Sterilisation bei Daniela Katzenberger: Expertin über die Risiken
Daniela Katzenberger hat sich sterilisieren lassen. Wie sicher der Eingriff ist und worüber sich Frauen im Vorfeld Gedanken machen sollten.
Daniela Katzenberger (37) hat kürzlich öffentlich gemacht, dass ihre Familienplanung mit Ehemann Lucas Cordalis (57) abgeschlossen sei. "Ich bin sterilisiert. Seit zwei Jahren schon", offenbarte die Mutter einer Tochter im Interview mit der Zeitschrift "Neue Post".
Als Grund nannte der Reality-TV-Star, dass sich durch die Einnahme der Verhütungspille Zysten in ihrer Brust gebildet hatten und kein alternatives Verhütungsmittel sie angesprochen habe. Reproduktionsmedizinerin Dr. Heidi Gößlinghoff ("Leichter schwanger werden") erklärt im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news, welche Risiken mit einer Sterilisation verbunden sind und was Frauen berücksichtigen sollten, bevor sie sich für einen solchen Eingriff entscheiden.
Können Sie erklären, wie hormonelle Verhütungsmethoden wie die Pille Zystenbildung oder andere gesundheitliche Probleme fördern können?
Dr. Heidi Gößlinghoff: Zystenbildungen treten vor allen Dingen bei östrogenhaltigen Verhütungsmitteln auf. Gestagenhaltige Verhütungsmittel, also eine Pille, die nur Gelbkörperhormonabkömmlinge enthält, können eine Zystenbildung sogar verhindern. Zysten sind in der Regel gutartig. Sollten sie zu groß werden oder stören, kann man sie mit einer feinen Nadel abpunktieren, also die Flüssigkeit aussaugen.
Ein Problem können die unter der Pille auftretenden Stimmungsschwankungen sein. Eine gefährlichere Nebenwirkung der Pille ist die Erhöhung des Thromboserisikos. Deshalb ist hier eine genaue Abklärung eines familiären Risikos bei jeder Patientin notwendig. Frauen mit familiär gehäuften Gerinnungsstörungen sollten daher keine östrogenhaltige Pille einnehmen. Das Gleiche gilt für Raucherinnen und lebenserfahrenere Frauen. Denn das natürliche Thromboserisiko steigt mit zunehmendem Lebensalter.
Welche alternativen Verhütungsmethoden gibt es für Frauen?
Dr. Gößlinghoff: Für Frauen, die eine alternative Verhütungsmethode ohne Hormone suchen, gibt es zum einen die Kupferspirale. Mittlerweile gibt es neben der klassischen Form auch noch einen Kupferperlenball und eine Kupferkette. Bei der Kupferspirale sollten regelmäßig Kontrollen per Ultraschall durchgeführt werden, um sicherzustellen, dass sie nicht unbemerkt verloren geht. Während die Kupferspirale eine dauerhafte Verhütung ist, gibt es auch Verhütungsmittel, die nur bei Bedarf angewandt werden.
Da ist zum einen das Kondom, aber auch das Kondom für die Frau (Femidom), beide werden bei Bedarf angewandt und sind zum einmaligen Gebrauch bedacht. Auch die Portiokappe oder das Diaphragma sind eine Alternative zu einer hormonellen Verhütung. Beide Verhütungsmethoden werden in Kombination mit einem Samenfädchen abtötenden Gel verwendet.
Etwas mehr Mühe, dafür aber bei disziplinierter Anwendung sehr sicher ist die Temperaturmethode. Hier wird die Körpertemperatur mit einem Thermometer gemessen. Alternativ gibt es auch eine Art Tampons oder auch ein Ring, die in die Scheide eingeführt werden. Dieselbe Funktion hat ein spezielles Armband, das über Nacht getragen wird und so die Temperatur und Zusatzparameter misst. Hier ist die Sicherheit sehr abhängig von der regelmäßigen und richtigen Anwendung der Benutzerin. Verbessern kann die Anwenderinnen die Sicherheit dadurch, dass sie zusätzlich zum Beispiel den Muttermund untersucht oder auf den Ausfluss achtet.
Was sind die häufigsten Gründe für eine Sterilisation?
Dr. Gößlinghoff: Die Sterilisation ist eine der sichersten Verhütungsmittel, auch wenn es hier geringe Versagerquoten gibt. Nach einer Sterilisation braucht man sich kaum Gedanken mehr über die Verhütung zu machen. Der Nachteil ist jedoch, dass dieser Eingriff nur mit viel Mühe, wenn überhaupt, wieder rückgängig gemacht werden kann.
Beim Mann ist das sehr viel einfacher. Hier kann eine Sterilisation zum einen deutlich einfacher durchgeführt werden, zum anderen auch besser wieder rückgängig gemacht werden. In einer festen Partnerschaft darf deshalb auch diskutiert werden, ob nicht der Mann die Sterilisation durchführen lässt.
