Bei diesen heimischen Stricklabels ist für jeden Geschmack etwas dabei

Österreichische Designer entwerfen Pullover, Hauben und Schals, die nicht nur mit Qualität punkten.

Für Christina Seewald gehört Strick zu den Königsdisziplinen des Modedesigns. „Viele denken bei Strick an Omas handgemachte Versionen, dabei ist es deutlich vielseitiger als oft angenommen“, sagt die Designerin.

Deshalb hat sich die Wienerin vor einigen Jahren nach ihrem Bachelor-Abschluss in „Textile“ am renommierten Central Saint Martins College in London für den Master-Studiengang „Fashion for Knitwear“ entschieden. „Strickware hat seine ganz eigenen Finessen. Sie ist sehr anspruchsvoll und im Grunde sehr technisch. Das finde ich so faszinierend daran.“

Mit ihrem gleichnamigen Label produziert Seewald nicht nur Wollversionen mit avantgardistischem Touch, sondern auch Strick, der auf den ersten Blick gar nicht wie Strick aussieht. „Ich möchte mit meinen Entwürfen zeigen, dass Strickmode auch ganz anders aussehen kann.“ So werden sich in ihrer Sommerkollektion 2022 auch Kreationen finden, die aus hochwertiger Viskose gestrickt sind. Seewald: „Es muss nicht immer dicke Wolle sein.“

Nachhaltigkeit leben

Bei der Produktion ihrer Kollektionen achtet die Modemacherin auf Umweltfreundlichkeit – und reiht sich damit in die immer längere Liste von heimischen Stricklabels ein, die Schlagwörter wie Slow Fashion und soziale Verantwortung nicht nur als Marketing-Gag sehen.

Das Label Mogli & Martini unterstützt mit jedem Verkauf ein Projekt für sauberes Trinkwasser in Nepal, bei Rudolf Vienna wird ausschließlich mit pflanzenbasierten Stoffen gefärbt und der niederösterreichische Familienbetrieb Horst Sitte ist seiner Produktionsstätte in Wolfpassing treu geblieben. Das Gute liegt auch in Sachen Strickmode oft nah.

Heimische Stricklabels im Überblick

Rudolf Vienna

Was früher gang und gäbe war, jedoch mit dem Aufkommen von synthetischen Farben in Vergessenheit geriet, lassen Designerin Antonia Maedel und Textilchemikerin Lisa Mladek wieder aufleben: Sämtliche Pullover, Schals und Hauben, die die beiden Wienerinnen für ihr Stricklabel Rudolf Vienna anfertigen, werden ausschließlich mit naturbasierten Farben behandelt. Im Sinne ihres nachhaltigen Konzeptes werden außerdem alle Kollektionen in einem Umkreis von maximal 150 Kilometern produziert.

Highlight der Winter-Kollektion sind Sturmhauben, die Kopf- sowie Halsbedeckung in einem  – und heuer großer Trend im Strickbereich sind. Die sogenannten Balaklava werden aus Merinowolle gefertigt und sind auch in Uni-Farben erhältlich.

Gestreifte Sturmhaube aus Merinowolle um 69 Euro (über rudolfvienna.com)

©Rudolf Vienna

Horst Sitte

Bereits im Jahr 1985 entstanden die ersten Strickkreationen des auf Strickware spezialisierten  Labels Horst Sitte. Heute führt Franziska Schilcher das Familienunternehmen, das das Konzept Slow Fashion schon lange gelebt hat, bevor es zum Trendbegriff wurde. Denn produziert wird erst nach Eingang einer Bestellung innerhalb von zwei bis drei Wochen. So wird umweltschädlicher Überproduktion vorgebeugt.

Die wenigen Stoffreste, die übrig bleiben, werden teils einem Kindgarten zum Spielen gespendet. Verarbeitet werden nur selbst gestrickte und gewalkte Stoffe aus hundertprozentiger Merinowolle, Kaschmir sowie aus feiner Viskose – vom Design bis zum Endprodukt entsteht alles ausschließlich in der eigenen Manufaktur in der niederösterreichischen Gemeinde Wolfpassing. 

