Faszination Feuerküche: Ein kleiner Gourmettempel eröffnet in Wien
Ein weltweiter Trend erreicht Wien: Bald öffnet ein kleiner Gourmettempel, der ohne Strom auskommt – wie Holzfeuerküchen funktionieren und worauf es beim Spiel mit dem Feuer ankommt.
Die edle, zwei Meter lange Holzfeuerküche wird das Herzstück sein – ein lang gezogener Tischherd mit vier Herdplatten sowie zwei Backrohren. Auf Strom soll komplett verzichtet werden, gekocht wird nur mit der Kraft des Feuers. Schon jetzt kann vorausgesagt werden, dass sich das Restaurant Doubek (Kochgasse 13, 1080 Wien) nach der Eröffnung am 25. Oktober zum "Place to be" in der Bundeshauptstadt entwickeln wird.
"Es ist ein ganz anderes Kochen, weil ich nicht die Flexibilität wie bei einer Induktionskochplatte habe. Es geht um den Prozess: Man muss Holz nachlegen, das Feuer lesen, kontrollieren und mit dem Feuer eins werden“, so Haubenkoch Stefan Doubek.
Gemeinsam mit Restaurantleiterin Nora Pein verwirklichte er seinen Traum von einer Feuerküche mithilfe von Hafnermeister Kurt Gellner. Der Oberösterreicher absolvierte seine Lehre bei dem legendären Wiener Ofenbauern Josef Ortner in Wien-Hernals: "Ich habe nicht ruhig sitzen können und habe mich für einfache Kochstellen schon bei den Pfadfindern interessiert."
Zum Jahreswechsel kontaktierten Doubek und Pein den Hafner für ihr neues Projekt – er war sofort Feuer und Flamme: "Die Herausforderung ist ein 25 Meter hoher, alter Rauchfang mit kleinem Querschnitt. Außerdem wird die Feuerküche mit drei Feuerstellen gleichzeitig betrieben – es braucht daher handwerkliches Feingefühl den Rauch abzutransportieren."
Töpfe und Pfannen stehen auf einer Basaltlava nachempfundenen Steinplatte, darunter befindet sich Stahl: "Die heißeste Kochstelle befindet sich direkt über der Befeuerung, trotz primitivem Holzfeuer wird es dort 500 Grad heiß. Am anderen Ende hat es rund 100 Grad."
Eine mobile, wetterbeständige Feuerküche für den Garten ist bei Gellner für rund 15.000 Euro zu haben.
Geschichte
Lehmküchen
Die ältesten Küchen, die sich von offenen Feuerstellen unterscheiden, wurden in Jericho gefunden und stammen aus der Jungsteinzeit
Flamme
Beim Verbrennen wird Wärme freigesetzt und es entstehen in der Flamme Temperaturen von bis zu 1.400 Grad.
Die rot-gelbe Farbe kommt von der Hitze, die die Rußteilchen zum Glühen bringt. Blaue Flammen entstehen, wenn Brennstoff verbrennt und eben kein Ruß entsteht
1 Mio.Jahre alt
Die ältesten Funde für Feuerstellen, die durch Menschen angelegt wurden, stammen aus der Wonderwerk-Höhle in Südafrika
Weltweiter Trend
Ob der schwedische Ausnahmekoch Niklas Ekstedt oder der Schweizer Sternekoch Stefan Wiesner, der auch "Hexer vom Entlebuch" genannt wird: Archaisches Kochen liegt weltweit im Trend.
Wie sich die feine Energie von Holzfeuer auf das Garen auswirkt, weiß Haubenkoch Hannes Müller. Seit zehn Jahren veranstaltet der Salzburger Küchenchef und Hotelier Unplugged-Abende: "Weil wir einen Holzherd in der Küche stehen hatten, hatte ich immer schon eine besondere Beziehung zum Thema Kochen ohne Strom. Dann entwickelte sich die Idee als Antwort auf den immensen Stromverbrauch unserer Zeit."
Mehrmals im Jahr heizt Müller in seiner Forelle am Weißensee mit Holz ein – nur der Speisesaal darf elektrisch erstrahlen und der Geschirrspüler laufen. Die "rohere" Variante findet jedes Jahr auf einer Alm statt, da kocht der Spitzenkoch sogar mit Glutnestern im Boden. „Beim Kochen mit Feuer ist die Dosierung der Hitze ein großes Thema: Man braucht sehr viel Gefühl und Kenntnisse über Holzarten."
Denn jedes Holz hat sein eigenes Brennverhalten: So brennt Buche langsam mit einer kürzeren Flamme und gibt damit mehr Hitze ab. Wichtig ist, dass das Holz trocken gelagert wurde. "Wenn wir Brot im Holzherd backen, dann heizen wir das Rohr intensiv vor und heizen mit genau abgezählten Holzscheiten."
Besonders gerne schmurgelt Müller Fleischstücke mit seiner Kistensau: Das Feuer lodert oben am Deckel einer isolierten Box und zieht nach unten. "Dadurch bleibt die Feuchtigkeit erhalten und das Fleisch saftig." Die nächste Session findet im März beim Mösslacherhof am Kärntner Guggenberg statt, wenn noch Schnee liegt – damit der Koch auch auf einen Kühlschrank verzichten kann.
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