Wie sich Familien um zehn Euro am Tag sattessen können

Der deutsche Beststeller-Autor Kurt Meier gibt Tipps, wenn das Geldbörserl den Speiseplan bestimmt.

Das Geld ist auch heute knapp – der 68-jährige Norddeutsche stand aber schon härtere Zeiten durch. Mittlerweile lebt Kurt Meier von seiner Pension und muss gemeinsam mit seiner Frau nur noch für die 20-jährige Nachzüglerin aufkommen. Der gelernte Heizungsbauer und Informationselektriker kann auf eine glänzende Karriere stolz sein, bis er 2003 seinen Baustoffhandel stilllegte, weil er mit der billigen Konkurrenz nicht mithalten konnte. Es folgten kleine Jobs und dann ab 2007 die Arbeitslosigkeit. Und Hartz IV.

Mit Hausmannskost über Nacht zum Star

"In den Jobcentern hörten wir immer wieder, dass die Arbeitslosen alle etwas gemeinsam hatten: Sie haben nicht gekocht. Wir sind aber auf dem Land groß geworden – wir konnten das", erzählt Meier im Interview. Seine Mutter, in der Nachkriegszeit aufgewachsen, musste alleine fünf Kinder großziehen und es kamen immer schmackhafte Gerichte auf den Tisch. Also fragten er und sein Freund Uwe Glinka, damals ebenso langzeitarbeitslos, bei den Vereinen der Landfrauen nach Rezepten: "Landfrauen wussten immer schon, wie man um wenig Geld etwas Köstliches auf den Tisch zaubert."

Um wenig Geld etwas Köstliches auf den Tisch zaubern.

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Moderator Günter Jauch berichtete in Stern-TV über die Rezepte und über Nacht wurde das Duo zu Bestseller-Autoren. Es sollten sechs Kochbücher mit günstigen Rezepten, berechnet nach dem Regelsatz Hartz IV, sowie zehn Broschüren, die von Jobcentern kostenlos verweilt werden, folgen.

Heute durchforsten Tausende täglich ihre Ratgeberseite nach Ideen für das Mittagessen: "Wenn man wenig Geld hat, dann muss man selber kochen. Es ist alternativlos, wenn man in einer Fast-Food-Kette zehn Euro für das Menü bezahlt, aber diese Summe für zwei Tage zur Verfügung hat. Wir wollen nicht beweisen, dass Menschen mit Hartz IV gut leben können. Wir haben aus der Not eine Tugend gemacht."

Auch in diesen Zeiten funktionieren seine Rezepte. Vor Kurzem kochte Meier mit einer vierköpfigen Familie einen Kartoffel-Auflauf: "Die Zutaten wurden nicht aufgebraucht, jeder hat sich satt gegessen, die Hälfte ist übrig geblieben und das Gericht hat 2,50 Euro pro Person gekostet."

Sein wichtigster Rat: Kilopreis checken!

Nicht nur wegen der Preissteigerung ist der saisonale Einkauf für den Sparmeister ein Muss.

Das Familien-Sparkochbuch von Uwe Glinka und Kurt Meier

©Buchverlag für die Frau

"Erdbeeren im Jänner zu essen, ist ökologischer Schwachsinn und teuer. Jetzt wachsen Kürbis, Rüben und Kohl.“ Sein wichtigster Rat: Wer sparen will, muss im Supermarkt Zeit investieren und auf den Kilopreis achten. Obwohl im Keller noch Hunderte Zuschriften lagern, sind keine weiteren Kochbücher geplant: "Rezepte gibt es genug, jetzt müssen die Leute kochen."

Buch-Tipps: Uwe Glinka, Kurt Meier, BuchVerlag für die Frau, "Das Familien Sparkochbuch", 96 Seiten, 10,90 Euro; Uwe Glinka, Kurt Meier, "Das Sparkochbuch", BuchVerlag für die Frau, 120 Seiten, 10,90 Euro

Anita Kattinger

Über Anita Kattinger

Leidenschaftliche Esserin. Mittelmäßige Köchin. Biertrinkerin und Flexitarierin. Braucht Schokolade, gute Bücher und die Stadt zum Überleben. Versucht die Welt zu verbessern, zuerst als Innenpolitik-Redakteurin, jetzt im Genuss-Ressort.

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