und Mode produziert, die kein Verfallsdatum hat, wird immer wichtiger. Auch der Trend zu pflanzlichen Materialien setzt sich fort.
So stellt Marina Hoermanseder, bekannt durch Leder-Bondage-Röcke, diese heute aus Piñatex, veganem Leder, her. In Zukunft werden wir also Kleider tragen, die selbstständig auf unsere persönlichen Bedürfnisse reagieren können.
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