Obst ist nicht immer vegan: 5 Mythen über Obst und Gemüse
Ernährungswissenschafter Andreas Schmölzer erklärt, welche Mythen lange Zeit und teilweise bis heute von der Bevölkerung und der Wissenschaft geglaubt werden.
Spielen wir ein Spiel. Wahr oder falsch? Fruchtzucker ist gesünder als Haushaltszucker. Frisches Obst und Gemüse ist gesünder als Konserven oder tiefgekühlt. Obst ist vegan. Zitrusfrüchte sind besonders schlecht für die Zähne. Spinat macht stark. Vielleicht weiß man es, vielleicht glaubt man es auch nur zu wissen. Wir haben Andreas Schmölzer vom Verband der Ernährungswissenschaften Österreichs gefragt.
Fruchtzucker ist gesünder als Haushaltszucker
"Ernährungswissenschaftlich stimmt dieser Mythos definitiv nicht", sagt Schmölzer. Zucker ist nun mal gleich Zucker, auch wenn man vermuten könnte, dass Fruchtzucker gesünder ist. Die Fructose, also den Fruchtzucker im Obst, vertragen manche Menschen sogar schlechter. Das hat etwas mit der unterschiedlichen Verdauung zu tun. Wenn man zu viel Fruchtzucker isst, kann das Verdauungsprobleme verursachen. Über Obst konsumiert man im Normalfall allerdings nicht solche Mengen, das passiert eher bei Fruchtsirups, die zum Süßen verwendet werden.
Frisches Obst und Gemüse ist gesünder als Konserven oder tiefgekühlt
"Das nährstoffreichste Obst fällt direkt von der Pflanze", sagt der Ernährungswissenschafter. Dann hat es auch die besten sensorischen Eigenschaften. Allerdings haben wir frisches Obst und Gemüse nur dann zur Verfügung, wenn es reif ist. Damit Obst und Gemüse nicht nur in der Saison, sondern das ganze Jahr über verfügbar ist, müssen wir es haltbar machen. Einerseits ist das über Konserven möglich. Da Konserven bei ca. 90 Grad wärmebehandelt werden, gehen hier aber Nährstoffe verloren. Bei tiefgekühltem Obst und Gemüse weiß man andererseits, dass es die Nährstoffe besser schützt, auch wenn es lange transportiert werden muss. Tiefkühlen ist also die schonendste Art der Haltbarmachung, aber man verbraucht dabei auch die meiste Energie. Möchte man nicht nur gesund, sondern auch ökologisch schonend leben, verweist Dr. Schmölzer auf saisonale und regionale Produkte. Bei Äpfeln ginge das beispielsweise sehr gut, sie werden das ganze Jahr über relativ schonend gelagert. Bei Beeren oder Pfirsichen funktioniert das allerdings nicht.
Obst ist vegan
Rohes Obst und Gemüse sollte doch grundsätzlich vegan sein. Das muss nicht immer stimmen, zumindest nicht bei gekauften Produkten. Zum Schutz sind Früchte teilweise mit einer Wachsschicht überzogen. Äpfel bilden diese Schicht oft selbst, allerdings hilft der Mensch manchmal nach. Eine mögliche Methode dafür ist die Behandlung mit Bienenwachs. Folglich könnte es sein, dass manche Früchte im Supermarkt zwar vegetarisch sind, aber nicht vegan.
Für diese Produkte ist es zulässig, sie mit Bienenwachs zu behandeln:
Zitrusfrüchte, Melonen, Äpfel, Pfirsiche, Birnen, Ananas, Bananen, Mangos, Avocados, Granatäpfel, Nüsse
Spinat macht stark
Spinat soll den Muskelaufbau fördern, da er viel Eisen enthält. Doch dieser Mythos basiert auf einem Rechenfehler. Der Schweizer Physiologe Gustav von Bunge untersuchte Ende des 19. Jahrhunderts den Eisengehalt von Spinat. 35 Milligramm Eisen in 100 Gramm Spinat. Später wurde dann allerdings übersehen, dass er Spinatpulver verwendete. Auf 100 Gramm enthält das Pulver viel mehr Eisen, als Spinat in Blättern. Somit enthält Spinat zwar eine gewisse Menge an Eisen, doch in 100 Gramm frischem Spinat findet man nur circa zwei bis vier Milligramm.
Zitrusfrüchte sind schlecht für die Zähne
Das stimmt nur teilweise. Säure kann allgemein die Zähne angreifen. Wenn man im üblichen Maße Zitrusfrüchte isst, hat das aber keinen so starken Einfluss wie andere Produkte. "Jedes Obst enthält Säuren, eben mehr oder weniger. Jede Limonade enthält bei Weitem mehr Säuren", so Schmölzer. Untersuchungen haben lediglich gezeigt, dass Säuren die Zähne stärker direkt nach dem Zähneputzen angreifen. Dann ist der Zahn am empfindlichsten.
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