Rebound-Beziehungen: Was man darüber wissen sollte

Frisch getrennt, schmerzt die Einsamkeit. Was da manchen hilft, ist eine Rebound-Beziehung. Was die Psychologie darüber zu sagen hat.

Niemand ist gerne lange allein. Besonders, wenn man einige Jahre in einer Partnerschaft war, sich an Zweisamkeit gewöhnt hat, kann das Single-Dasein emotional überfordern. Um dieser Misere zu entgehen, nutzen einige Menschen eine Rebound-Beziehung

Der Begriff "Rebound“ stammt aus dem Englischen und meint so viel wie das Abprallen des Balls nach einem missglückten Korbversuch. In Sachen Liebe steht er sinngemäß für eine Affäre oder Übergangsbeziehung, die als Puffer dient, eine gescheiterte Partnerschaft zu überwinden. Obwohl dieses Phänomen recht weit verbreitet ist, sind sich Experten uneinig, ob Rebound-Beziehungen eine gesunde Entscheidung oder eine schlechte Bewältigungsstrategie darstellen. 

Annie Tanasugarn, eine international anerkannte Doktorin der Psychologie, hat sich darauf spezialisiert, Patienten beizubringen, ein gesundes Selbstidentitätsgefühl aufzubauen und schlecht angepasste Beziehungsmuster zu überwinden. In ihrem Artikel auf psychologytoday.com geht sie der Frage nach, ob ein Rebound eine schlechte Sache ist. Was die Psychologie zu diesem Thema zu sagen hat.

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Die fünf Phasen der Rebound-Beziehung

In der Psychologie spricht man von fünf Phasen einer Rebound-Beziehung. Die erste Phase beginnt dabei meist schon vor der eigentlichen Trennung. Betroffene versuchen, eine neue Person in ihrem Leben zu finden, um den schmerzhaften Heilungsprozess zu umgehen.

In der zweiten Phase spielen die Hormone eine wichtige Rolle. Das Gefühl von Verliebtheit macht sich breit. Doch das hält nicht lange an. In Phase drei tritt nämlich die Ernüchterung ein. Hier fällt die rosarote Brille und Makel der anderen Person stechen ins Auge. 

In der vierten Phase beginnt schließlich das Vergleichen der Rebound-Beziehung mit der vergangenen Partnerschaft: "Ist jetzt alles besser?“ Und schließlich endet das Phänomen in der fünften Phase, in der die Rebound-Beziehung entweder zerbricht oder zu einer festen Beziehung wird. 

Männer sind anfälliger für Rebound-Beziehungen als Frauen

"Vorhandene Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Männer sich eher auf eine Erholung einlassen und in einer oberflächlichen ‚Situation‘ vorübergehende Erleichterung finden, insbesondere wenn es ihnen an sozialer Unterstützung mangelt oder sie ein hohes Maß an emotionaler Bindung zu ihrem Ex verspüren“, so Tanasugarn. 

Außerdem bestehe ein Zusammenhang, dass Männer, die stärkere Verhaltensmuster im Verbindung mit diesem Phänomen aufweisen, häufiger auch narzisstische und egoistische Verhaltensmuster in Sachen Liebe zeigen. Sie neigen dazu, Beziehungen für ihre Ego-Bedürfnisse zu nutzen. 

Eine Frage der Bindung 

"Ungeheilte Bindungsunsicherheiten stehen in der Regel aus vielen Gründen im Vordergrund von Rebound-Beziehungen, darunter Ängste vor Verlassenheit oder Ablehnung, unbefriedigte Grundbedürfnisse und ein wackeliges Gefühl der Selbstidentität, das oft davon abhängt, dass man in einer romantischen Beziehung ist“, erklärt die Psychologin. 

Demnach korreliert das erhöhte Risiko, nach der Trennung den Ex zu kontaktieren, mit einem hohen Maß an Bindungsangst. Wobei Grübeln und wiederkehrende Sehnsucht dazu führen, dass sich die Angst vor Zurückweisen weiter verstärkt. Das wiederum erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass man sich auf eine Trauma-Bindung konditioniert. Laut Tanasugarn lässt diese eine Rebound-Beziehung attraktiver erscheinen.  

Die unterschiedlichen Beweggründe

Warum sich Menschen auf eine Übergangsbeziehung einlassen, sind vielfältig. "Während offenkundige NarzisstInnen eine kurzfristigere Rebound-Beziehung einleiten, um ihr Ego wieder zu stabilisieren oder um ihre/n Ex abzuwerten, entscheidet sich ein verdeckter Narzisst oft für eine Rebound-Beziehung, weil sie ein hohes Maß an Verletzlichkeit und Angst vor dem Alleinsein haben“, erklärt die Expertin. 

Verdeckte Narzissten würden zudem häufig mit sozialen Unzulänglichkeiten kämpfen. Sie sind sozialer "unbeholfen“ und können sogar bedürftig wirken. So zeigen sie andere Abwehrmechanismen als offene Narzissten, "einschließlich Projektion, autistischer Fantasien, Reaktionsbildung, Rückgängigmachen und passiver Aggression, die möglicherweise stärker mit ihren Motivationen in und zwischen Beziehungen korrelieren.“ 

Aber nicht nur Unsicherheit und Ego-Stärkung sind Gründe für eine Rebound-Beziehung. Bei erhöhtem Narzissmus kann es passieren, dass es einzig und allein um Rache an den Expartner geht. "Es kommt beispielsweise häufig vor, dass die Person, die sich erholt hat, versucht, ihren Ex eifersüchtig zu machen, indem sie einen Rebound-Partner wählt, der die Unsicherheiten dieser Person widerspiegelt", so Tanasugarn. 

Das Fazit der Psychologin

Tanasugarn sieht Rebound-Beziehung zwiegespalten. Auf der einen Seite werden Debatten geführt, ob diese Art der Zuneigung eine gesunde Wahl ist. Auf der anderen Seite bestreiten Gegner dieses Beziehungstypen jeden gesunden oder adaptiven Einsatz.

"Während Befürworter darauf hinweisen, dass eine Rebound-Affäre dazu beitragen kann, den Verlust eines langjährigen Liebespartners kurzfristig abzufedern, warnen Befürworter auch davor, dass ein Rebound nicht dazu genutzt werden sollte, den Heilungsprozess zu verhindern.“ Laut Tanasugarn sabotieren allerdings viele, die auf Rebounds zurückgreifen, ihre Entwicklung dadurch, dass sie von Partner zu Partner springen, um nicht allein sein zu müssen. Wenig verwunderlich also, dass einige Experten Rebound-Beziehungen als toxische Bewältigungsstrategie sehen. 

"Weitere Gründe, zweimal darüber nachzudenken, eine Rebound-Beziehung einzugehen, sind die Nutzung der anderen Person als Ego-Management oder der Versuch, sich durch die Beziehung besser zu fühlen, den sozialen Status oder die Akzeptanz zu erhöhen und die Verantwortung für ihren Anteil am Ende einer früheren Beziehung zu vermeiden, […].“

Tanasugarns abschließendes Fazit lautet daher, dass eine Rebound-Beziehung sowohl eine gesunde als auch schlechte Entscheidung sein kann. Es hängt letztendlich davon ab, ob die Person ehrlich zu sich selbst ist und welche Beweggründe dahinterstecken. 

Über Janet Teplik

Digital Producer bei freizeit.at. Nach dem Studium der Geschichte, Germanistik und Kunstgeschichte zog die gebürtige Deutsche nach Wien und studierte Publizistik und Kommunikationswissenschaften. Zuletzt war sie stellvertretende Chefredakteurin bei der MG Mediengruppe.

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