Tofu, Gemüse, Reis,

Ein Wochenende Tofu: der Selbstversuch

Wer gerne kocht, sucht stets neue Ideen für Gerichte. Und da man mittlerweile um „Tofu“ kaum mehr umhinkommt, versuchte ich jüngst drei Tage lang, ausschließlich mit dem weißen Zeug zu kochen. Hier das Fazit.

Um intelligent gegen etwas zu opponieren, muss man es versucht haben, oder es zumindest verstehen. Als mir jüngst eine umfassende Probe Tofu-Produkte samt Rezeptideen geschickt wurde, reagierte ich also nicht wie der österreichische Stammtisch („pfuigacks“), sondern nahm mir vor: Ich koche ein paar Tage nur auf Basis dieses gummiesken Sojatopfens. Hergestellt wird Tofu aus Sojamilch, mit der ähnlich wie mit Käse verfahren wird. Er ist allerdings rein pflanzlich, cholesterin- und laktosefrei, dafür mit viel Eiweiß.

Da kann man vonseiten des ewigen Vorsatzes, sich gesünder zu ernähren, wenig dagegen sagen. Außerdem erreichte mich die Probe aus Niederösterreich: „Evergreen“ von Familie Chu. Die produziert dort seit den 1980ern Bio-Sprossen und seit knapp fünfzehn Jahren auch Bio-Tofu. Antrieb für die aus Taiwan stammenden Gründer war, dass sie damals für ihr Restaurant nirgends frische Sprossen erhielten. Bis heute wollen sie alles besonders bio und gut machen. Für mich, dem jeder Vergleich fehlt, war gesundes, regionales Bio-Essen Grund genug, den Selbstversuch zu starten.

Tofu-Wraps mit Gemüserestln und Sprossen

©Halbhuber Axel

Tofu-Wraps mit Gemüserestln und Sprossen

Vorbereitung: 10 min
Zubereitung: 5 min
Portionen: 2–4

200 g Tofu „geräuchert“
2 Jungzwiebeln
2–4 Stück Gemüse was im Kühlschrank ist: Champignons, Zucchini, Karotten, Brokkoli, ...
evtl. 2 Handvoll Bio-Mungosprossen
Sojasauce
4 große Tortilla-Fladen

  • Jungzwiebeln in Streifen oder Ringe schneiden, Tofu würfeln und beides in etwas Öl scharf anbraten – standesgemäß in einem Wok
  • Das Gemüse in bissgroße Stücke/Streifen schneiden und beigeben. Die Sprossen erst zum Schluss hinzufügen und nur kurz mit anbraten – so bleiben sie knackig. Alles vorsichtig mit Sojasauce würzen (sehr salzig)
  • In die Tortillas (muss man evtl. vorher in einer Pfanne anwärmen) füllen und als Wrap einrollen
  • Tipps von den Evergreen-Profis: Dazu grünen Tee servieren. Funktioniert übrigens auch gut mit einem Wok-Gericht vom Vortag – einfach mit frischen Sprossen in einen Wrap rollen. Kann man auch kalt als Mittagessen in die Arbeit mitnehmen
  • Fazit: Sehr schnelles, schmackhaftes Essen, wenig Unterschied zu Faschiertem

Das Nachkochen der Rezepte (die man auf evergreen.at findet) war überraschend – Tofu ist wesentlich einfacher zu bedienen als das meiste Fleisch und Gemüse. Er nimmt dankbar jeden Geschmack an (und hat ja selbst eher keinen, weshalb man besser zu den vormarinierten Produkten greifen sollte), lässt sich schneiden, zerdrücken, pürieren, womit er als Alternative für Milchprodukte in Cremen spannend ist.

Weißes Schokomousse

©Halbhuber Axel

Weißes Schokomousse

Vorbereitung: 5 min
Zubereitung: 60 min (kaltstellen)
Portionen: 2 (klein)

200 g Tofu „Natur“
100 g weiße Schokolade evtl. vegan
20 g weißer Zucker
1 TL Zitronensaft
Früchte (oder anderes) als Dekor

  • Schokolade im Wasserbad sanft schmelzen – wer das Gericht völlig laktosefrei halten will, muss vegane Schoko nehmen
  • Mit dem Tofu, Zucker und Zitronensaft lange und fein pürieren
  • In kleine Schüsseln füllen und für etwa eine Stunde kühl stellen
  • Vor dem Servieren mit Früchten garnieren – am besten wenig süße mit leichter Säure (z. B. Himbeeren), das rundet den Geschmack gut ab. Auch Schokodrops (sehr gut passen etwa „weiße Smarties“) sehen hübsch aus. Ich habe noch alles mit ein bisschen Glitzer-Staubzucker bestreut, meine Tochter liebt das
  • Fazit: Sehr gute Dessert-Alternative zu Milch-basierten Cremen. Eventuell weniger Schokolade nehmen

Wo er Fleisch imitieren soll, ist Tofu, na ja: gewöhnungsbedürftig. Die Konsistenz ist eher bei Wettex als bei Steak. Aber: Lässt man ihn, etwa bei einem Eintopf, über Nacht ziehen, wird die Textur besser.

