Wiener Originale: Das sind die ältesten Kaffeehäuser in Wien
Diese Wiener Kaffeehäuser sind viel mehr als nur Orte des Kaffeegenusses – sie sind das Herzstück der Stadt und haben eine reiche Kulturgeschichte.
Die Wiener Kaffeehauskultur ist ein unverwechselbares Element des städtischen Lebens und ein wichtiger Teil der österreichischen Identität. Diese Tradition reicht bis ins 17. Jahrhundert zurück. Es sind Orte, an denen Menschen aus allen Gesellschaftsschichten zusammenkommen, um zu diskutieren, zu lesen und sich auszutauschen. Im Jahr 2011 erklärte die UNESCO die Wiener Kaffeehauskultur sogar zum immateriellen Kulturerbe.
Die Wiener Kaffeehauskultur
Das Wiener Kaffeehaus war seit jeher weit mehr als ein Ort für Kaffee und Speisen: Es wurde zum alternativen Wohnzimmer für viele Wiener, die dort von morgens bis abends verweilten, arbeiteten und soziale Kontakte pflegten. Stammgäste konnten sogar Post empfangen, Anrufe annehmen und Besuche empfangen – das Kaffeehaus wurde so zu einem zweiten Zuhause und Arbeitsraum, besonders für Künstler und Schriftsteller.
Die Kultur des Kaffeetrinkens kam ursprünglich aus dem Osmanischen Reich und verbreitete sich Mitte des 17. Jahrhunderts in Europa, wo Städte wie Venedig, London und Paris die ersten Kaffeehäuser eröffneten. In Wien begann die Geschichte des Kaffeehauses offiziell 1685, als der Armenier Johannes Deodat die erste Konzession für den öffentlichen Ausschank erhielt. Armenische Händler und die orientalische Tradition des Kaffeetrinkens prägten so die Anfänge der Wiener Kaffeehauskultur, die bald zu einem sozialen und intellektuellen Zentrum der Stadt wurde und die Wiener bis heute in ihren Bann zieht.
Café Mozart
- Gegründet: 1794
- Ein traditionelles Wiener Kaffeehaus, das nur wenige Schritte von der Albertina und Oper entfernt liegt und bereits 230 Jahre Wiener Schmäh, Gastlichkeit und Gemütlichkeit feiert. Das Café Mozart ist bekannt für seine klassische Atmosphäre und seine besondere Lage. Es gilt als perfekter Ort, um die Wiener Melange zu genießen und das lebendige Treiben der Innenstadt zu beobachten. "Mit dem Satz ‚Können wir uns nicht im Café Mozart treffen?‘ aus dem Film 'Der dritte Mann' (1949), erlangte das Wiener Kaffeehaus schließlich auch internationale Bekanntheit", sagt Wiens Bürgermeister und Landeshauptmann Michael Ludwig.
- Adresse: Albertinaplatz 2, 1010 Wien
Café Frauenhuber
- Gegründet: 1824
- Das Café Frauenhuber in der Himmelpfortgasse 6 gehört zu den ältesten Kaffeehäusern Wiens und blickt auf eine lange Geschichte zurück. Ursprünglich als Badestube 1314 erwähnt, wurde das Gebäude später in ein Barockhaus umgebaut. Berühmte Musiker wie Mozart und Beethoven spielten hier Ende des 18. Jahrhunderts für die Gäste. 1891 erhielt es schließlich den Namen "Café Frauenhuber". Über die Jahre wandelte sich das Café vom Treffpunkt der höheren Gesellschaft zu einem beliebten Ort für Schach- und Kartenspiele und genoss stets einen exzellenten Ruf in der Wiener Kaffeehauskultur. Es ist ein wahres Juwel der Wiener Kaffeekultur und besticht durch seine gemütliche und historische Atmosphäre.
- Adresse: Himmelpfortgasse 6, 1010 Wien
Café Schwarzenberg
- Gegründet: 1861
- Das Café Schwarzenberg erhielt erst 1902 seinen heutigen Namen. Zuvor hieß es unter anderem Café Hochleitner und Café Sperrer. Während des Zweiten Weltkriegs trug es kurz den Namen Café Deutschland, und nach dem Krieg nutzten es sowjetische Offiziere. Sie beschädigten damals die Einrichtung. Ein Spiegel mit Einschusslöchern erinnert noch an diese Zeit. Obwohl es nie ein typisches Künstlercafé war, gehörten Architekt Josef Hoffmann und Persönlichkeiten wie Hermann Nitsch und Adrienne Gessner zu den Gästen. Das Café bewahrt heute die klassische Wiener Café-Atmosphäre und enthält historische Elemente wie Marmortafeln, eine mosaikartige Deckenverkleidung und Originaltische aus Messing. Sowohl die Decke als auch der Fußboden sind noch mit den Belägen aus den Zwanziger Jahren ausgestattet.
- Adresse: Kärntner Ring 17, 1010 Wien
Café Ritter
- Gegründet: 1867
- Das Café Ritter, 1867 im ehemaligen Sommerpalais des Fürsten Esterhazy eröffnet, zog später in das Eckhaus Schadekgasse/Amerlingstraße. Es ist das letzte große traditionelle Café an der Mariahilfer Straße und ein Treffpunkt bekannter Künstler wie Friedrich Adler und Ludwig Anzengruber. Das elegante Interieur stammt vermutlich aus der Zwischenkriegszeit von Josef Zotti und beeindruckt mit Neorokoko-Stuckdecken, Holzvertäfelung und Stilelementen der 50er-Jahre – typisch für ein Wiener Kaffeehaus.
