Tiger im Promi-Haus statt in der freien Natur
Diese bekannten Persönlichkeiten hielten die schützenswerten Großkatzen. Und das nicht artgerecht.
Mit einem Satz hüpft es in den 1. Februar und macht es sich für 365 Tage bequem - ganz so wie eine große Katze. Mit dem chinesischen Neujahrsfest beginnt auch das „Jahr des Tigers“. Jene, die an chinesische Astrologie glauben, kommt nun eine Zeit voll Mut, Abenteuer, Optimismus, Durchsetzungskraft und Risikobereitschaft zu. Wie das eben bei Tigern so ist.
Das Jahr des Tigers könnte auch ein Anlass sein, um sich anzusehen, wie es um die prächtigen Tiere steht. Nach WWF-Schätzungen gab es im Jahr 2009 nur noch rund 3.200 wildlebende Tiger weltweit. Bis 2016 ist die Zahl auf circa 3.890 gestiegen. Im letzten Tiger-Jahr 2010 wollte die internationale Staatengemeinschaft die Zahl der Tiere innerhalb von zwölf Jahren verdoppeln.
Es dürfte auch rund 20.000 Tiger in Gefangenschaft geben - in sogenannten Tigerfarmen, bei Privatzüchtern, in Freizeitparks oder Zirkussen. Einige davon leben oder lebten auch bei Promis. Ja, die Tiere sind majestätisch, schön und flauschig, aber eigentlich haben die dort nichts verloren. Und selbst wenn an sich hehre Ziele dahinter stehen.
Wie etwa bei der früheren Hollywood-Diva Tippi Hedren. Sie wurde bekannt, als Alfred Hitchcock sie in "Die Vögel" von Krähen und Sperlingen angreifen ließ. Im wirklichen Leben ist sie Mutter Melanie Griffiths und eine Tierfreundin. Sie hatte 1969 in Mosambik eine Begegnung mit Löwen und war davon derart beeindruckt, dass sie mit ihrem Ehemann, Regisseur Noel Marshall, einen Film über Großkatzen drehen wollte. Der Streifen "Roar" wurde ein Flop - aber dafür hatten die beiden nun eine Menagerie an Raubtieren - in ihrem Haus in Kalifornien. Sie hatte sich Löwen, Tiger und Pumas zugelegt, damit sich die Katzen an die Schauspieler gewöhnen konnten.
Griffith angefallen
Melanie Griffith wurde beim Dreh von einem Tier angefallen und musste mit 50 Stichen genäht werden. "Alle sagten, es sei unmöglich, einen Film mit so vielen Löwen gleichzeitig zu drehen und dass man nur mit einem einzelnen Tier arbeiten könne. Ich fühlte mich wie ein Lamm, das in die Schlachtbank eingeladen wird“, berichtete Hedrens Tochter.
Einige Tiere holten sie selbst aus misslichen Lagen. "Der nach manchen Angaben 200 Kilo schwere Löwe Neil wurde von einem Hohepriester der Church of Satan (gibt es wirklich seit 1966) adoptiert, der das Tier nicht mehr in seiner kleinen Wohnung in San Francisco halten wollte oder konnte", schrieb die Welt. Neil wiederum war Griffiths Lieblingstier - als Teenager nahm sie den Löwen sogar mit ins Bett. „Ich erschaudere, wenn ich diese Bilder jetzt sehe“, sagte Hedren später.
Hedren gründete 1983 das Reservat Shambala Preserve. Dort leben auf 320 Quadratkilometern viele aufgefangene Raubtiere. Hedrens Enkelin Dakota Johnson verkündete vor zwei Jahren, ihre damals 90-jährige Großmutter besitze immer noch 13 bis 14 Tiger und Löwen.
In Hedrens Shambala Preserve kamen auch Michael Jacksons bengalische Tiger, nachdem die Neverland-Ranch 2006 wegen finanzieller Schieflagen geschlossen wurde. Der ehemalige Superstar soll sich dann nicht mehr über das Wohl der Tiere erkundigt haben. Hedren war es auch, die 2012 verkündete, dass "Thriller" mit 13 Jahren an Lungenkrebs verstorben sei. Jackson hatte das Tier nach seinem Erfolgsalbum benannt. Auf dem aufklappbaren Cover der Platte hatte er - auf der Innenseite - ein Tigerbaby auf seiner Anzugshose sitzen.