Rollkragenpullover um 295 Euro (über horst-sitte.com)

©Horst Sitte

Christina Seewald

Wer auf der Suche nach Strickmode mit dem gewissen Etwas ist, dürfte bei Christina Seewald fündig werden. Ihre Pullover versieht die Wienerin teils mit auffälligen Schulterpartien, in manchen Modellen werden verschiedene Stricktechniken vereint. Den Großteil der Produktion hat die Strick-Expertin in Slowenien angesiedelt, bei der Auswahl der Garne ist Seewald die Oeko-Tex-Zertifizierung, bei der Materialien auf Schadstoffe kontrolliert werden, wichtig.

Die zahlreichen innovativen Maschinen, die es mittlerweile für die Strickproduktion gibt, ermöglichen laut Seewald das Durchstricken eines Outfits in einem Stück. Die zunehmende Symbiose aus Strick, Druck und Technologie sei eines der spannendsten Zukunftsprojekte für ihr eigenes gleichnamiges Label.

Pullover um 318 Euro (über [email protected])

©Maximilian Semlinger

Mogli & Martini

Nach den verheerenden Erdbeben in Nepal beschlossen Gregor W. Köstler und Andreas de Martini im Jahr 2015 zu helfen – und gaben für die Gründung ihres Stricklabels Mogli & Martini ihre sicheren Jobs auf. Die Pullover, Hauben und Schals werden in Handarbeit von einem kleinen Strickunternehmen in Kathmandu produziert. Die Kaschmirziegen, deren luxuriöse Wolle dabei zum Einsatz kommt, besuchen die beiden Gründer regelmäßig selbst vor Ort auf 4400 Metern Höhe.

Ein Teil der Einnahmen fließt in ein Hilfsprojekt: Da sauberes Trinkwasser in Nepal keine Selbstverständlichkeit ist, fördert das Label den Verein Nidisi. Mit der aktuellen Unterstützung kann der  gesamte Wasserbedarf einer öffentlichen Schule gedeckt werden. 

Cardigan um 270 Euro (über moglimartini.com)

©Mogli & Martini

Caleo Cashmere

Ihre Kinder Carolina und Leopoldo waren Inspiration für die Namensgebung ihres dritten „Babys“: Im Jahr 2013 gründeten die beiden Freundinnen Anna Franz und Elisabeth Bauer ihr Label Caleo Cashmere. Die Tourismus- und PR-Expertinnen nützten ihre guten Kontakte nach Italien und produzieren seitdem zeitlose Kaschmirmode.

Highlights der Kollektion sind die mit Fransen verzierten Ponchos und entzückende Babywesten und -Latzhosen. Für Herren werden kuschelweiche Jogginghosen in einem kleinen Familienbetrieb in der Toskana angefertigt. Ausflugstipp (für die Zeit nach dem Lockdown): Unweit des Rathauses in ihrer Heimatstadt Gmunden haben die beiden Oberösterreicherinnen einen Caleo-Store eröffnet.  

Fransenponcho um 485 Euro (über caleocashmere.com) 

©Caleo Cashmere

Ela Hubegger

Seit über 40 Jahren dreht sich im Hause Hubegger alles um kunstvoll bedruckte Tücher und Schals sowie exzentrische Krawatten. Daniela Hubegger führt das heimische Unternehmen  in zweiter Generation und beweist neben ihrem Gespür für abwechslungsreiche Paisley-Designs, für die sie sich auf Italienreisen inspirieren lässt,  auch ein Händchen für Strick: Das Label bietet zudem Stolen aus Merinowolle in 35 verschiedenen Farben an, die auch als Schal getragen werden können. Diese lässt die Wienerin ausschließlich in Österreich stricken.
Tipp: Auf Anfrage kann die Designerin Spezialanfertigungen außerhalb des Farben-Standardsortiments produzieren. Zu den Stolen sind auch passende Hauben erhältlich. 

Stola um 120 Euro (über [email protected])

©Ela Hubegger
Maria Zelenko

Über Maria Zelenko

Seit 2015 beim KURIER. Schreibt seit über einem Jahrzehnt über alles, was die Mode- und Kosmetikwelt bewegt.

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