Wie wird eine Sterilisation durchgeführt?
Dr. Gößlinghoff: Die Sterilisation ist ein operativer Eingriff, der mit einer Bauchspiegelung durchgeführt wird. Hierbei wird eine dünne Optik über den Nabel in den Bauch eingeführt. Über zwei weitere Einstiche im Unterbauch werden die Eileiter entweder mit einem Clip verschlossen oder aber mit Strom "verkocht". Die Methode mit dem Strom macht größere Gewebeschäden. Das kann bei einer eventuellen Refertilisierung, so nennt man die Rückgängigmachung einer Sterilisation, ein Problem werden.
Was sind die Hauptvorteile einer Sterilisation für Frauen, die keine (weiteren) Kinder haben wollen?
Dr. Gößlinghoff: Du brauchst dich nicht mehr um die Verhütung kümmern. Das Thema ist erledigt. Der Nachteil ist allerdings die Endgültigkeit.
Welche Risiken sind mit einer Sterilisation verbunden?
Dr. Gößlinghoff: Die Risiken einer Sterilisation bestehen in der Hauptsache aus den Risiken einer Bauchspiegelung. Diese sind eher gering, aber es kann zu Narkosezwischenfällen beziehungsweise zu Verletzungen am Darm und den Nachbarorganen kommen.
Die Sterilisation ist einer der sichersten Verhütungsmethoden. Meinen Patientinnen gebe ich bei einer Verhütungsberatung aber immer folgendes mit: Verhütungsmittel wie Sterilisation oder die Pille verhindern zwar eine Schwangerschaft, schützen aber nicht vor sexuell übertragbaren Erkrankungen. Deshalb kann die Verwendung eines Kondoms immer noch notwendig sein.
Welche emotionalen und psychologischen Faktoren sollten Frauen berücksichtigen, bevor sie sich für eine Sterilisation entscheiden?
Dr. Gößlinghoff: Meinen Patientinnen habe ich immer gesagt, sie sollten diese Entscheidung nicht "mit dem Kopf" treffen. Die Sterilisation ist, wie viele Entscheidungen im Leben einer Frau, eine Bauchentscheidung. Wenn irgendwo ein Funke Widerspruch zu diesem Eingriff besteht, darf man überlegen, ob eine andere Methode der Verhütung, vielleicht auch nur so lang, bis die Situation endgültig geklärt ist, besser ist.
Ganz schwierig finde ich die Entscheidung für eine Sterilisation bei Zustand nach einer schweren Geburt oder einem Schwangerschaftsabbruch. In diesen traumatischen Situationen wird Frauen häufig zur Sterilisation geraten. Ich habe aber auch sehr viele Frauen erlebt, die diese Entscheidung bereut haben. Es gibt mittlerweile so viele sichere Verhütungsmethoden, dass jede Frau sich die Zeit nehmen sollte, das Für und Wider für einen solchen Eingriff genau abzuwägen.
Was ich auch meiner Berufslaufbahn häufig erlebt habe, dass Frauen nach einer Sterilisation plötzlich wieder einen Kinderwunsch bekamen, obwohl sie glaubten, dieser sei vorbei. Dann wird es sehr ruckelig, denn am Ende des Tages kann hier nur eine künstliche Befruchtung zu einer Schwangerschaft führen. Eine Refertilisierung ist meistens keine gute Option, da hier ein Narbengewebe am Eileiter entsteht, dass eine Eileiterschwangerschaft begünstigt. Deshalb sollte die Entscheidung für eine Sterilisation gut überlegt sein, da sie kaum wieder rückgängig zu machen ist.
Daniela Katzenberger sagt, sie freue sich auf die Wechseljahre und habe sich gefragt, warum sie darauf warten solle. Wie beeinflusst eine Sterilisation den Hormonhaushalt und den Beginn der Wechseljahre, wenn überhaupt?
Dr. Gößlinghoff: Verfrühte Wechseljahre stehen als Nebenwirkung in der Diskussion, dieses Thema ist aber nicht abschließend geklärt. Die Argumentation ist, dass die Blutzufuhr zum Eierstock, die zum Teil auch unter den Eileitern entlangläuft, bei der Sterilisation geschädigt wird. Das habe eine verringerte Durchblutung des Eierstocks zur Folge und damit ein verfrühtes Eintreten der Wechseljahre.
Eine Freude sind die Wechseljahre nicht immer. Wenn sie beschwerdefrei an einem vorübergehen, darf man sich darüber freuen, weil hinterher vieles einfacher ist. Es gibt aber auch Frauen, die haben heftige Beschwerden durch das Hormonchaos und dann sind die Wechseljahre keine Freude. Ich bin mir sicher, Frau Katzenberger wird uns an ihren Wechseljahreserfahrungen teilhaben lassen. (lacht)
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