Voller Elan und gut gelaunt kommt Hilde Dalik am frühen Vormittag ins StreamTalks-Studio an der Peripherie Wiens. Noch bevor uns das nette Produktionsteam mit Kaffee versorgt, kommen wir ins Plaudern und sprechen über Erfolge und Filmrollen. So bekam die sympathische Schauspielerin 2018 für ihre Rolle in „Vorstadtweiber“ die ROMY und 2021 den Schauspielpreis der Diagonale für „Sargnagel“. Die viel beschäftigte Neo-Moderatorin und Mutter einer Tochter steht Frauenrollen im Film und Fernsehen kritisch gegenüber. Seit November diskutiert sie wöchentlich am Donnerstag mit neuen Gästen über Filme und Serien. Gleich in der ersten Folge sprachen der Kabarettist und Influencer Michi Buchinger sowie Schauspielerin Valerie Huber und Yves Jambo mit Hilde Dalik über Filme und Serien zu ihrem Lieblingsthema „Starke Frauenpersönlichkeiten“.
Was hat Sie an diesem Job-Wechsel zur Moderatorin gereizt?
Ich finde die Produktionsfirma Kaiserschnitt Film toll und es ist spannend, immer mit Neuem konfrontiert zu werden. CANAL+ FIRST ist ein Fernsehsender mit starkem Europabezug und interessanten Serien. Gleich im ersten StreamTalk ging es ja anlässlich der mexikanischen, hinter den Kulissen von Schönheitswettbewerben spielenden Serie „Señorita 89“ um starke Frauenpersönlichkeiten.
Als Schauspielerin müssen Sie Rollen verkörpern. Wie ist das als Moderatorin?
Ich finde es dabei am Schwierigsten, dass man „man selber ist“. Man fällt ja immer in unterschiedliche Rollen. Bei StreamTalks bin ich sehr ich selber. Ich sehe mich mehr als Instrument, um anderen eine Stimme zu geben.
Auf welche Gäste und Themen freuen Sie sich, was ist das Spannende dabei?
Toll ist, dass ich zum Beispiel, wenn wir über Action-Serien sprechen, Stefan Ruzowitzky als Gast habe. Oder Leni Lauritsch, die Regisseurin von „Rubikon“, wenn es um Science-Fiction geht. Ich lerne viel daraus.
Haben Sie Zeit, selbst Serien zu schauen?
Viel Zeit habe ich nicht, deshalb schaue ich gezielt. Die erste Serie, bei der ich nicht abschalten konnte, war „Breaking Bad“. Meine Lieblingsserie war „The Queen's Gambit“, auch „The Serpent Queen“ und „Young Royals“ fand ich spannend. Aber „Señorita 89“ ist einfach großartig.
Anlässlich dieser Serie sprachen Sie in Ihrem ersten Talk über „Starke Frauenpersönlichkeiten“ ...
Ja, denn in „Señorita 89“ werden die Geschichten von starken, aber auch von schwachen Frauen erzählt, die aus ihrem sozialen Umfeld ausbrechen möchten. Solche fiktiven Serien sind inspirierend, sie ändern unsere Sehgewohnheiten. Eine solche strukturelle Unterdrückung der Frauen gab es ja nicht nur in den 1980er-Jahren, sondern die gibt es leider bis heute immer noch.
Hat sich das Rollenbild im Film verändert?
Diese Gehirnwäsche wirkt bis heute nach, wenn man sieht, wie Frauen in Filmen und Serien dargestellt werden. Nämlich als Objekte, die immer aus der Sicht des Mannes dargestellt werden und dann in weiterer Folge sogar bei Vergewaltigungen immer noch sexy aussehen.
Wie sollen sich die Frauenrollen ändern?
Wir waren jahrelang in der Geschichte des Films unterrepräsentiert, nicht sichtbar, außer als Aufputz neben den Männern. Jetzt müssen wir auf einmal stark sein? Da frage ich mich, warum es nicht reicht, wenn einfach unsere Geschichten aus der Sicht der Frauen erzählt werden? Und da können Frauen ruhig auch einmal schwach sein.
Hätten Sie selbst gerne in “Señorita 89“ mitgespielt?
Ja, natürlich! Aber um eine Schönheitswettbewerbs-Kandidatin zu sein, muss man unter 28, unverheiratet und kinderlos sein. Alleine das finde ich vom feministischen Standpunkt her sehr eigenartig.
Sie haben ja Ihre Karriere mit einer starken Frauenrolle bei Paulus Manker begonnen.
(lacht) Ja, als Reserl habe ich gleich neben drei starken Alma-Darstellerinnen gespielt. Dabei habe ich gelernt, den Fokus zu halten.
Wird Ihre Schauspielkarriere in Zukunft auf der Strecke bleiben?
Nein, ich liebe Abwechslung und arbeite auf jeden Fall parallel weiter. Ich freue mich jetzt schon auf die Film- und Fernsehprojekte, die auf mich zukommen.
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