Der Ex-Faktor: Warum uns gescheiterte Beziehungen verfolgen

Laut einer aktuellen Studie suchen Frauen nach gescheiterten Beziehungen eher einen neuen Charakter, Männer bleiben ihrem Muster treu.

Klatschmagazine freuen sich ganz besonders, wenn Prominente wie Leonardo DiCaprio immer den gleichen Typ Frau daten. Allerdings kann es sich nach Trennungen auch lohnen, neue Wege zu gehen: Fast 40 Prozent der Frauen sind dieser Ansicht und wählen nach einer enttäuschenden Beziehung bewusst einen anderen Charakter für die nächste Liaison. Männer bleiben hingegen ihrem Muster treu – nur jeder Dritte sucht einen neuen Typ, wie eine aktuelle Parship-Studie ergibt. Besonders bei den 40- bis 49-jährigen Singles steht Abwechslung bei Dates hoch im Kurs.

Übrigens sind ehemalige Beziehungen für die Mehrheit der Befragten ein Tabu-Thema bei Dates: 57 Prozent halten dies für ein No-Go. Besonders die jüngere Generation zwischen 18 und 29 Jahren und die ältere zwischen 60 und 69 Jahren finden das unpassend. Knapp die Hälfte aller befragten Singles verliert sogar das Interesse, wenn beim Date über Ex-Beziehungen gesprochen wird. Lieber wird im Freundeskreis über Verflossene getratscht – den größten Redebedarf haben Frauen und die Altersgruppe der 50- bis 59-Jährigen.

Vergangenheit abschließen

Eine neue Beziehung kann also frischen Wind ins Leben bringen – es können sich aber auch alte Beziehungsmuster einschleichen. Die Wiener Psychotherapeutin Franziska Holzheimer erklärt, wie sich die Vergangenheit auf die neue Partnersuche auswirkt.

Psychotherapeutin
©Franziska Holzheimer

"Die viel bemühte "Rucksack"-Metapher wird meist als Bild für belastende Erfahrungen verwendet, die man mit sich durchs Leben trägt. Nicht jede missglückte Beziehung muss uns als ewige Belastung erhalten bleiben. Im besten Fall nutzt man gescheiterte Partnerschaften als Lernerfahrungen. Und den meisten Menschen gelingt dies recht gut. Sie können mit dem Gewesenen abschließen, rückblickend auch Schönes sehen und eigene Anteile am Scheitern einer Beziehung anerkennen."

Auch das Gefühl, hintergangen worden zu sein, begleite manche bis in neue Partnerschaften.

In Summe geben drei von vier Befragten laut der Studie zu, einen bestimmten Typ zu haben – mit höherem Alter ist dieser Wunsch sogar noch ausgeprägter. Bei den 18- bis 29-Jährigen sind es 60 Prozent, bei den 60- bis 69-Jährigen wissen bereits 80 Prozent, was sie suchen.

Muster erkennen

Ein Hinweis, dass Suchende im Alter und nach mehreren gescheiterten Beziehungen wissen, was sie wollen, oder sind sie nur Gewohnheitstiere? Das widerspreche sich nicht, so Holzheimer. "Im besten Fall entwickeln wir uns im Laufe eines Lebens weiter, kennen uns und unsere Macken zunehmend besser und wissen, was wir uns von einer Beziehung wünschen und was wir nur schwer ertragen können. Wenn Lebenszeit schwindet, wird diese für uns wertvoller. Man mag keine Kompromisse mehr eingehen. Das erspart frustrierende Erfahrungen, kann uns bei der Partnerwahl aber auch im Weg stehen – nämlich dann, wenn die eigenen Vorstellungen zu eingeengt und zu detailreich sind. Letzteres gilt für jedes Alter."

Liebe

Alleinlebende
Im Jahr 2021 gab es in Österreich 4 Mio. Privathaushalte. 1,5 Mio. Personen  lebten alleine. Schätzungsweise leben 1,8 Mio. Singles hierzulande

Liebe
Weil im Gehirn Dopamin aktiviert wird, fühlen sich Verliebte wie im Rausch.  Später schüttet der Körper vermehrt das Kuschelhormon Oxytocin aus

39 Prozent der Österreicher
finden es leicht, einen Partner zu finden 

Ein Muster bei der Partnerwahl kann bereits früh entstehen, oft finden wir Menschen attraktiv, die Familienmitgliedern ähneln oder vergleichbare Persönlichkeitsmerkmale aufweisen. Für einige kann das Wissen hilfreich sein, wie uns Kindheit oder Verflossene beeinflussen. "Viel öfter erlebe ich aber, dass die Klienten solche Ideen mit Ratlosigkeit beantworten und sagen: "Okay, dann weiß ich jetzt, warum ich mich von diesen Menschen angezogen fühle, aber ich weiß deswegen noch nicht, wie ich mein Muster ändern kann."

Wissen, was man will

Da kann es zielführender sein, darauf zu fokussieren, welches Konzept von Liebe und Beziehung ein Mensch hat. So kann man Altes hinterfragen und Neues zulassen. "Wenn sich ein Leidensdruck entwickelt, weil Betroffene immer wieder die gleiche Beziehung nur mit unterschiedlichen Menschen führen, kann es sinnvoll sein, die eigene Partnerwahl zu überdenken." Das Gleiche gilt, wenn sich in Konflikten die Themen über Partnerschaften hinweg wiederholen oder Bedürfnisse und Wünsche in unterschiedlichen Beziehungen gleich unerfüllt bleiben.

Laut Expertin sei es egal, ob ein Geschlecht eher einem Muster treu bleibt. Man müsse jeden Fall für sich betrachten. Woher man weiß, dass ein Beziehungsende noch nicht aufgearbeitet ist? "Dass eine Trennung uns schon mal traurig macht, ist völlig normal. Fühlt man sich aber anhaltend freud- und lustlos, kann es sinnvoll sein, Hilfe zu suchen. Auch wenn einen bestimmte Fragen zu der Beziehung nicht loslassen und man immer wieder die gleichen Gedanken wälzt, kann Unterstützung hilfreich sein."

Denn manche wollen in der Rückschau für die Zukunft lernen.

Anita Kattinger

Über Anita Kattinger

Leidenschaftliche Esserin. Mittelmäßige Köchin. Biertrinkerin und Flexitarierin. Braucht Schokolade, gute Bücher und die Stadt zum Überleben. Versucht die Welt zu verbessern, zuerst als Innenpolitik-Redakteurin, jetzt im Genuss-Ressort.

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