- Adresse: Mariahilfer Straße 73, 1060 Wien
Café Landtmann
- Gegründet: 1873
- Seit 150 Jahren wird hier Kaffee und mittlerweile auch Gugelhupf serviert. Als es 1873 aufsperrte, waren rundherum nichts als Baustellen. Es gab keine prächtige Ringstraße vor der Tür, kein Burgtheater nebenan und am Rathaus und an der Universität gegenüber wurde auch erst gebaut. Doch die Wienerinnen und Wiener waren begeistert, das Café Landtmann wurde ein Erfolg. Das Café Landtmann war und ist ein Treffpunkt für Politiker, Künstler und Intellektuelle. Sigmund Freud soll hier Anna von Lieben (später auch als Cäcilie M., einer seiner ersten Patienten, bekannt) kennengelernt haben. Es ist bis heute eines der renommiertesten Kaffeehäuser Wiens.
- Adresse: Universitätsring 4, 1010 Wien
Café Central
- Gegründet: 1876
- Im 1876 eröffneten Café Central trafen sich einst große Denker wie Leo Trotzki, Sigmund Freud, Alfred Polgar, Stefan Zweig und Adolf Loos – ein Treffpunkt für Dichter, Psychiater, Architekten und Revoluzzer. Bei Kaffee und Kuchen genossen sie die besondere Atmosphäre des Wiener Kaffeehauses. Heute bietet das Café typische Wiener Küche, traditionelle Kaffeevariationen und süße Kreationen aus der hauseigenen Pâtisserie in einem geschichtsträchtigen Ambiente. Prachtvolle Architektur und die hohe Decke verleihen dem Café eine einzigartige Atmosphäre.
- Adresse: Herrengasse 14, 1010 Wien
Café Sacher
- Gegründet: 1876
- Das Café Sacher, 1876 von Eduard Sacher, dem Sohn des Gründers des berühmten Hotels Sacher, eröffnet, ist heute weltweit bekannt. Besonders berühmt ist das Café für die Original Sachertorte, die hier kreiert wurde. Das Café, im historischen Gebäude des Hotel Sacher gelegen, hat sich seinen Platz in der Wiener Kaffeehauskultur bewahrt und zieht sowohl Einheimische als auch Touristen an. In einem eleganten Ambiente kann man hier klassische Wiener Spezialitäten sowie exklusive Kaffeevariationen genießen.
- Adresse: Philharmoniker Str. 4, 1010 Wien
Café Sperl
- Gegründet: 1880
- Das Café Sperl wurde 1880 erbaut. Es wurde zu einem Treffpunkt für Künstler, Musiker und Militärs, darunter Erzherzöge und General Conrad von Hötzendorf. Wie heute waren auch damals das Raimundtheater und das Theater an der Wien die Hauptbühnen für die Publikumslieblinge. Das Cafe Sperl wurde zum Stammkaffee der Stars und Komponisten wie Josef Lewinsky, Carl Millöcker, Franz Lehár, Alexander Girardi und Edmund Eysler. Heute ist es ein beliebter Treffpunkt für Literaten und Künstler. Das Café wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem als "Coffeehouse of the Year" 1988 und "Österreichisches Kaffeehaus des Jahres" 1998.
- Adresse: Gumpendorfer Straße 11, 1060 Wien
Café Prückel
- Gegründet: 1903
- Seit 120 Jahren ist das Ringstraßencafé ein Treffpunkt für Freunde, Geschäftspartner und Wiener – ein echtes "zweites Wohnzimmer". Kaffeespezialitäten, hausgemachte Mehlspeisen, traditionelle Wiener Küche und die wichtigsten Zeitungen – natürlich mit einem Glas Wasser zum Kaffee. Das Café Prückel besticht durch seine besondere Einrichtung im Stil der 1950er-Jahre.
- Adresse: Stubenring 24, 1010 Wien
Spannende Fakten:
- 1685 eröffnete der armenische Kaufmann Johannes Diodato in seinem Haus am Haarmarkt (heute: Rotenturmstraße 14) das erste Wiener Kaffeehaus, nachdem er das kaiserliche Privileg erhalten hatte, Kaffee in Wien zu verkaufen.
- Wien gilt als die Stadt, die den Kaffee mit Zucker und Milch populär machte, während Kaffee zuvor meist schwarz und pur getrunken wurde.
- Wiener Kaffeehäuser sind für ihre ikonische Einrichtung bekannt – vom Marmortisch bis zum Thonet-Stuhl Nr. 14, der zum Inbegriff des Wiener Stils wurde. Der Thonet-Stuhl Nr. 14 ist eine Designikone und wurde erstmals 1859 für Kaffeehäuser in Serie produziert.
- Der Begriff "Kaffeehausliteratur" wurde geprägt, weil so viele Schriftsteller wie Peter Altenberg und Arthur Schnitzler ihre Werke direkt in diesen Kaffeehäusern schrieben.
- Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war das Café Central Treffpunkt prominenter Persönlichkeiten wie Sigmund Freud und Leo Trotzki.
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