Tom Cruise kehrt gereift, aber immer noch charismatisch, in seiner Paraderolle als Kampfpilot zurück: „Top Gun: Maverick“

Tom Cruise begeistert mit "Top Gun: Maverick“: Nostalgie mit Frischluft

Tom Cruise kam mit seinem überaus unterhaltsamen Blockbuster „Top Gun: Maverick“ an die Croisette und wurde wie ein Held gefeiert

Plötzlich schnitten acht französische Düsenjäger durch den blauen Himmel über Cannes und erschreckten die jubelnde Menschenmenge. Sie kamen passend zu Ehren von Tom Cruise angeflogen, der gerade über den roten Teppich schritt, um die internationale Premiere von „Top Gun: Maverick“ zu präsentieren. Und dabei wurde er wie ein Held gefeiert.

Bis zur Fortsetzung von Tony Scotts Kassenschlager „Top Gun“ von 1986 hatte es 36 Jahre gedauert, ehe Tom Cruise seine Paraderolle als Elite-Pilot Pete „Maverick“ Mitchell in der US-Marine wieder aufnahm. Zwei Jahre Pandemie hatten den Kinostart zusätzlich verzögert. Aber wie Tom Cruise im Rahmen einer Masterclass in Cannes seinem begeisterten Publikum versicherte: „Streaming war keine Option.“

Zur Belohnung erhielt der 59-jährige Schauspieler und einer der (letzten?) großen Stars Hollywoods als Überraschung eine goldene Ehrenpalme in die Hand gedrückt.

Wie überhaupt sein gesamter Cannes-Auftritt zu einem einzigen Love-Fest geriet: Bevor „Top Gun: Maverick“ startete, wurden in einem 13-minütigen Clip Ausschnitte aus dem Gesamtwerk des Schauspielers gezeigt. Von „Die Kadetten von Bunker Hill“ und „Lockere Geschäfte“ zu „Rain Man“, „Jerry Maguire“, „Magnolia“, „Vanilla Sky“, „Minority Report“, den „Mission Impossible“- Filmen und, und, und ...

Nicht nur die Karriere von Tom Cruise, sondern praktisch auch das eigene Leben lief in kleinen, popkulturellen Schnipseln vor dem inneren Auge ab. Nur gut, dass es sich nicht um einen Nachruf handelte.

Und man muss es zugeben: „Top Gun: Maverick“ (Kinostart: 26. 5.) gehört zu einer der besten Fortsetzungen, die Hollywood seit Langem zu bieten hat.

In einer gewieften Mischung aus Eighties-Nostalgie und Frischluft, aus Reminiszenz und Gegenwart baut sich ein fetter Blockbuster zusammen, der alle meint: die Fans des Original-„Top Gun“ ebenso wie jene Kinogeher aller Altersstufen, die Lust auf eine Achterbahnfahrt (der Gefühle) in einem maximal durchkomponierten, unterhaltsamen Studiofilm haben.

Regisseur Joseph Kosinski („Tron: Legacy“), der mit Tom Cruise bereits bei dem Sci-Fi-Thriller „Oblivion“ zusammengearbeitet hat, ist berühmt für Perfektionismus und Stilwillen. Schon der Original-„Top Gun“-Film – ein einziger Werbespot für das US-Militär – gab mit seinen atemberaubenden Flugszenen auf höchstem, technischen Niveau an. Für einen Oberstreber wie Kosinski eine Herausforderung, die er nur zu gerne annahm – wieder in Zusammenarbeit mit der US-Marine; und wieder mit entsprechendem Werbeeffekt.

Alte Flamme: Tom Cruise mit Jennifer Connelly

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Altes Trauma

Geschwindigkeit ist das Schlüsselwort bei Kosinskis zügiger Regie: Jeder Satz sitzt, emotionale Momente wechseln sich mit pulsierenden Action-Sequenzen ab.

Es beginnt mit einem Rauswurf: Tom Cruise als Super-Pilot Maverick hat es aufgrund seiner Aufsässigkeit nie zu einem höheren Status in der Marine gebracht. Sein Job steht auf dem Spiel. Zu seiner eigenen Überraschung wird er zu seiner alten Elite-Schule Top Gun versetzt. Dort soll er junge Rekruten, die ihn im Pub lässig „Pops“ nennen, für eine schwierige Mission trainieren. Unter den Piloten (und einer Pilotin!) befindet sich auch Rooster (wirklich gut: Miles Teller), der Sohn von Mavericks tödlich verunglücktem Freund Goose. Ein altes Trauma bricht auf, der Konflikt ist vorprogrammiert. Angenehm gereift, wirft Tom Cruise immer noch – wenn auch etwas gedämpfter – sein strahlendes Lächeln an und kann mit Charisma und Action-Stunts locker zwei Stunden, elf Minuten tragen.

Tom Cruise in "Top Gun: Maverick"

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Als sein strenger Vorgesetzter hat sich „Mad Man“ Jon Hamm formschön in die Militär-Uniform geworfen; und Val Kilmer liefert einen berührenden Auftritt als „Iceman“. Dampfende Szenen in der Umkleidekabine mit homoerotischen Untertönen gibt es keine mehr, dafür gezügelten Machismo beim Ballspielen am Strand. Mit nacktem Oberkörper. Im orangen Sonnenuntergang.

Alexandra Seibel

Über Alexandra Seibel

Alexandra Seibel schreibt über Film, wenn sie nicht gerade im Kino sitzt.

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