Frau und Mann beim Geschlechtsverkehr

Wow-Effekt: Die genialen Sex-Tipps der alten Meister und Philosophen

Ein modern illustriertes Buch will Liebespaaren die Sex-Tipps alter Erotik-Klassiker ans Herz legen. Im Fokus: Stellungen und Inspirationen für ein ganzes Jahr.

Vergangenes Wochenende hatte ich endlich Zeit, mich ein bisschen in das Buch Kamasutra für jeden Tag (Verlag DK, mit wunderbaren, sehr ansprechenden Illustrationen von Alicia Rihko) zu vertiefen. Es ist bekannt, dass ich kein Fan der Idee bin, Sex als Sportart zu verstehen, mit dem Ziel, möglichst viele Verrenkungen und Stellungen abzuarbeiten. Im Sinne eines: „Erlebt, erledigt!“. Das wäre eine seelenlose Leistungsschau und nicht im Sinne des Kamasutra. Ein Begriff übrigens, der aus dem Sanskrit stammt und so viel bedeutet wie „Verse des Verlangens“. In diesem Sprachbild liegt viel Poesie, und darin spiegelt sich schön, was tatsächlich gemeint ist. Der große Yogi Vatsyayana Mallanaga hat es nicht geschrieben, damit Paare sich von Position zu Position hecheln, sondern um „über die Natur von Lust und Liebe und ein erfülltes Leben zu sinnieren“, wie Alicia Rihko schreibt. Es geht dabei nicht ums pure Vögeln, sondern um eine Form von Bewusstsein, indem sich die Partner mental öffnen und ihre Sinne erweitern. Daher wäre es unsinnig, das Werk einzig auf das Prinzip „Sexstellung“ zu reduzieren. Das Buch besteht tatsächlich aus mehreren Unterkapiteln, einzig der Bereich „Samprayogika – über den Liebesgenuss“ – handelt in zehn Kapiteln von unterschiedlichen Sexpraktiken, wie etwa küssen, beißen, schlagen oder diverse Stellungen.

Da wäre etwa „Die Umarmung der Schlange“: „Widmet euch mit geschlossenen Augen und abgewandten Köpfen dem reinen Empfinden. Umschlingt euch in sinnlicher Wonne.“

Sinnlichkeit modellieren

Für neue Impulse oder Überraschungen in einer etwas müde gewordenen Beziehungsroutine zu sorgen, ist immer fein. Da inspirieren alte Erotik-Klassiker, neben dem Kamasutra auch das Ananga Ranga („Bühne der Liebe“, aus dem 15. oder 16. Jahrhundert) oder das Smaradipika („Licht der Liebe“ aus dem 14. oder 15. Jahrhundert“). In beiden Werken geht es ebenfalls um die hohe Kunst der Liebe und verschiedene Sexpositionen, die Idee des Vorspiels und diverser anderer Verlockungen. Genauso sollte es verstanden werden – als Anregung und Inspiration, sie zu probieren, damit sich die Sexualpartner wieder mehr und anders spüren können.

Nun ist es aber Zeit, einige anregende Beispiele aus dem eingangs erwähnten Buch zu bringen, die besonders charmant und anregend sind. Da wäre etwa „Die Umarmung der Schlange“: „Widmet euch mit geschlossenen Augen und abgewandten Köpfen dem reinen Empfinden. Umschlingt euch in sinnlicher Wonne.“ Oder der „Wilde Eber“: „Ein heftiger Biss hinterlässt Spuren auf der Haut deines Geliebten“, versehen mit folgender Warnung: „Dem Kamasutra zufolge sollte man sich dies für Momente intensiver Leidenschaft aufbewahren.“ Ähnliches aus der Reihe „Biss-Fest“: „Die gepunktete Linie“: „Beiße sie sanft, aber fest genug, dass eine Spur zurückbleibt, die sie in Ehren halten kann. Schmücke sie mit einem geheimen Andenken.“ Und dann vielleicht noch etwas im „Fifty Shades of Grey“-Stil, zum Beispiel die „Blinde Liebe“: „Bedecke ihr die Augen, um ihre Fantasien freizusetzen. Halte deine Geliebte fest und flüstere ihr deine verborgensten Träume ins Ohr.“ Dazu passend: „Der Klaps mit der flachen Hand: „Ein leichter Schlag auf das Brustbein weckt die Leidenschaft. Wandle atemlos auf der Grenze zwischen Schmerz und Lust.“

Wie auch immer das alles für neue Erlebnisse im gemeinsamen Schlafzimmer sorgen wird – denken Sie daran, wie wichtig es ist, sich ein Leben lang neu zu entdecken: „Der Mensch ist kreativ, und wir erschaffen gern gemeinsam Neues und Schönes. Wie uns die antiken Autoren lehrten, kann man auch Sex dazu zählen: Im Bett neue Ideen auszuprobieren, mit Sinnlichkeit zu modellieren, mit Liebe zu malen.“ Weil Sex – im besten Fall – eine Kunst sein kann.

Sinnvoll schenken.

Wie entspannt man mit dem Thema „Menstruation“ umgehen kann, zeigt „Rotmarie“, der Onlineshop, in dem sich alles  um den Menstruationszyklus dreht.  Hier findet man Spiele, Literatur, Kunst und nachhaltige Monatshygiene, etwa die bunten Slipeinlagen „Pünktchen & Anton“ oder „Willkommens-Geschenke“ für Mädchen, die in den Kreis der Frauen aufgenommen werden möchten. Info: rotmarie.com

Gabriele Kuhn

Über Gabriele Kuhn

Seit 1995 an Bord des KURIER - erst 14 aufregende Jahre lang als Ressorleiter-Stv. im Freizeit-Magazin, dann als Leiterin des Ressorts Lebensart. Seit 2017 Autorin. Kolumnistin. Interessens- und Know-How-Schwerpunkte: Medizin, Lifestyle, Gesundheit. Und Erotik. Die ironische Kolumne "Sex in der Freizeit" gibt es seit 2002. Damit's nicht fad wird, schreibe ich seit Anfang 2012 die Paar-Kolumne "Paaradox" gemeinsam mit Ehemann und Journalist Michael Hufnagl. 2014 wurde Paaradox zum Lesekabarett - mit Auftritten im Rabenhof und auf vielen Bühnen Ostösterreichs.

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