Existiert das "verflixte 7. Jahr“ in einer Partnerschaft wirklich?

Marilyn Monroe machte das Phänomen 1955 mit ihrem Film "Das verflixte 7. Jahr“ weltweit bekannt. Seitdem zieht es seine Kreise. Wissenschaftler haben untersucht, ob dieses "Pechjahr“ wirklich existiert.

Eine längere Beziehung ist ebenso schön, wie sie herausfordernd ist. Doch wer schon einmal so viele Jahre mit seinem Partner oder seiner Partnerin verbracht hat, wird um die Phrase des "verflixten siebenten Jahres“ nicht herumgekommen sein. Wie auch, wenn unzählige Promi-Paare und vielleicht das ein oder andere Pärchen aus dem eigenen Umfeld die Existenz scheinbar bestätigen? Ob nun Heidi Klum und Seal, Kate Winslet und Sam Mendes oder doch Barbara und Boris Becker – sie alle sind daran gescheitert. Da stellt sich natürlich die Frage, existiert dieses Jahr in einer Partnerschaft wirklich oder ist es eine selbsterfüllende Prophezeiung, verschuldet durch Ammenmärchen des Volksmundes? Wissenschaftler haben sich dieser Frage angenommen und haben untersucht, was wirklich dahintersteckt.

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Die Theorie des verflixten siebenten Jahres bezieht sich auf die weit verbreitete Meinung, dass das Liebesglück – ganz gleich, ob in einer Ehe oder einer Partnerschaft – nach etwa sieben Jahren verschwindet. Dabei wird angenommen, dass zu diesem Zeitpunkt die Neigung zu Untreue oder Scheidung zunimmt. Dabei beruht die Annahme auf den 1955 erschienenen Film "Das verflixte 7. Jahr“, der das Konzept beleuchtete. Der Sexualpädagoge Justin J. Lehmiller hat, um diese Frage zu beantworten, einige wissenschaftliche Erkenntnisse zu diesem Thema zusammengetragen und seine Gedanken dazu in dem Magazin "Psychology Today“ publiziert.

Lehmiller kam dabei zu einem verblüffenden Ergebnis. So sei das verflixte siebente Jahr gar nicht nur ein Ammenmärchen, sondern gilt laut Studien tatsächlich als Knackpunkt der Beziehung. Der Grund dafür: Ab dem siebenten Jahr steigt die Motivation zur Untreue in einer ehelichen Partnerschaft.

Gedanken an Untreue nimmt mit den Jahren zu

In einer im Journal of Sex Research veröffentlichten Studie von Ziv und Asher („Ich schwöre, ich werde dich niemals verraten“: Von Ehepartnern berichtete Faktoren, die ihnen in Bezug auf Geschlecht, Ehedauer und Religiosität dabei helfen, außerehelichen Sex zu widerstehen“) wurden im Rahmen der Untersuchungen 313 israelische Erwachsene, die durchschnittlich 32 bis 33 Jahre alt waren, befragt, die alle heterosexuell und seit mindestens einem Jahr verheiratet waren. Die Teilnehmenden wurden nach der Wahrscheinlichkeit untreu zu sein gefragt, und die Forschenden untersuchten, wie dies mit der Dauer der Ehe zusammenhängt.

Für die Untersuchung wurden die Probanden in drei Gruppen unterteilt: kurze (< fünf Jahre), mittlere (sechs bis zehn Jahre) und langfristige Ehen (11 Jahre oder mehr). Dabei kristallisierte sich heraus, die größte Wahrscheinlichkeit des Betrugs bestand bei der Langzeitgruppe. Die Paare, die unter fünf Jahre verheiratet waren, meldeten die niedrigsten Quoten, während die mittlere Gruppe dazwischen lag. Das bedeutet, je länger ein Paar zusammen war, desto wahrscheinlicher war es, dass die Partner übers Fremdgehen nachdachten.

