freizeit.tasting: Die Geschichte der Menschheit - mit Cocktails erzählt

Mehr Wohlstand

"Kein Zuhause zu haben, war uns zu blöd, also wurden wir sesshaft", erklärte Zuo vor seinem nächsten Drink. Statt nur auf tierische Lebensmittel zu setzen, hatte man damals Kohlenhydrate in Form von Kartoffeln und Getreide für sich entdeckt. Es folgte eine Martini-Vodka-Variation, die einigen unter dem Cocktailnamen "Clubland" bekannt sein könnte. Der eher altmodische Geschmack wurde durch eine Bergamotte-Note abgerundet.

Fermentation

Weiter ging es in der historischen Cocktail-Reise zum Fermentieren. "Wir konnten kein Brot mehr sehen und für den Winter haben mir herausgefunden, wie man Genuss länger haltbar macht. Also haben wir Dinge eingelegt." Ins Glas kam diesmal eine Bellini-Variante. Statt mit Pfirsich allerdings mit Lycheesaft, den Zuo selbst in 48 Stunden herstellte, um Säure zu erzeugen. Aufgespritzt wurde mit Moët Champagner. Geschmacklich erinnerte das Ergebnis ein wenig an Sturm, ließ eine Leserin wissen. Ein kleiner Tipp vom Feinschmecker: "Frische Lychee schmeckt am besten im Morgentau, da hat sie ihre beste Form."

Feuer

Die Menschen wurden im nächsten Teil der Geschichte des Barkeepers experimentierfreudiger. Kan Zuo erzählte dabei auch von sich selbst - er versuchte sich einmal mit einem "Bloody Mary" mit Schweineblut. Diesen gab es allerdings nicht, stattdessen wurde es feurig. Der sympathische Barkeeper schenkte seine Version eines "Trinidad Sour" aus. Der Drink sei einer seiner Favoriten. Auch die Herstellung konnte sich sehen lassen - auf den Drink aus 50-prozentigem WhistlePig Rye Whiskey, Rosenwasser, 30 ml Angostura Bitter und Noten aus Mandeln sowie Marzipan legte er Kirschholz und zündete es an. Verfeinert wurde der Mix mit Tonka-Bohne. Die Gäste beschrieben den Cocktail, den man vanillig in der Luft wahrnehmen konnte, als "weihnachtlich" und "rauchig".

Vom Handel auf der Seidenstraße

In Zuos Erzählungen ging es weiter auf die Seidenstraße. Es drehte sich um Heimat und man hätte damals ein wenig Farbe ins Leben bringen wollen. So entstand der Handel - besonders mit der Luxusware Gewürz. Das war deutlich im nächsten Drink zu schmecken. Für den "Poet" setzte er Belvedere Heritage Vodka in Safran an, dem "teuersten Gewürz der Welt". Auch die nächsten beiden "kostbaren Gewürze", Vanille und Kardamom, trugen geschmacklich bei. Birnenpüree schaffte die perfekte Balance aus sauer, süß und leichter Schärfe.

"Sehr aromatisch und irgendwie betäubend. Da sind 20 Dinge, die ich versuche, einzuordnen. Auf alle Fälle reichhaltig", ließ uns eine Leserin an ihrer Begeisterung für den Drink teilhaben. Eine andere wollte wissen, ob man diesen aromatischen Drink auch alkoholfrei zubereiten könnte. Die Antwort war: "Mit Tee. Ich würde es mit Safrantee machen, aber das wäre weniger lustig für uns. Welcher Koch kocht schon gerne vegetarisch?"

Der Mensch im Fokus

Als letzter großer Geschmacksträger auf seiner Reise durch die Zeit wurde vom Barkeeper der Mensch selbst genannt. Innovativ war der Abschluss zweifelsfrei. Zwei Tage legte Zuo seinen Drink aus dem kubanischen Rum "Eminente" und Limette in einer Flasche mit Bienenwachs ein. In seiner Bar nennt er den Cocktail "Golden Nail Gimlet", manchmal auch scherzhaft "Golddigger Gimlet". Dort darf man sich über Bienenwachs in Eiswürfeln freuen.

Bei ausgelassener Stimmung wurde es zum Schluss kurz emotional und nachdenklich. Der Barkeeper verabschiedete sich dankbar und rundete seine Geschichtsstunde ab mit: "In der heutigen Zeit haben viele Herausforderungen zu meistern. Wir stehen meist vor vielen Problemen, wobei wir uns oft vielleicht einfach nur die Zeit nehmen sollten, durchzuatmen und einfach einen Drink zu genießen. Was und wo wir etwas trinken, ist nie so wichtig wie mit wem wir trinken."