Mann und Frau auf dem Bett, weggedreht, Streit

Zu wenige Kompromisse unter Singles? Warum die Gen Z als einsamste Generation gilt

Eine neue Studie zeigt: Männer sind eher kompromissbereit, Frauen haben höhere Ansprüche. Wie das zur zunehmenden Einsamkeit unter Jüngeren beiträgt.

Kompromisse gehören in jeder Beziehung dazu, sind aber nicht selbstverständlich. Doch wie bereit sind Singles heutzutage, ihre Lebensumstände, ihre Karriere oder gar ihren Kinderwunsch für den Partner oder die Partnerin zu ändern? Zumindest Männer scheinen laut einer aktuellen Studie bereit zu sein, in einigen Punkten Kompromisse einzugehen. Dafür haben sie es allerdings auch besonders schwer beim Dating, wenn man bedenkt, wie hoch Frauen ihre Ansprüche setzen. Vielleicht stimmt das Klischee, dass jüngere Generationen zu wählerisch sind? 

Beim Kinderwunsch sind Männer flexibler 

Eine aktuelle Studie der Partnerbörse Parship hat Singles gefragt, wie kompromissbereit sie wirklich sind. Würde man für den Partner in eine andere Stadt ziehen? Würde man bei der eigenen Karriere Abstriche machen? Wie bereit ist man, die eigenen Lebenspläne für eine andere Person zu ändern? Die Ergebnisse zeigen: Vor allem Männer zeigen sich allgemein eher kompromissbereit im Vergleich zu Frauen. Knapp mehr als die Hälfte der Männer (51 %) gaben bei der Befragung an, dass sie ihre "Wünsche und Lebensvorstellungen hinten anstellen würden, damit mein:e Partner:in glücklich ist". Bei den Frauen waren es hingegen lediglich 23 Prozent, die die Wünsche des Partners vor ihre eigenen stellen würden. 

Bei einem anderen Thema gibt es ähnlich unterschiedliche Ansichten. Seit einigen Jahren ist die Diskussion um den Kinderwunsch vor allem durch die sozialen Medien immer mehr in den Vordergrund gerückt. "Zwischen 2009 und 2023 ist der erhobene Kinderwunsch von 2,1 auf 1,7 Kinder pro Frau zurückgegangen", berichtet der Sozial- und Wirtschaftsforscher Norbert Neuwirth gegenüber der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Im Vergleich zu früher beschließen auch immer mehr Menschen, dass sie sich gar keine Kinder mehr wünschen, die Zahl der Frauen ohne Kinderwunsch hat sich laut der von Neuwirth genannten Generationenstudie verdreifacht. 

➤ Hier mehr lesen: Warum wir bei der Partnersuche wählerischer sein sollten

Laut der Umfrage von Parship sind es auch hier wieder Frauen, die weniger kompromissbereit in Hinblick auf das Thema sind. Insgesamt gaben 47 Prozent der Befragten, dass sie keinen Kinderwunsch hätten, für den Partner wären sie allerdings bereit, dennoch eine Familie zu gründen. Dem stimmten wiederum mehr als die Hälfte der befragten Männer zu (57 %), allerdings nur etwas mehr als ein Drittel der Frauen (34 %). Bei denjenigen, die zwar einen Kinderwunsch haben, aber bereit wären, für den Partner auf Kinder zu verzichten (insgesamt 44 % aller Befragten) sah die Verteilung ähnlich aus: Dieser Aussage stimmten 51 Prozent der Männer, aber erneut nur 34 Prozent der Frauen zu. 

Über die Studie von Parship:

  • Erhebungszeitraum: Mai 2023
  • Teilnehmende: Singles zwischen 18 und 69 Jahren 
  • Anzahl der Befragten: 676 Singles 
  • Region: Deutschland 

Jüngere Generationen sind eher kompromissbereit allerdings nur die Männer

Die Gen Z wird oftmals als die wählerischste betitelt, sie würden sich nicht entscheiden können und wären besonders in der Partnerwahl nicht bereit, sich an jemanden zu binden, wenn die Person nicht hundertprozentig zu ihnen passt. Ganz andere Trends zeigt allerdings die Umfrage von Parship: Besonders in den Altersgruppen zwischen 18 bis 29 Jahren, sowie 30 bis 39 Jahren waren die Befragten beispielsweise bereit, sich für ihren Partner neuen Kulturen zu öffnen (jeweils zu 80 %). Ähnlich verhielt sich die Verteilung bei der Frage, ob man für den Partner in eine fremde Stadt ziehen würde. 

Beim Thema Karriere könnte das Klischee der wählerischen jungen Generationen allerdings stimmen: Bei der Frage, ob man bereit wäre, für den Partner die eigene berufliche Karriere aufzugeben, stimmten lediglich 36 Prozent der 18-bis-29-Jährigen zu, bei den 60-bis-69-Jährigen war es hingegen fast die Hälfte der Befragten, die eine Karriere für die Liebe aufgeben würden. 

Mehr Singles denn je?

Die Ergebnisse könnte man auch darauf zurückführen, dass die Generationen unterschiedliche Prioritäten verfolgen und sich die Bedingungen im Vergleich zu früher derart unterscheiden: Die Generation der "Baby Boomer" trägt beispielsweise nicht umsonst ihren Namen. Sie umfassen die Geburtsjahre 1946 bis 1964, eine Zeit, die von Nachkriegsjahren geprägt war. Dementsprechend war es nicht verwunderlich, dass man bei dieser Generation die höchste Geburtenrate bis zum damaligen Zeitpunkt verzeichnete. Damals stand die Arbeit, Familie und Gemeinschaft im Vordergrund. Themen wie Einsamkeit und Individualität rückten eher in den Hintergrund.

➤ Hier mehr lesen: Dating-Apps werden unbeliebter: Was Österreicher bei der Partnersuche wollen

Die jüngste Generation scheint dagegen geprägt von weniger Kompatibilität aufgrund von höheren Ansprüchen und dem Wunsch nach Selbstverwirklichung. Der US-amerikanische Paar- und Familienpsychologe Greg Matos beschreibt das Phänomen, dass "jüngere Männer und Männer mittleren Alters die einsamsten seit Generationen" sind, da vor allem bei Frauen vermehrt hohe Ansprüche zu beobachten wären. "Frauen bevorzugen Männer, die emotional verfügbar sind, gut kommunizieren können und ihre Werte teilen", meint Matos. "Heutzutage gibt es weniger Geduld für schlechte Kommunikationsfähigkeiten." Dadurch entstehe ein "relationship skills gap", eine Kluft zwischen den Fähigkeiten in einer Beziehung. 

Dieser Trend zeichnet sich seit Jahrzehnten weltweit ab. Gemessen an der Zahl der Singlehaushalte zeigt sich beispielsweise in den USA, dass im Jahr 1985 noch 20,6 Millionen Haushalte mit nur einer Person zu verzeichnen waren, bis 2021 stieg die Zahl auf 36,5 Millionen. In Österreich wiederum erhöhte sich die Anzahl der Singlehaushalte von 0,77 Millionen (1985) bis auf 1,55 Millionen (2022). 

Über Jennifer Sandhagen

Redakteurin bei freizeit.at, dem Digitalformat der KURIER freizeit.

Kommentare