Edles Accessoire: Die geheime Sprache des Fächers

Er war adeligen und reichen Damen vorbehalten, überbrachte verbotene Liebesbotschaften und dokumentierte das aktuelle Zeitgeschehen.

Die Ballsaison nimmt jetzt Fahrt auf, erstes großes Highlight ist der Zuckerbäckerball am 11. Jänner in der Wiener Hofburg. Die Damen bereiten  ihre großen Roben und die passenden Accessoires vor, auch ein Fächer sollte nicht fehlen. Denn im dichten Gedränge vom Tanzparkett zur Loge kann er gute Dienste erweisen, um wieder mehr Luft zu bekommen. Das edle Accessoire hat eine lange Geschichte, die es lohnt, genauer zu betrachten. 
 

Die ersten Fächer sind in der Renaissance um 1500 aufgekommen, das war auch die Geburtsstunde der Mode in den Metropolen wie Venedig oder Florenz. Michaela Lindinger, Kuratorin  im Wien Museum und auch  zuständig für die dort ansässige Modesammlung: "Die ersten Fächer waren Fahnenfächer.  Ein Stoffstück auf einem Stangerl. Vorgekommen sind sie vor allem in Venedig. Dort waren die reichen Damen, die Ehefrauen der Dogen, zuhause und nach ihnen haben sich alle anderen Frauen gerichtet. Sie waren quasi die ersten Modeidole.“

Mit der Veränderung der Mode war es auch mit manchen althergebrachten Accessoires vorbei. Der verstorbene Modezar Karl Lagerfeld machte den Fächer in den 1980er-Jahren noch zu seinem Signature-Look.  Lindinger: "Als ich Ende der 1980er-Jahre den Opernball eröffnet habe, gab es noch viel mehr Fächer in den Logen“. Beim Kaffeesiederball am 2. Februar gibt es ihn jedenfalls –  als Damenspende für die Ballbesucher.

Mit der Veränderung der Mode war es auch mit manchen althergebrachten Accessoires vorbei. Der verstorbene Modezar Karl Lagerfeld machte den Fächer in den 1980er-Jahren noch zu seinem Signature-Look. Lindinger: "Als ich Ende der 1980er-Jahre den Opernball eröffnet habe, gab es noch viel mehr Fächer in den Logen“. Beim Kaffeesiederball am 2. Februar  gibt es ihn jedenfalls –  als Damenspende für die Ballbesucher.

„Der Fächer war wie eine Zeitung. Große Ereignisse oder Szenen von Reisen in ferne Länder wurden darauf verewigt“

Michaela Lindinger, Kuratorin Modesammlung, Wien Museum

Edles Statussymbol 

Im 18. Jahrhundert erlebte die Fächermode ihren Höhepunkt in Paris, schon damals die Modehauptstadt der Welt.  Eine Dame der oberen Gesellschaftsschicht wechselte ihr Outfit mehrmals am Tag, ein passender Fächer gehörte dazu. Es gab Unterschiede zwischen einem Vormittag-, Nachmittag- oder Abendfächer. So konnte die Sammlung einer Dame  schon einmal 300 bis 400 Stück betragen. Lindinger: "Aber auch Schauspielerinnen und Kurtisanen, die durch Talent zu Geld kamen, trugen gerne Fächer. Alle Damen, die es sich leisten konnten, hatten dieses neue, anfangs fremdartige Accessoire, zu dem alle hingeschaut haben. Dadurch wurde  es quasi ein wenig demokratisiert.“ 

Erotisches Flirtspiel

Weil die Damen auf Bällen, im Theater oder im Konzert nicht mit fremden Männern sprechen durften, entwickelte sich eine eigene Fächersprache. Lindinger: "Es war ein erotisches Flirtspiel. In den Tanzschulen wurde die Fächersprache sowohl Damen als auch Herren  gelehrt, weil die Herren die Symbole ja sonst nicht verstehen konnten.“  Mittels Fächersprache ließen sich Nachrichten auf graziöse und lautlose Art an den Kavalier übermitteln. Jede noch so unauffällige Bewegung des Fächers hatte eine Bedeutung: Ablehnung, Zustimmung, Begehren oder die Stunde des Rendezvous. So bedeutete etwa, den Fächer über die Wange gleiten zu lassen ,Ich liebe dich‘‚ oder den Fächer in der rechten Hand vor dem Gesicht zu halten  ‚Folge mir‘. 

Das  Accessoire als Liebesbrief oder Nachrichtenübermittler: mit Schäferszenen um 1850 

©Wien Museum

Auch die Verzierungen und Motive hatten eine besondere Bedeutung. Auf dem Accessoire wurde das  aktuelle Zeitgeschehen dokumentiert. "Der Fächer war wie eine Zeitung“, betont Lindinger. Gern gezeigte Bilder waren historische oder mythologische Sujets, die Darstellung des höfischen Lebens, Bilder aus fernen Ländern oder große gesellschaftliche Ereignisse wie zum Beispiel die erste bemannte Ballonfahrt im Jahr 1783. Der Fächer zur Weltausstellung im Jahr 1873 – zu sehen im Wien Museum – war zum Beispiel so beliebt, dass er nachgedruckt werden musste.

Als Souvenirfächer zur Weltausstellung 1873 

©Wien Museum

Liebesbrief vom Kavalier  

Es waren teilweise auch sehr erotische Szenen darauf zu sehen, etwa  sich küssende oder liebende Pärchen. Expertin Lindinger: "Die Schäferszenen haben sich von Frankreich ausgehend verbreitet. Fächer mit solchen Bildern wurden als Liebesgaben überreicht. Der Galan übergab seiner Angebeteten einen parfümierten Fächer mit einer Schäferszene darauf und schrieb auch noch per Hand eine Liebesbotschaft darauf.“  

Michaela Lindinger, Kuratorin Modesammlung , Wien Museum

©Sabine Hauswirth

Mit der Veränderung der Mode war es auch mit manchen althergebrachten Accessoires vorbei. Der verstorbene Modezar Karl Lagerfeld machte den Fächer in den 1980er-Jahren noch zu seinem Signature-Look. Lindinger: "Als ich Ende der 1980er-Jahre den Opernball eröffnet habe, gab es noch viel mehr Fächer in den Logen“. Beim Kaffeesiederball am 2. Februar  gibt es ihn jedenfalls –  als Damenspende für die Ballbesucher.

Über Brigitte Biedermann

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