Noch mehr Rezepte mit Tofu:

Frühstücksbowl mit selbst gemachtem Granola 

©Halbhuber Axel

Frühstücksbowl mit selbst gemachtem Granola

Vorbereitung: 5 min
Zubereitung: 10 min
Portionen: 2–4

200 g Tofu „natur“
ca. 200 g Beeren nach Wahl
Früchte als Topping
2 EL Haferflocken
2 EL Nüsse gemahlen oder gehackt
1 TL brauner Zucker oder Honig

  • Tofu mit Beeren und Zucker fein pürieren und in Schüsseln füllen. Mit Früchten belegen
  • Haferflocken und Nüsse in einer Pfanne bei mittlerer Temperatur vorsichtig anrösten. Zucker oder Honig darüber und alles karamellisieren
  • Das selbst gemachte Granola am besten noch warm über die Bowl streuen
  • Fazit: Die Creme selbst ist – weil ungezuckert – sehr leicht, manchen wahrscheinlich zu wässrig. Man könnte sie süßen

Filet Wellington mit Kräuter-Tofu

©Halbhuber Axel

Filet Wellington mit Kräuter-Tofu

Vorbereitung: 25 min
Zubereitung: 30 min
Portionen: 2

1 große Schalotte
200 g Champignons
1 Handvoll Jungspinat oder grünes Gemüse z. B. Zucchini
1 Handvoll Petersilie
Salz, Pfeffer, Öl
1 Rolle Blätterteig, 1 Ei
400 g Tofu „geräuchert“

  • Schalotte hacken, Champignons blättrig schneiden und gemeinsam in etwas Öl anbraten, Wasser abgießen
  • Spinatblätter (oder klein geschnittenes grünes Gemüse) und gehackte Petersilie untermischen, salzen, pfeffern und auskühlen lassen
  • Blätterteig halbieren, ausrollen und mit der Pilz-Gemüse-Masse belegen. Tofu-Streifen (4 mal 4 cm) auf diese Masse legen. Von allen Seiten her einklappen, der Tofu sollte von der Masse ummantelt sein und im Rohr bei 180 Grad 25 Minuten backen. Für Färbung und gegen Risse mit Ei bestreichen
  • Fazit: Sehr gute Alternative zum Filet-Original, eventuell als Vorspeise

Scrambled Tofu

©Halbhuber Axel

Scrambled Tofu

Vorbereitung: 10 min
Zubereitung: 5 min
Portionen: 2

200 g Tofu „Natur“
1 große Jungzwiebel
2 EL Öl
1 TL Kurkuma
1 rote Paprika
Sprossen, Stangensellerie oder anderes Gemüse nach Wahl
Pfeffer, Salz

  • Jungzwiebel, Sellerie und Paprika klein schneiden. Tofu mit der Gabel zerdrücken (bis er wie „faschiert“ aussieht) und mit Kurkuma vermischen, salzen und pfeffern
  • Alles in dieser Reihenfolge mit etwas Öl in der Pfanne durchrösten
  • Mit frischen Sprossen garnieren
  • Fazit: Einer Eierspeise absolut ebenbürtig

Wildes Wacholder-Tofu-Ragout mit Polenta-Nockerln

©Halbhuber Axel

Wildes Wacholder-Tofu-Ragout mit Polenta-Nockerln

Vorbereitung: 15 min
Zubereitung: 30 min
Portionen: 2

Für das Ragout
1 Zwiebel würfelig geschnitten
1 Knoblauchzehe fein gehackt
2 Karotten scheibig geschnitten
½ Scheibe Knollensellerie würfelig geschnitten
200 g Tofu „Geräuchert“
1 EL Tomatenmark
250 ml Rotwein
1 gr. Lorbeerblatt, 1 kl. Zweig Rosmarin, 1 kl. Stange Zimt
2 Gewürznelken
5 Wacholderbeeren
evtl. Soja-Crème-fraîche
Preiselbeeren

Für Polenta-Nockerln
½ Tasse Polenta
2 Tassen Wasser
¼ TL Salz, 2 EL Pflanzenöl

  • Zwiebel, Knoblauch, Karotten und Sellerie gut anbraten. Tomatenmark und Gewürze kurz mitrösten. Mit Rotwein aufgießen
  • Weichen (nicht zu kalt) Tofu grob zerzupft zugeben. Eventuell mit etwas Soja-Crème-fraîche anrühren
  • Für die Polenta-Nockerln alle Zutaten in einem Topf aufkochen lassen, dabei fast ständig umrühren. Abschmecken und fünfzehn Minuten quellen lassen. Mit zwei Esslöffeln Nockerln formen
  • Ragout mit den Nockerln und Preiselbeeren servieren
  • Fazit: Sehr gut, aber anders als mit Fleisch. Mein Tipp: Über Nacht ziehen lassen – aufgewärmt kommen die Stücke näher an die Fleisch-Konsistenz ran
Axel Halbhuber

Über Axel Halbhuber

Ich habe mir unter den Zweigen des Schreibens den Journalismus ausgesucht, um nicht über mich schreiben zu müssen. Und jetzt schreibe ich hier Zeilen zu meiner Vita. Es gibt im Leben Wichtigeres, das es zu beschreiben gilt. Eben das macht diesen Job spannend: gestern ein Interview mit den Klitschko-Brüdern, heute eine Reportage in einem Dorf für Demenzpatienten, morgen das Porträt über die wahre Biene Maja. Leben ist Vielfalt, auch das Berufsleben. Daher habe ich im Journalismus vieles gemacht: Wirtschaftszeitung bis Männermagazin, Online-Ressortleitung bis Gratismedium-Chefredaktion, Sportressort bis Societymagazin, Österreichwanderung bis Weltreise. Und bei aller Vielfalt ist das Reisen doch zu einem Steckenpferd geworden, auch durch meine Bücher „Ich geh dann mal heim“, „Einfach eine Weltreise“ und "Reisen ist ein Kinderspiel". Aber am wichtigsten war die Biografie über Helmut Kutin: "Wie aus einer zerstörten Kindheit ein gutes Leben wurde." Das muss wirklich jeder lesen!!!!

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