Herrenzimmer

Die coolsten Gadgets von James Bond: Er will doch nur spielen!

James Bond – das bedeutet auch Spielsachen, wie sie jeder Bub gerne hätte. Hier ein Überblick der letzten 50 Jahre.

Es ist wie Weihnachten, ein liebevolles Ritual, so regelmäßig und mit Freude erwartet, als wäre es die Bescherung selbst: James Bond in der Werkstatt des strengen aber irgendwie doch gütigen „Q“, des Chefs der Forschungsabteilung beim britischen Geheimdienst MI6. Beinahe, als würde man am verzauberten Nordpol herumstolpern, wo Santas kleine Elfen all die hübschen Spielsachen für die Kinder dieser Welt herstellen. Und man darf alles ausprobieren! Was heißt ausprobieren? Einige der klassesten Kreationen darf Bond sich sogar mitnehmen – kein Wunder, dass gerade diese Szenen bei den Kids richtig beliebt sind, vor allem bei den Jungs. Den kleinen wie den großen.

Wie passend, dass sich der gute James Bond in diesem Weihnachtskinderparadies auch tatsächlich benimmt, als wäre er ein kleiner Bub, dem vor lauter Lichtern die Sicherungen durchgehen. „Passen Sie auf“, muss ihm der geplagte Mr. Q ständig zuknurren, wenn Bond sich mit der Aufmerksamkeitsspanne eines hyperaktiven Fünfjährigen durch die High-End-Gadgets wühlt. Nur um ihm dann doch im letzten Augenblick einen Detonationsradiergummi oder ein Pfeilfroschgift-Ohrenstäbchen zu entreißen. Nein, diese Gadgets gab es nicht wirklich, aber Sie wissen, was gemeint ist.

Bubenträume

Und man kann Q regelrecht ansehen, dass er dem bösen Buben am liebsten eins auf die Finger geben würde, was in englischen Schulen übrigens bis 1986 durchaus erlaubt und teilweise auch üblich war. Da er aber der gütige Weihnachtsmann ist, belässt er es beim Knurren.

Und erst der Wagenpark, auf den der coolste aller Agenten zugreifen kann! Aston Martin, eh klar, mit dem berüchtigten Schleudersitz (der rote Knopf!) und Maschinengewehr. Dazu der Sunbeam Alpine (Dr. No, 1962), Bentley Mark IV (From Russia With Love, 1963), Lotus Esprit (The Spy Who Loved Me, 1977), BMW Z8 (The World Is Not Enough, 1999), der wunderbare Ford Fairlane (Die Another Day, 2002) – sogar einen 2 CV fuhr der Kerl mit Bravour! Also praktisch alles, was sich ein Autofan so erträumt ...

Soooo nostalgisch

Ein Blick zurück auf die frühen Wunder der Technik, die Mr. Bond vom unermüdlichen Q zur Verfügung gestellt worden sind, lässt einen allerdings beinahe ein wenig sentimental werden.

Ein als Kleiderbürste getarntes mobiles Telefoniegerät war 1973 (Live And Let Die) ein unvorstellbares Teil, Science Fiction pur. Heute nennen wir so etwas Handy, lesen damit außerdem noch Zeitung, chatten mit unseren Socialmedia-Buddys, hören Musik und machen Fotos. Ein sperriger Mittelformat-Fotoapparat mit eingebautem Kassettenrekorder, um geheime Tonaufnahmen zu machen (From Russia with Love, 1963)? So retro, und irgendwie richtig cool. Kalter Krieg, natürlich, aber auch eine Zeit, in der Gut und Böse klar definierte Größen waren und Fortschritt von ALLEN herbeigesehnt wurde. Teflon und alle die Wundermittel, die angeblich aus der Raumfahrt kamen, und die herrlichen neuen Stoffe, Perlon, Nylon, Dralon – das alles schwingt in diesen frühen Bonds mit!

