Ein Modehype der Freiheit schenkt: Wie Berufskleidung alltagstauglich wurde
Die „Workwear“- Ausstellung in Rotterdam zeigt, woher Modedesigner ihre Ideen zu funktioneller Casual-Wear nehmen. Overalls, Cargo-Pants & Co kommen aus der Arbeiterwelt.
Schicke Stilettos und kostbare Cocktailkleider bleiben natürlich weiterhin im Schrank modebewusster Frauen. Aber ehrlich, wie oft hat man Gelegenheit sie anzuziehen? Viel öfter greifen doch alle, die ihren Job-Alltag nicht im Businesskostüm verbringen, in den Kleiderkasten, um schnell etwas zu finden, was alltagstauglich, praktisch, robust und bequem ist.
Und unter nahezu jeder modischer Casual-Wear findet sich heute etwas, das von der Arbeitskleidung früherer Berufe inspiriert wurde – auch wenn man sich dessen heute gar nicht mehr bewusst ist. Denn auch Jeans gehören dazu.
So war Marylin Monroe eine der ersten Pionierinnen die die Arbeitskluft der Goldgräber zum It-Teil machte. Als sie 1954 in dem Film "River of No Return“ Blue-Jeans trug, wurde sie damit zum Role-Model für emanzipierte Frauen. Die Original-Denim der Amerikanischen Navy aus dem Film wurde Teil einer Modesammlung von Tommy Hilfiger, der sie vor einigen Jahren versteigern ließ. Preis: stattliche 40.000 Dollar.
In den 1950er-Jahren waren Jeans noch shrink-to-fit-made. Die Hose mit der Marylin am Santa-Monica-Beach ins Meer sprang, um sie an ihren Körper anzupassen, hatte exakt ihre Formen.
Mode, die Freiheit schenkt
Heute haben sich Modedesigner von Stella McCartney, über Polo Ralph Lauren bis Miu Miu viele praktische Details und Schnittmuster von Arbeitskleidungen abgeschaut und in ihre Kollektionen einfließen lassen, um Frauen von heute ein Stück Freiheit zu schenken.
Denn darum geht es. Selbst Jane Birkin war 1984 noch eine Mode-Pionierin. Sie holte mit ihrer Birkin-Bag den Alltag in die luxuriöse bürgerliche Taschenwelt von Hermès, als sie eine Tasche in Auftrag gab, die für ihren Hippie-Lifestyle geeignet war: groß, elegant und sportlich mit praktischen Innenfächern, um darin alles zu verstauen, was man an einem Weekend braucht. Die ehemalige Satteltasche sollte ein schickes Werkzeug für den Alltag emanzipierter Frauen sein.
Heute haben funktionale Details und Designs aus den Archiven der Militär- und Berufsbekleidung, wie Blasbalgtaschen, Overalls, Cowboyboots, Karabiner, Satteltaschen, Parkers, Bomberjacken, Holzfällerhemden und vieles mehr, den Weg auf die Catwalks gefunden.
Einige Berufe existieren heute nicht mehr in dieser Form, ihre Arbeitskleidung wurde aber aus der Mottenkiste geholt, neu adaptiert und Teil der Kulturgeschichte.
Ausstellung workwear in Rotterdam
Es war der britische Politiker Winston Churchill, der das Tragen von Arbeitskleidung in der Freizeit salonfähig machte, während des Zweiten Weltkriegs einen Overall, den "Sirenanzug“ entwarf und die Schnittmuster unter der Bevölkerung verteilte, damit sie den Overall nachschneidern konnten.
Bis 10. September zeigt die Ausstellung "Workwear“ in Rotterdam Churchills Overall und einen Überblick von der ersten Mondkleidung bis zu Kollektionen von Modedesigner Massimo Osti, dem Gründer von Stone Island, oder Nigel Cabourn, der für sein von Militär- und Navy-inspiriertes Label bekannt ist, sowie Stücke aus privaten Sammlungen wie dem G-Star-Archiv oder dem Rijksmuseum.
von G-Star
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