Farben, Schnitte, Trends: Das bringt das Modejahr 2024
Pfirsich- und Pastelltöne dominieren die Farbpalette, der Stil wird dezenter. Im Trend liegen Secondhand-Börsen – parallel dazu schrumpft der Luxusmarkt, sagen Marktanalysten.
Modetrends geben nicht einfach nur vor, welche Farben, Schnitte und Accessoires angesagt sind, sie sind immer auch eine Antwort auf die Entwicklungen in der Gesellschaft. 2023 befand sich die Welt inmitten von Krieg, Leid und Naturkatastrophen. Nicht ohne Grund wählt deshalb das Pantone Color Institute einen zarten, warmen und versöhnlichen Ton zur Trendfarbe des Jahres 2024. Es handelt sich um die Farbe „PeachFuzz“, ein Pfirsichfarbton. Das Farbinstitut argumentiert die Wahl folgendermaßen: „PeachFuzz vermittelt ein Gefühl der Liebenswürdigkeit, eine Botschaft der Zuwendung und des Teilens, der Gemeinschaft und der Zusammenarbeit.“ Und noch mehr soll die Wahl bedeuten: Aus der Farbe soll Geborgenheit geschöpft und Frieden gefunden werden.
Die Mode wird zurückhaltender
Doch nicht nur Pfirsich wird uns im Modejahr 2024 begleiten, sondern verschiedene Rottöne von Kirsch- über Tomaten- bis zu Weinrot. Auch zarte Farben wie Hellblau, Flieder und Gelb lassen uns im Frühling 2024 erstrahlen. Jeder Trend löst einen Gegentrend aus: Im Jahr 2023 stand alles im Zeichen von Barbie-Pink und der modischen Rückkehr der Nullerjahre. Im neuen Jahr geht es stilistisch um einiges ruhiger zu. Hochwertige Basics sind angesagt, weit geschnittene Jeans, einfache Tanktops, elegante Kleider und flache Schuhe wie die Mary Janes oder spitze Heels mit Minimalabsatz sind en vogue. Maximale Aufregung schaffen Fransenlooks wie bei Akris oder die Farbe Weiß mit Cut-outs bei Valentino.
Enorme Herausforderungen
Neben den aktuellen Modetrends kommen auf die Modewelt härtere Zeiten zu. Laut aktuellem Report der Unternehmensberatung McKinsey steht ihr ein unsicheres Jahr bevor. Die unbeständige globale Wirtschaftslage führt zu einem Rückgang der Ausgaben in den wichtigsten Modemärkten. Und auch das zuletzt massive Wachstum der Luxusbranche könnte in diesem Jahr zurückgehen. Achim Berg, Senior Partner bei McKinsey: „Das globale Wachstum des Luxussegments wird sich 2024 voraussichtlich auf drei bis fünf Prozent verlangsamen, da die Verbraucher ihre Ausgaben aufgrund der Inflation eher zurückfahren werden.“
Einzig die Erholung des weltweiten Tourismus gibt laut McKinsey Chance auf Zuversicht. Denn die internationale Reisetätigkeit wird 2024 das Niveau von 2019 um bis zu 10 Prozent übertreffen. Shopping steht oben auf der Wunschliste der Reisenden. 80 Prozent der befragten Personen aus den USA, Großbritannien und China planen, im Urlaub vermehrt Kleidung zu kaufen.
Künstliche Intelligenz
Weitere Trends auf dem Modesektor: Die Künstliche Intelligenz wird uns 2024 weiter begleiten. Sei es bei den Entwürfen der Designer, in der Kampagnengestaltung oder auch direkt in den Geschäften. Dort wird sie zwar nicht die Verkäufer ersetzen, diese aber mit „Superkräften“ – nämlich unseren Daten – ausstatten. Anhand der KI weiß das Personal auf einen Klick, was uns gut gefällt oder zu unseren bisherigen Einkäufen passen könnte.
Secondhand boomt
Ein Sektor, der im Jahr 2024 weiter wachsen wird, ist das Geschäft mit gebrauchter Kleidung. Das internationale Beratungsunternehmen KPMG schätzt, dass der Secondhand-Zweig bis zum Jahr 2030 ein Fünftel des gesamten Modemarktes ausmachen könnte. Viele Moderiesen sind bereits auf den Hype aufgesprungen: Vor zwei Jahren startete der schwedische Konzern H&M äußert erfolgreich seine Secondhand-Plattform „Sellpy“. Jetzt zieht auch der spanische Konzern Zara nach. Auf der Plattform „Zara Pre-Owned“ können gebrauchte Outfits verkauft, gespendet oder auch repariert werden. Damit will Zara rund drei Millionen zusätzliche Kunden gewinnen. Auch der Versandriese Amazon widmet sich vermehrt diesem Zweig und bewirbt mittlerweile seine Websites für runderneuerte oder zurückgeschickte Produkte. Im Jahr 2022 wurden in Europa zehn Millionen zurückgeschickte oder gebrauchte Produkte auf Amazon gekauft. Hier findet vor allem bei den Jüngeren ein Umdenken statt. Aber auch die ältere Zielgruppe öffnet sich der Mode aus zweiter Hand. Und dies ist notwendig, denn die Modebranche produziert noch immer Berge an Textilabfällen.
Kampf dem Textilmüll
In den vergangenen 20 Jahren hat sich die Textilproduktion verdoppelt, gleichzeitig hat sich aber die Tragezeit der Kleidung extrem verkürzt. Neu gekaufte Kleidungsstücke werden in der Regel nur sieben bis acht Mal getragen. Jedes Jahr landen somit 5,8 Millionen Tonnen Textilartikel und Schuhe in Europa auf dem Müll. Ein erster Schritt wurde von der EU bereits ins Rollen gebracht: Größere Händler dürfen unverkaufte Kleidung künftig nicht mehr vernichten. Laut Ökodesign-Verordnung sollen Produkte deshalb länger halten, sich leichter reparieren oder recyceln lassen und sollten so weniger Ressourcen wie Energie und Wasser verbrauchen. Viele Unternehmen setzen daher bereits auf Recycling und Kreislaufwirtschaft und stellen neue Produkte aus Textilabfall her. Laut Studien könnten aus mindestens einem Fünftel des Textilabfalls neue Kleidungstücke oder Accessoires wie Taschen oder Rucksäcke entstehen.
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