Ebenfalls schräg bis beinahe rührend nostalgisch: Ein Handy, dessen Antenne als Dietrich verwendet werden kann (Tomorrow Never Dies, 1997) – heute würde Bond wohl vor verschlossenen Türen stehen bleiben müssen. Explodierende Zahnpasta (Licence To Kill, 1989), ein als Ghettoblaster getarnter Raketenwerfer (The Living Daylights, 1987), eine Polaroidkamera mit Laserkanone (Licence To Kill, 1989). Und noch etwas, das wohl jeder mathematikgeplagte Schüler gerne gehabt hätte: Den explodierenden Kugelschreiber (GoldenEye, 1995) – oder doch lieber die Füllfeder, mit der man Lehrer belauschen kann (Octopussy, 1983)?

Bleibt die – leider bisher nie gestellte – Frage, woher Q schon am Anfang des Filmes eigentlich immer wusste, dass Bond genau dieses spezielle Gimmick brauchen würde, um heil aus seinem nächsten Abenteuer rauszukommen? Steckt er gar mit den bösen Jungs unter einer Decke? Aber vielleicht sollte man nicht so misstrauisch sein, gerade bei Bond-Filmen. Vielleicht ist es ja ganz einfach, weil Q tatsächlich der Weihnachtsmann ist, der alles weiß.

©imago stock&people

Gips-Kanone  
Eine von etlichen Erfindungen Qs, die nie eingesetzt werden. Aus seinem Gips schießt er einen Raketensprengkopf, der verheerende Wirkung hat, Bond ist beeindruckt. (Golden Eye, 1995)

©Allstar/United Artists

Die Röntgenbrille  
Für Pierce Brosnan wurden in „The World Is Not Enough“ (1999) geheime Männerträume war: Er bekam X-Ray-Specs, also Röntgenbrillen, wie sie jahrzehntelang in Groschenromanen und Regenbogenmagazinen beworben wurden. Bond sollte damit nach versteckten Waffen suchen. Hat er das? Ja, auch ...

©Bas Czerwinski / ANP / picturedesk.com

Kletterhaken-Gewehr
Eine Knarre, das  Kletterhaken in Felsen oder Beton schießt. Klingt, als könnte es so etwas tatsächlich geben. Tut es aber nicht. Bond verwendete die Dinger in „Goldfinger“, „Diamonds Are Forever“ – und  „GoldenEye“. Hier hatte das Teil noch eine integrierte Laserkanone. Krass.

©mauritius images / Alamy / Andrew Twort/Alamy / Andrew Twort/mauritius images

Zippo   
Wer dieses  Feuerzeug hat, sollte auch Streichhölzer mitnehmen. Feuer geben kann man damit nämlich nicht, dafür fotografieren. Wie Bond in „Moonraker“ (1999). Gibt’s in echt um 90 €!

©Allstar/United Artists

Smart Watch? 
Nichts Besonderes mehr heute, sieht ein bisschen nach Retro-Digitaluhr aus. Aber 1983 war diese Armbanduhr, mit der Bond elektrische Geräte ansteuern und Videos sehen konnte, der absolute Wahnsinn.

©Omega

Omega Seamaster   
„Und was kann sie?“, fragte Daniel Craig als Q ihm die erste Edeluhr überreichte. „Sie zeigt die Zeit an. Das sollte Ihnen mit Ihrem Pünktlichkeitsproblem helfen“, antwortete der trocken. In „Spectre“ war seine Uhr dann aber wieder hochexplosiv. Welche Zusatz-Features die neue Seamaster 300M hat, ist quasi ein Staatsgeheimnis. Wir raten:
tödliche Laserstrahlen? Ein Enterhaken? Eine Kochplatte?

Andreas Bovelino

Über Andreas Bovelino

Redakteur bei KURIER freizeit. Ex-Musiker, spielte in der Steinzeit des Radios das erste Unplugged-Set im FM4-Studio. Der Szene noch immer sehr verbunden. Versucht musikalisches Schubladendenken zu vermeiden, ist an Klassik ebenso interessiert wie an Dance, Hip-Hop, Rock oder Pop. Sonst: Texte aller Art, von philosophischen Farbbetrachtungen bis zu Sozialreportagen aus dem Vorstadt-Beisl. Hat nun, ach! Philosophie, Juristerei und Theaterwissenschaft und leider auch Anglistik durchaus studiert. Dazu noch Vorgeschichte und Hethitologie, ist also auch immer auf der Suche einer archäologischen Sensation. Unter anderem.

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