Reben besitzen eine geradezu masochistische Natur

Sie adaptieren sich allmählich an das veränderte Klima, vorausgesetzt man pfuscht der Natur nicht ins Handwerk.

Auch wenn unsereins unter der spätsommerlichen Hitze stöhnt, können wir zumeist Abhilfe schaffen. Wir flüchten in den Schatten, springen ins kalte Wasser oder verkriechen uns notfalls in irgendein Kellerloch. Diejenigen, die eine Klimaanlage besitzen, könnten das Gerät auch bis zum Anschlag aufdrehen. 

Das verschafft zumindest ihnen wohltuende Abkühlung, verschlimmert aber blöderweise die Gesamtsituation – nach dem Motto: Hinter mir die Dürre. Reben hingegen sind Hitze und Trockenheit schutzlos ausgeliefert. Manche erhalten zwar künstliche Bewässerung, was mehr eine kurzsichtige Aktion als eine langfristige Lösung ist. Wird es wohl ohnehin nicht mehr lange spielen. Stichwort: Wasserknappheit. Zu dystopisch? Mag sein.

Die gute Nachricht ist, dass Reben eine geradezu masochistische Natur besitzen und sich selbst zu helfen wüssten. Sie adaptieren sich allmählich an das veränderte Klima, vorausgesetzt man pfuscht der Natur nicht ins Handwerk. Etwa mit dem Einsatz von Mineraldüngern, die die Pflanze aufgrund der enthaltenen Salze nicht nur durstiger, sondern auch abhängig macht: Die Rebe lechzt dann auf Stoff von oben, anstatt sich tief zu verwurzeln, um selbst an Grundwasser und Nährstoffe zu gelangen. 

Ein gesunder Boden durch Begrünung und Kompost, Verzicht auf Herbizide, eine dichtere Laubwand, sowie Beschattung von außen durch Büsche und Bäume (Vitiforestry) hingegen machen Sinn. Vorausschauende Winzer unterstützen ihre Reben bei der Selbsthilfe.

Christina Fieber kommt aus Salzburg und arbeitet als freie Weinjournalistin in Wien.

Christina  Fieber

Über Christina Fieber

Christina Fieber kommt aus Salzburg und arbeitet als freie Weinjournalistin in Wien.

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