Rednex: 30 Jahre Party! Jetzt auch in Kitzbühel

Kommenden Freitag sorgen Rednex nach dem Hahnenkamm-Rennen für Stimmung. Davor trafen sie sich mit der "freizeit" zum Interview.

Sie sind aus keiner Partysaison wegzudenken, vor allem auch jetzt, in der „verrückten“ Jahreszeit haben die Rednex Hochsaison. Hits wie „Manly Man“ laufen sowohl beim Gschnas, wie auch in der Großraum-Disco, mit „Spirit of the Hawk“ hatten sie sogar bei esoterischen Großstadtindianern Erfolg, und ganz aktuell sorgt ihre neue Single „Glad Rags Jug“ auf TikTok für Furore.

Aber es ist ein Song aus dem Jahr 1994, mit dem die schwedische Band für immer verbunden sein wird: „Cotton Eye Joe“ – ein bis dahin ungehörter Musikmix aus jaulenden Fiedeln, rasendem Banjo treibenden Eurodance-Beats, dass die Scheune wackelte. Nummer-eins-Platzierungen in gleich elf Ländern, darunter so musikalisch ehrwürdige wie England. Dabei hatte der Song da schon eine gewaltige Reise hinter sich.

Es war nämlich bereits das dritte Mal, dass der baumwolläugige Joe wiederentdeckt wurde. