Popcorn aus Österreich bringt Farbe in die Schüssel

Kleine Produzenten wie die niederösterreichischen Landwirte Nikolaus Zichtl und Heidi Strobl vermarkten ihre eigenen Kukuruz-Kolben und exotisch gewürztes Popcorn im Sackerl.

Dickflüssiges Karamell umfließt die perfekten Rundungen der kleinen "Schwammerl", während nach der Explosion der "Schmetterlinge" Hunderte Flügelchen entstehen. In der Produktionsküche von Nikolaus Zichtl duftet es nach frischem Popcorn, Zucker und Knoblauch.

In wenigen Wochen fährt der niederösterreichische Landwirt die heurige Ernte auf seinem einen Hektar großen Feld ein: Popcorn-Kukuruz der Sorten Butterfly und Mushroom. Erstmals wird der 41-Jährige rote, weiße und schwarze Kolben ernten und in Popcorn-Sackerln abpacken: "Wenn die Körner zu Hause aufpoppen, dann sind die Flöckchen schneeweiß und man sieht noch ein wenig von der farbigen Schale."

Als seine Eltern vor zehn Jahren in Pension ging, übernahm der gelernte Techniker die Landwirtschaft mit dem Anbau von Futtermais und überlegte, was er anbauen und produzieren könnte für mehr Gewinn. So kam er auf die Idee, Popcorn zu produzieren: "Anfangs wollte ich nur die Maiskörner an Kinos verkaufen, doch dann hatte meine Freundin die Idee, dass wir das Popcorn selbst würzen und verkaufen. Für fertiges Popcorn aus dem Supermarkt oder im Kino werden oft schlechte Zutaten wie billiges Fett, Farbstoffe oder Butter-Aromen verwendet. Wir verwenden ein österreichisches Sonnenblumenöl und Steinsalz – man schmeckt den Unterschied."

©Heidi Strobl

Gepufftes Korn

©vomnikolaus/Nikolaus Zichtl

Besonders wichtig war dem Landwirt daher, dass sein größter Abnehmer – ein bekanntes Kino in der Region – sein Popcorn mit Sonnenblumenöl statt den künstlichen Butteraromen in der Popcorn-Maschine zubereitet. "Am liebsten kaufen meine Kunden Steinsalz und an zweiter Stelle, auch wenn man es nicht erwarten würde, ist Knoblauch. Erst an dritter Stelle kommt Karamell."

Warum ein Maiskorn poppt? Da in der Stärke Wasser gebunden ist, verändert das Wasser seinen Zustand von flüssig zu gasförmig, wenn es auf 200 Grad erhitzt wird. Weil der Wasserdampf ein größeres Volumen einnimmt, platzen die Körner, und die Stärke dehnt sich rasch aus, kühlt ab und erstarrt.

©vomnikolaus/Nikolaus Zichtl

Nur die Kukuruz-Art zea mays eignet sich für die Herstellung von Popcorn – Puffmais zeichnet sich durch eine sehr dünne, harte und etwas glasige Schale aus. Die Pflanze zählt zum Sommergetreide, die Aussaat erfolgt von Anfang April bis Anfang Mai nach den letzten Frostnächten. Die Ernte findet Ende September bis Ende November statt. Für heuer erwarten Landwirte aufgrund von Hitzewellen und Trockenheit deutliche Einbußen.

©Heidi Strobl

Herkunft
Das Wildgras Teosinte gilt als botanische Urform von Mais

7.000 Jahre
Bereits 3.000 Jahre v. Chr. wird Mais in Mexiko angebaut. Die ältesten Funde sind 7.000 Jahre alt

Karibik
Christoph Kolumbus entdeckte die Pflanze in Kuba und brachte sie nach Europa. Bis zur Zucht von Zuckermais im 19. Jh. wurde Mais nur an Tiere verfüttert 

Welt
Die USA sind der größte Produzent

Ernte
In Österreich wird auf 306.000 Hektar Kukuruz angebaut, davon sind 220.000 Hektar Körnermais

Neue Welt

Der 41-jährige Landwirt aus dem Raum St. Pölten (vomnikolaus.at) freut sich hingegen über eine gute Kornentwicklung, auch Freizeit-Kolumnistin Heidi Strobl kann nicht klagen. Die Ernte von ihrem Weinviertler Feld brachte die Nebenerwerbslandwirtin heuer so früh ein wie noch nie.

"Bei mir wachsen viele farbige oder gesprenkelte Kolben – ich habe in den vergangenen zwanzig Jahren kleine Mengen Saatgut von meinen Reisen mitgenommen und privat vermehrt."

©Heidi Strobl

Derzeit trocknet Strobl ihren Kukuruz für einige Wochen auf dem Dachboden der 240 Jahre alten, ehemaligen Volksschule in Wetzelsdorf. Bereits Ende Oktober können ihre blauen, roten oder violetten Kolben im Ganzen abgepackt im Wiener Brotbackatelier von Barbara van Melle erstanden werden – inklusive Anleitung, wie das Zubereiten am besten gelingt.

Übrigens lernten die ersten Europäer im November vor 530 Jahren die Maispflanze kennen, als Christoph Kolumbus nach der Landung in Kuba zwei Späher ausschickte. 

Anita Kattinger

Über Anita Kattinger

Leidenschaftliche Esserin. Mittelmäßige Köchin. Biertrinkerin und Flexitarierin. Braucht Schokolade, gute Bücher und die Stadt zum Überleben. Versucht die Welt zu verbessern, zuerst als Innenpolitik-Redakteurin, jetzt im Genuss-Ressort.

Kommentare