Sex auf Wienerisch: Fast ausgestorbene Begriffe für "Beischlaf"

Für die schönste Beschäftigung der Welt hat das Wienerische jede Menge Ausdrücke - viele sind ausgestorben, andere topaktuell.

In jedem Dialekt der Welt gibt es ein großes Repertoire an vulgären Begriffen – so auch und gerade im Wienerischen. Jedenfalls hat Wien als Stadt eine bewegte Geschichte, wenn es um die Sünde geht - das mag sich vielleicht auch in der Sprache spiegeln. Laut "Lust & Laster", ein Buch von Barbara Wolflingseder, soll Kaiser Joseph II auf die Anregung, in Wien Bordelle einzuführen, erwidert haben: "Was, Bordelle! Da brauchte ich über ganz Wien nur ein große Dach machen zu lassen und das Bordell wäre fertig." Tatsächlich galt die Stadt als Hochburg diverser Sinneslüste. Der lebenslustige Wiener nennt übrigens das Vulgäre noch heute lieber „ordinär“ oder aber: „schweinisch“. Wiener Dialektbegriffe für sexuelle Betätigungen klingen oft charmant, manchmal aber auch ganz schön hart bis abwertend, viele Wörter stammen aus der so genannten "Gaunersprache". „Freudianisch gesagt ist Dialekt ja das Unterbewusstsein, das Ventil der Hochsprache“, heißt es dazu im „Wiener Dialekt Lexikon“ – und: „Das Ordinäre löst, was verklemmte hochdeutsche Sexual- und Fäkaltabus zu verdrängen suchten.“

Das Gros dieser Ausdrücke und Begrifflichkeiten der Vororte ist längst ausgestorben und findet sich kaum mehr im alltäglichen Dialekt-Sprachgebrauch. Doch schon allein am Beispiel „koitieren“ (heute meist: vögeln, bumsen, ficken, aber schon einst auch "fröhliche Sexualakrobatik" genannt) zeigt sich die Vulgär-Vielfalt des Wiener Dialekts. Nicht immer fein, aber durchaus amüsant. Ein Best-of beinahe-oder- bereits-ausgestorbener Ausdrücke für "Koitus" und "beischlafen":

 

Koitus

Betwiatschofd („Bettwirtschaft“)

Dupfal („Tupferl“, „tupfen“)

Foara (eigentlich „hastige Bewegung“), aber eben auch vulgärer Ausdruck für Koitus

De Fiaß aufstelln („Füße aufstellen“- zum Koitus)

Gowe („Gabel“: Bereitschaft der Frau zum Koitus)

Gnola (aus der Gaunersprache, „Knaller“)

Hupfa („kleiner Sprung“)

Numma („Nummer“, auch heute noch gängig, etwa: „eine Nummer schieben“)

Schdebati („Stehpartie“, Koitus im Stehen)

Koitieren

oschdaubn („abstauben“)

bedinan („bedienen“)

bempan („pempern“, für „klopfen“,  auch heute noch durchaus gängig)

bomeisln (eigentlich: hinauswerfen)

budan („pudern“, ebenfalls noch gebräuchlich)

bumsn („bumsen“, immer noch weit verbreitet)

dauchn („tauchen“, auch „antauchen“, „schieben“)

driwalassn („drüberlassen“ – sie gibt sich ihm hin)

d’sidanschlogn („die Zither schlagen“)

dupfn („tupfen“, daher auch: „Dupfal“)

gnoin („knallen“)

gweabudan („querpudern“ = mit jemandem schlafen, der eigentlich zu einem Freund oder einer Freundin gehört)

nogln („nageln“, mitunter noch gebräuchlich)

schdessen („stoßen“)

schiabn („schieben“)

schnacksln („schnackseln“, alt aber immer noch gut)

schuasdan („schustern“)

wakssln („waxeln“)

wetsn („wetzen“)

Gabriele Kuhn

Über Gabriele Kuhn

Seit 1995 an Bord des KURIER - erst 14 aufregende Jahre lang als Ressorleiter-Stv. im Freizeit-Magazin, dann als Leiterin des Ressorts Lebensart. Seit 2017 Autorin. Kolumnistin. Interessens- und Know-How-Schwerpunkte: Medizin, Lifestyle, Gesundheit. Und Erotik. Die ironische Kolumne "Sex in der Freizeit" gibt es seit 2002. Damit's nicht fad wird, schreibe ich seit Anfang 2012 die Paar-Kolumne "Paaradox" gemeinsam mit Ehemann und Journalist Michael Hufnagl. 2014 wurde Paaradox zum Lesekabarett - mit Auftritten im Rabenhof und auf vielen Bühnen Ostösterreichs.

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