Drei Araber in Linz: Orientalische Küche im "Alarabe"

Die drei Flüchtlinge leben ihren Traum vom eigenen Lokal - und wollen mit ihrem orientalischen Restaurant Österreich erobern.

Arabische Schriftzeichen, orientalisches Ambiente,  fremde Gerüche, freundliche Menschen. In einer früheren Shisha-Bar in der Linzer Mozartstraße ist „Der Araber“, also  das Alarabe, ein neues arabisches Restaurant, sein etwas mehr als  einem Monat daheim.

„Der Araber“ sind derer eigentlich drei. Küchenchef Mohammad Yousef (32) und seine zwei Kompagnons, Momen Mousa (29)  und Mohammad Bakjajii (31).

Letzterer kümmert sich beim Lokaltest um das Service. Ein schöner Platz, ein Glas Ayraan, dazu eine sehr persönliche Einführung in das orientalische Angebot.

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©Josef Kleinrath

Samt Empfehlung: Warme Vorspeisen – drei zur Auswahl, es werden Fatet Hommus, Kibeh Mekliea und Msachan Roll um 10,50 Euro und  kalte – Baba Ghoung (die beste, sehr würzig, mit Pistazien), Yalangie, Krimalthom um 8,50 – der Einstieg in die arabische Küche gelingt perfekt.

 

Staatenlos aus Syrien

Zwei staatenlose Männer und ein Syrer, die sich den Traum vom eigenen Lokal verwirklichen. „Ich bin Koch und habe davon immer geträumt“, sagt Yousef und strahlt. Dieser Traum hat auch die traumatische Flucht überdauert.

Yousef und Mousa haben in einer Flüchtlingsstadt in Syrien nebeneinander gelebt, vertrieben aus Palästina. „In unserer Stadt war eigentlich kein Krieg, aber die erste Bombe hat in meiner Wohnung eingeschlagen“, erzählt der Koch.

Deshalb die Flucht. Die Hälfte der Freunde ist im Krieg ums Leben gekommen, die Flucht war teuer („Wir haben die Schleppermafia bezahlt.“) und gefährlich.

Alle drei flüchteten mit einem Schlauchboot über das Meer nach Griechenland, von dort monatelang zu Fuß durch Europa. Bis sie sich nach Österreich durchgeschlagen hatten.

Das war 2014. Jetzt sind alle drei asylberechtigt in Österreich, alle drei wünschen sich nichts sehnlicher, als Österreicher zu werden.

Und schon zeigt der Syrer Bakjajii ein Foto von sich in Lederhose vor den österreichischen Bergen und lacht: „So schaut gute Integration aus.“ Yousef hat er übrigens erst in Österreich kennengelernt, seither leben sie wie Brüder zusammen. 

©Josef Kleinrath

Bakjajii – er  hat in Syrien Wirtschaft studiert und in Österreich eine Gastronomie-Ausbildung absolviert – serviert unterdessen die Hauptspeise: Sujog Arabe und Toshka Arabe (je 9 Euro), faschiertes Rindfleisch in einer köstlichen Hülle unterschiedlich zubereitet,  dazu Safran- und Curryreis, aber auch  Pommes (!) und Sauergurken (!!).

Begeistert sind übrigens die anderen Gäste auch. Ein paar Oberösterreicherinnen, ein paar Araber, ein Pärchen, etliche Leute an der Bar – eine feine Mischung belebt das Lokal, in dem der Gast quasi in der Auslage sitzt.

Sieben Tage pro Woche geöffnet

Dieses Lokal haben sich die drei Araber fleißig erarbeitet. Als Lagerarbeiter, auf Baustellen, auch mal als Koch, seit sie in Österreich Fuß fassen konnten. Fleißig müssen sie auch jetzt sein. Das Lokal ist sieben Tage die Woche von 10 bis 22 Uhr geöffnet.

Und was bei der Renovierung des Lokals gegolten hat, gilt auch im Lokal, sagen Yousef, Mousa und Bakjajii  wie aus einem Mund: „Wir machen alles selber.“

Also abgesehen von den Gerichten auch Vorbereitung, Service, Einkauf und Reinigung. Da bleibt nicht viel Zeit für die Familien: Yousef hat mittlerweile mit seiner nachgeholten Frau eine dreijährige Tochter, Mousa zwei Buben (zwei und vier Jahre), Bakjajii hat gerade geheiratet. 

Deshalb wollen sie hierbleiben: „Österreich ist unsere Heimat, unsere Kinder sind hier geboren. Heimat ist dort,  wo man leben kann. Unsere Zukunft ist in Österreich.“

Ihr berufliches Ziel: Bald soll jeder den Araber, also ihr Lokal Alarabe kennen. Und sie wollen expandieren: „In Zell am See wollen wir unser erstes Lokal außerhalb von Linz eröffnen.“

Detail am Rande: Es gibt jeden Tag ein typisch syrisches Mittagsmenü (8 Euro) und tatsächlich keinen Alkohol.

Über Josef Kleinrath

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