Ein anderer Superstar der 80er war auch in die Tiere vernarrt - und ging damit sogar spazieren. Aber mittlerweile hat der frühere Schwergewichtsweltmeister Mike Tyson eingesehen, dass das nicht so gescheit war. "Ich war dumm. Es war ein Fehler, Tiger zu halten", sagte der Amerikaner laut Blick einmal in einem Instagram-Interview von Rapper Fat Joe. "Du kannst sie nie zu 100 Prozent kontrollieren. Sie könnten dich aus Versehen töten, selbst wenn das nicht mal ihre Absicht ist."
Der Weg zur Erkenntnis war schmerzhaft für eine Frau und teuer für Tyson. Eine Passantin sei über den Zaun seines Anwesens gestiegen und wollte mit einer Großkatze spielen. "Der Tiger hat sie nicht gekannt, es kam zu einem schweren Unfall." Die Frau wollte klagen, kam damit aber nicht durch. "Ich hatte damals viel Geld, ich gab ihr 250.000 Dollar, denn sie war am Arsch."
Unsicherer Boxstar
Der Grund, weshalb er sich die Großkatzen zulegte, war auch ein trauriger. "Es war alles wegen meinen Unsicherheiten, vermute ich", sagte er laut Sport 1 im Podcast "Hotboxin with Mike Tyson". "Ich wollte etwas Wildes, das mich liebt." Der Tiger, den die betrunkenen Männer beim Junggesellen-Abschied im Film Hangover stehlen, gehörte übrigens nicht mehr Tyson. Seine eigenen musste er in den 90ern wegen eklatanter Geldprobleme abgeben.
Das war wohl auch besser so. Wie es anderen Showgiganten aus Las Vegas ging, ist bekannt. Über Jahre traten „Siegfried & Roy“ mit weißen Tigern und Löwen vor Millionen Zuschauern auf. Die Karriere des Duos endete 2003, als Tiger Montecore seinen Besitzer Roy Horn bei einer Vorstellung schwer verletzte. Horn behauptete später, das Tier habe ihn schützen und von der Bühne zerren wollen. Mitarbeiter hingegen berichteten von handgreiflichen Zurechtweisungen, die das an diesem Tag grantige Tier nicht goutiert hatte.
Grantig wurden Tierschützer, als sie sahen, dass sich Rapper Tyga einen kleinen Tiger angeschafft hatte. Zwar entstand sein Name aus dem Akronym für "Thank You God Always“, doch der Versuchung der Selbstinszenierung konnte er offenbar auch nicht widerstehen. Er ließ das Tier in seinem Garten in Kalifornien hausen. Doch das ist illegal, der Tiger wurde ihm 2014 abgenommen und kam in eine Auffangstation. Laut der US-Klatschseite TMZ soll sich Tyga schlecht um ihn gekümmert haben. Und nach der Abnahme auch nichts für die Betreuung des Tiers bezahlt haben. Aus dem kleinen Kätzchen wurde ein stolzer Tiger, der Maverick heißt. Er hat sich ohne Tyga gut entwickelt.
Selbstinszenierung steht auch bei Tschetscheniens Machthaber Ramsan Kadyrow ganz oben. Der Mann, der dafür bekannt ist, von Menschenrechten nichts zu halten, ist auch bei der Tierhaltung wenig zimperlich. Seit Jahren kursieren Bilder von ihm im Netz, wo er mit kleinen Tigern protzt und mit ausgewachsenen Exemplaren spielen will.
Katze entlaufen
Doch als ihm vor einigen Jahren ein kleineres Katzenexemplar, seine getigerte Katze "Tigerionka“ entlaufen war, gab er via Instagram eine digitale Suchanzeige auf. Dazu postete er ein Bild, auf dem er das Haustier liebevoll anlächelte.
Saif, der Sohn des ebenfalls autoritären libyschen "Revolutionsführers" Muammar al-Gaddafi sorgte in Wien in den Neunzigern mit seinen weißen Tieren Barney und Fredd für Aufsehen. Nach dem Sturz des Vaters berichtete der KURIER 2011:"Saif Gaddafi, der in dem Haus (in Wien-Döbling, Anm.) früher öfters Feste gefeiert haben soll, wollte sein Studium in Wien nicht ohne seine weißen Tiger bestreiten. Deshalb nahm er die Jungtiere mit nach Österreich. Von 1997 bis 1999 wurden die Raubtiere im Tiergarten Schönbrunn versorgt und Besuchern präsentiert", schrieb der KURIER und befragte auch die damalige Zoo-Chefin. „Herr Gaddafi hat seine Tiger selten besucht“, sagt Tiergartendirektorin Schratter. 1999 wurden die Tiger wieder zurück nach Tripolis gebracht. „Ich weiß nicht, ob die Tiere heute noch leben. Wenn ja, wären sie schon sehr alt“, sagte Schratter damals.
Kommentare