"Schluss mit Raunzen": Neue Strategien zum Weinbau
Geht man stets vom Allerschlimmsten aus, kann einen nichts erschüttern.
Man sagt den Wienern ja nach, es gehe ihnen nur gut, wenn sie raunzen. Eine listige Strategie: Geht man stets vom Allerschlimmsten aus, kann einen nichts erschüttern. Die Klimaveränderung etwa ist geradezu prädestiniert dafür – das Wetter passt ohnehin nie und jetzt schon gar nicht. Wie gut, dass man daran nichts ändern könne. Die Bauern dürfen gleich mit einstimmen. Denen sagt man ja auch nach, dass sie gerne jammern.
Sie hätten auch allen Grund dazu und doch gibt es gerade unter ihnen Visionäre: So praktizieren einige Weinbauern Bewirtschaftungsformen, um zunehmender Hitze und Trockenheit beizukommen. Vitiforestry etwa ist ein besonders kluger Ansatz: Dabei wird Weinbau mit Forstwirtschaft kombiniert – sprich, man pflanzt in den Weingärten Bäume und Büsche. Das war früher so üblich, bis die Traktoren kamen. Bäume sind Schattenspender, bringen Abkühlung und verzögern die Wasserverdunstung, bei Starkregen nimmt der Boden mehr Wasser auf und speichert es.
Zudem bieten Bäume Nahrung und Lebensraum für Nützlinge, entziehen der Atmosphäre und binden es, bauen Humus auf und sorgen für Bodenvitalität. Der Clou spielt sich aber unter der Erde ab: Symbiosen sogenannter Mykorrhiza Pilze mit Wurzeln können ein Netzwerk zwischen Rebstock und Baum bilden, das Reben mit mehr Wasser und Nährstoffen versorgt. Da gibt es nichts mehr zu raunzen.
Kommentare