Wiener Traditionscafé Maria Treu bekommt neues Konzept

Das über 100 Jahre alte Kaffeehaus schließt mit März, Regie führen wird künftig Franz Haslinger, der auch die „Weinschenke“ betreibt

Kopfsteinpflaster, alte Hausfassaden, eine barocke Kirche und mittendrin ein Schanigarten: Für viele zählt der Jodok-Fink-Platz vor der Piaristenkirche in der Josefstadt zu den schönsten Flecken Wiens.

Bekannt ist der Vorplatz auch für seine Kellner, die über Kreuz laufen: Die PizzeriaIl Sestante“ befindet sich an der linken Ecke, hat seinen Schanigarten aber schräg rechts. Das Café Maria Treu wiederum bewirtet Gäste im Gastgarten auf der linken Seite.

Zeitung „Der Floh“ vom 16. Februar 1890: Das „Café zum König von Ungarn“ wird in Café Maria Treu umbenannt, damals noch an einer anderen Adresse

©Bezirksmuseum Josefstadt

Das Kaffeehaus gilt im Bezirk als Institution, historisch belegt ist der Name an der Adresse seit 1897. Nach über 100 Jahren wird das Traditionslokal geschlossen, die Verträge mit dem neuen Pächter sind bereits unterschrieben.

Das bestätigt dem KURIER, Franz Haslinger, Begründer der Burger-Lokale „Weinschenke“, von denen es in ganz Wien inzwischen vier Stück gibt. Dass aus dem Maria Treu die fünfte „Weinschenke“ wird, will Haslinger noch nicht bestätigen.

„Über das finale Konzept wird in einer Woche entschieden. Ein Café wird es aber eher nicht.“ Als mögliches Datum für den letzten Öffnungstag des Cafés wird der 15. März genannt.

Stiller Niedergang

Noch vor wenigen Jahren galt das Maria Treu als Stammcafé für Josefstädter Schauspieler, Kirchgänger und den Piaristenchor. Darunter mischten sich die Schüler der umliegenden Schulen und deren Eltern.

Der Niedergang des Kaffeehauses begann, als die Betreiberin 2016 in Pension ging. Das „Il Sestante“ übernahm den Betrieb; erste Proteste regten sich im September 2020. Anrainer und die damalige ÖVP-Bezirksvorstehung warfen den Betreibern vor, das Kaffeehaus „herunterzuwirtschaften“.

Der Bezirk hat mit Martin Fabisch inzwischen einen Grünen als Vorsteher, die Vorwürfe seitens der ÖVP gegen die Pächter sind gleich geblieben.

„Weil der Schanigarten im Sommer immer überfüllt war, wollte die Pizzeria den Bereich des Cafés haben. Das war der wahre Grund für die Übernahme“, schildert Judith Edelmann, ÖVP-Bezirksrätin und Obfrau der IG-Kaufleute Josefstädter Straße.

Alle die jetzt jammern, hätten öfter hingehen müssen. Wer die Kaffeehauskultur erhalten will, der soll auch gefälligst ins Café gehen.

Franz Haslinger Gastronom

Der Gastgarten wurde in den Bereich der Pizzeria eingegliedert und das Maria Treu langsam ausgehungert, so die Kritik.

Die wegen Corona verkürzten Öffnungszeiten (werktags von 7.30 bis 15.30 Uhr) bestehen noch heute; am Wochenende sperrt man gar nicht auf. Mit dem Pächter ins Gespräch zu kommen, habe sich als „sinnlos“ herausgestellt, sagt Edelmann.

Kein Geld mehr

Die Pizzeria erklärt auf KURIER-Anfrage, dass man die „wirtschaftliche Unterstützung“ für das Maria Treu nicht mehr stemmen könne. Konkreter wird Geschäftsführer Thomas Scardofi erst auf Nachfrage.

„In Wahrheit hat das Café nicht nur nicht genug, sondern gar nichts abgeworfen. Wir hätten gerne weitergemacht, aber es ist uns nicht gelungen.“ Um länger öffnen zu können, habe man das nötige Personal nicht gefunden. Von der jetzigen Schließung sind zwei Mitarbeiter betroffen.

Der Ärger über das Aus ist für ein neues Lokal nicht die beste Startvoraussetzung. Haslinger versteht, dass die Schließung betroffen macht: „Aber alle die jetzt jammern, hätten früher öfter hingehen müssen. Wer die Kaffeehauskultur erhalten will, der soll auch gefälligst ins Café gehen.“

Verena Richter

Über Verena Richter

Kommentare