Las Vegas, Sotchi, Wien: Ein original irisches Pub gibt es fast überall – auch in Lagos, Nigeria (Bild)

Irish Pubs sind Kult, nicht nur in Irland.

Fast jede größere Stadt auf der Welt hat eines. Oder gleich mehrere. Rund um den St. Patrick’s Day boomt die Pubkultur besonders.

Von Klaus Puchleitner

Reiseautor Stefan Nink geht in Dublin gerne ins „The Long Hall“. Er sagt: „Weil die Gäste dort versuchen, in andächtiger Stille und honiggelbem Kronleuchterlicht ihr Glas zu hypnotisieren oder das Konzept vom Fluss der Zeit zu erfassen.“

Genau das ist das Wesen eines Irish Pubs – den Besuchern ein zweites Wohnzimmer zu sein, in dem geredet wird, getrunken, und wo Zeit wenig Rolle spielt. Zwar hat sich nur ein Teil dieser alten irischen Pubkultur in die heutige Welt moderner Irish Pubs herübergerettet, die weltweit wie Schwammerln aus dem Boden schießen und mehr kommerz- als traditionsorientiert sind. Trotzdem: Irish Pubs sind Kult. Überall auf der Welt. In ihnen wird gefeiert, gesungen, getanzt, getrunken, gegessen, philosophiert, diskutiert, Sport geschaut und vieles mehr.

Wer hat’s erfunden? Vor allem rund um den St. Patrick’s Day am 17. März stürmen Irland-Fans weltweit ins Irish Pub ihrer Wahl. Ein einziger Mann ist in erster Linie dafür verantwortlich, dass man das inzwischen tatsächlich rund um den Globus tun kann. Er heißt Mel McNally (siehe Interview, S. 39). Mit seiner Dubliner „Irish Pub Company“ exportiert er die Idee des irischen Pubs schon seit Ende der 1970er-Jahre in die Welt, plant und baut für lokale Betreiber Irish Pubs, stellt die Bestandteile in Irland her und verschifft sie dann als Originale zum Zusammenschrauben an ihre Bestimmungsorte. Auch in Wien stammen zwei Irish Pubs aus McNallys Manufaktur, das „Molly Darcy’s“ in der Teinfaltstraße und das „Trinity“ am Rilkeplatz. In Dornbirn entsteht gerade ein weiteres Pub Marke McNally.Vom Wohnzimmer zum Pub Ursprünglich kommt das klassische Irish Pub vom Begriff „Public House“, frei übersetzt: „öffentlicher Ort“. Pubs waren früher hauptsächlich auf dem Land eine Art Wohnzimmerersatz. Sie entwickelten sich aus Shops für den täglichen Bedarf, aus Postämtern oder sogar tatsächlich aus Wohnzimmern einzelner Dorfbewohner, die begonnen hatten, Bier und Schnaps für die Nachbarn auszuschenken.

In Irland gibt es diese klassische Form des urigen, meist kleinen Dorfpubs immer noch. Man geht dorthin, um zu reden, das finstere Guinness-Bier zu trinken, und um Musik zu machen oder Musik zu hören. Daraus haben sich, zuerst in den irischen Städten und dann eben auf der ganzen Welt, die heutigen Großpubs entwickelt, in denen längst auch gegessen wird und Sportübertragungen verfolgt werden. Wo Konzerte diverser Bands die frühere Pubmusik der Einheimischen ersetzt haben, und in denen rund um den Globus ein kleines Stück Irland konsumiert werden kann.

Feiern zum St. Patrick’s Day in Dublin – doch Achtung: Viele Pubs im 
Vergnügungsviertel „Temple Bar“ sind veritable Touristenfallen
 

©EPA/Aidan Crawley

Wer alles Ire sein könnteEin Booster für die internationale Etablierung dieser modernen Version alter irischer Pubkultur war und ist die Gemeinschaft der Auslandsiren. Nach schrulliger irischer Zählweise leben derzeit weltweit über achtzig Millionen Iren. All jenen nämlich, die bis sieben Generationen zurück über irische Vorfahren verfügen, stünde theoretisch die irische Staatsbürgerschaft zu. Tom Cruise wäre nach dieser Definition Ire, Barack Obama ebenso, auch die Mitglieder der früheren US-Präsidentenfamilie Kennedy. So wurden sowohl Cruise als auch Obama auf Spurensuche nach ihren irischen Ahnen gesichtet, wie sie Pubs aufsuchen, um dort ein Guinness zu trinken.

Musik, wie hier im „Johnny Fox’s“ in Dublin, gehört zu einem guten Irish Pub genauso dazu wie das finstere Guinness-Bier
 

©Tourism Ireland

Jedenfalls halten die echten und die weniger echten Iren in Kooperation mit den vielen Irland-Fans auf der ganzen Welt die Pubkultur der Grünen Insel hoch und am Laufen.

Aus McNallys Manufaktur: das Irish Pub  Molly Darcy’s in Wien 1 

©Manfred Sodia Photography

Menschen, die sich mit Irland verbunden fühlen, haben so gut wie immer ein Lieblingspub, sowohl zu Hause als auch in Irland. Wieland Alge zum Beispiel, Tiroler Start-up-Investor, der jedes Jahr Monate in Irland verbringt, geht dort ins „Greyhound“ im Westküstenörtchen Kilkee. Und zu Hause in Innsbruck ins „Galway Bay“. Simon Bopp, Österreich-Repräsentant von „Tourism Ireland“, besucht auf der Grünen Insel immer das „Bleeding Horse“ in Dublin und liebt in Wien „jedes einzelne Irish Pub“. Der Autor dieser Zeilen setzt sich in Galway gerne in die „Crane Bar“ und in Graz ins O’ Carolan’s. Und selbst Reisejournalist Nink, der Weltenbummler, hat sich zu Hause in Mainz den Besuch des „The Irish Pub“ gleich neben seiner früheren Wohnung angewöhnt. Wie gesagt: Ein Irish Pub gibt es überall.

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