Unterschiede bei Männern und Frauen zu verzeichnen

Jedoch war das Muster bei Männern anders als bei Frauen. So ergab die Studie, dass insbesondere bei Männern die Wahrscheinlichkeit, zu betrügen, anstieg, je länger die Beziehung andauerte. Frauen hingegen gaben an, dass die Wahrscheinlichkeit des Fremdgehens bei mittelfristigen Ehen am größten sei – die Wahrscheinlichkeit des Betrügens war jedoch im Vergleich in kurz- und langfristigen Partnerschaften geringer. Das bedeutet in Klartext, dass sowohl Frauen als auch Männer ans Fremdgehen denken.

Auch andere Studien untermauern Untersuchungen

Basierend auf den Daten einer landesweit repräsentativen Sexualumfrage in den Vereinigten Staaten, untersuchten Wissenschaftler, wann es in einer Ehe am wahrscheinlichsten zu Betrug kommt. Die Studienergebnisse, die im Journal of Marriage and Family unter dem Titel "A Theory of Marital Sexual Life“ veröffentlicht wurden, zeigten, dass die Wahrscheinlichkeit, untreu zu werden, bei Frauen im siebenten Jahr am höchsten war. Danach nahm das Bedürfnis zum Fremdgehen aber stetig ab. Demnach kam es bei Frauen, die 20 bis 30 Jahre verheiratet waren, praktisch nicht zu Betrug. Auch bei Männern war die Betrugsrate im siebenten Jahr besonders hoch – sank dann bis etwa zum 18. Ehejahr und begann wieder anzusteigen. Die höchste Rate an Untreue wiesen Männer auf, wenn sie 30 Jahre und mehr verheiratet sind.

Auch Scheidungen untermauern die Theorie

Der letzte zu berücksichtigende Punkt, ist der Zeitpunkt, wann Scheidungen am wahrscheinlichsten sind. Laut den Daten des US Census Bureau ist die durchschnittliche Ehedauer vor einer Scheidung etwa acht Jahre. Das passt gut zu den oben genannten Daten bezüglich Untreue. Das bedeutet, Scheidungen erreichen ihren Höhepunkt, sobald auch die Wahrscheinlichkeit eines Betrugs diesen erreicht hat.

Ein kritischer Blick auf die wissenschaftlichen Ergebnisse

Lehmiller merkt jedoch an, dass es ein paar Vorbehalte zu den Ergebnissen gibt: Erstens stammen die Daten nur von heterosexuellen Paaren, sodass man die Ergebnisse nicht auf gleichgeschlechtliche Paare übertragen kann. Zweitens ist es aufgrund der Art der Daten schwierig, zwischen den Auswirkungen des Alters und der Generation zu unterscheiden. Um konkretere Schlussfolgerungen zu ziehen, wie sich die Wahrscheinlichkeit einer Untreue im Laufe der Zeit ändert, würde es im Rahmen der Untersuchung ein Längsschnittdesign benötigen. Darüber hinaus wurde in den Untersuchungen nicht zwischen einvernehmlicher und nicht einvernehmlicher Nicht-Monogamie unterschieden. Zuletzt merkt Lehmiller an, dass keine dieser Studien eine direkte Antwort gibt, warum gerade das siebente Jahr anfällig für Untreue ist. Diesbezüglich könne man also nur spekulieren.

Einige Wissenschaftler argumentieren, dass es daran liegt, dass sich Menschen nur im Sieben-Jahres-Rhythmus bewegen. Die einfachste Erklärung jedoch wäre, dass die Flitterwochenphase zu Ende ist und sich Differenzen abzeichnen. Denn wenn wir aufhören, unsere Partner durch die "rosarote Brille“ zu betrachten, müssen wir für uns selbst entscheiden, ob unserer Differenzen schwerwiegend oder akzeptabel sind.

Über Janet Teplik

Digital Producer bei freizeit.at. Nach dem Studium der Geschichte, Germanistik und Kunstgeschichte zog die gebürtige Deutsche nach Wien und studierte Publizistik und Kommunikationswissenschaften. Zuletzt war sie stellvertretende Chefredakteurin bei der MG Mediengruppe.

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