Gabriele Kuhn und Michael Hufnagl

Paaradox - Szenen einer Redaktionsehe: Feier-Eifer

6935 Tage sind es dann im Juni, die wir – mehr oder weniger fröhlich – miteinander verbracht haben. Der ideale Moment, um über Geschenke nachzudenken

Von Gabriele Kuhn & Michael Hufnagl

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Kinder, wie die Zeit vergeht: In wenigen Monaten feiern wir 19. Hochzeitstag – von Auskennern "Perlmutthochzeit" genannt. An dieser Stelle darf ich dem Mann gegenüber folgendes Fachwissen aus dem Jubiläumsgenre übermitteln: "Paare, die ihre Perlmutthochzeit feiern, sind ein eingespieltes Team und haben gemeinsam schon viele Abenteuer erlebt."

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Haken drunter, speziell unter die "vielen Abenteuer", die zumindest mich so manche Klinikpackung "Nervenruh" verschlingen ließ. "Eingespielt" – eh auch. Zweifellos hat der Herr Ehemann im Laufe der gemeinsamen Jahre gelernt, sich auf mich einzustimmen und ich mich auf ihn. So reicht’s mittlerweile, wenn ich den gut gefüllten Flaschenkorb dezent in die Mitte des Wohnzimmers schiebe, damit er tut, was zu tun ist. Ich wiederum weiß, was ich bei einem ungünstigen Match-Ausgang machen muss: mich in den Ostflügel zurückziehen (= kleines, kaltes Arbeitszimmer) und zu schweigen, statt gähnend zu murmeln: "Geh, gibt’s nix Wichtigeres?"

Eierlöffel

Die Hochzeitstagsauskenner haben selbstverständlich allerlei Geschenk- und Partytipps parat – im Zeichen des Perlmutts, das der „partnerschaftlichen Schönheit“ huldigt, die sich mit der Zeit entwickeln durfte. Oder, viel eher, der Ausdauer. Perlmutt ist sehr hart. 

Schimmern soll es, so die Idee – O-Ton: "In Form romantischer Stimmung, mit hübsch arrangierten Windlichtern und Kerzen." Hm. Ich höre ihn schon ächzen. Die passende Pretiose wird ebenfalls empfohlen: ein Eierlöffel aus Perlmutt etwa. Oder, einen Hauch teurer: eine Perlenkette. Spätestens da wird sich weisen, ob Herzkönig die vergangenen 19 Jahre (und die davor) gut aufgepasst hat – also weiß, dass ich allerlei bin, nur kein Perlmutttyp. Da sage ich nur: Ab in die Zukunft, zur Smaragdhochzeit (36 Jahre) und zur Rubinhochzeit (40 Jahre). Idealerweise beides, am besten sofort – gerne ohne Windlicht-Kerzen-Schnickschnack. Hauptsache, Bling-Bling für den Edelstein an seiner Seite.

Er:

Ich hatte ja in meiner männlichen Naivität tatsächlich gedacht, dass es lediglich eine silberne und eine goldene Hochzeit gäbe – damit das Jubiläumskind zum 25er und 50er einen stolzen Namen hat. Und dann schickte mir die holde Gattin ihren Text und sorgte für Irritation. Auch für den 19. Hochzeitstag gibt es also eine Bezeichnung. 

Wie übrigens für jeden anderen auch – von der Papierhochzeit (1 Jahr) bis zur Himmelshochzeit (100 Jahre) – wiewohl letztere eher selten zum großen Tanzvergnügen wird. In Anbetracht des Brauchs, sich dementsprechend etwas Geschenkmäßiges zu überlegen, bin ich jedenfalls froh, dass sich meine Frau nur spontan mit dem Thema beschäftigt hat, weil Nickel (12 Jahre), Kristall (15), Saphir (16) und Türkis (18) hätten mich über die Jahre ziemlich gefordert.

Spezielles Ereignis

Viel lustiger finde ich ja, was uns im Sommer 2025 erwartet. Nämlich die Porzellanhochzeit. Die scheint für einen Ehe-Elefanten wie mich wie geschaffen, um gemeinsam in einen Laden zu spazieren und Spaß zu haben. Darüber hinaus habe ich nur ein Ziel, nämlich den Oktober des Jahres 2038. Dann nämlich werden wir 33,3 Jahre lang verheiratet sein, und für das Drittel eines Jahrhunderts gibt es (kein Schmäh) ein spezielles eingeschobenes Ereignis – die Knoblauchhochzeit. Das wird mein Tag! Der Fantasie des Feierns werden keine Grenzen gesetzt sein. 

Und ich kann gnä Kuhn schon hören, wie sie sagt: Küssen lassen wir fix aus. Die aktuelle Realität heißt aber 2024, und die wird zum gegebenen Zeitpunkt tückisch. Vermutlich muss ich wirklich einen Ausflug nach Hardegg in Österreichs einzige Perlmutt-Manufaktur einfädeln, damit ich am Abend reinen Gewissens fragen kann: "Na Perlmutti, samma bereit für Albanien gegen Spanien?" Dann wird sie ihr antrainiertes EURO-Augenrollen zum Besten geben und sagen: Schau’ ma mal. Du weißt eh, was Fußball und Ehe gemeinsam haben? Ohne Zweikampfstärke gewinnt man nix.

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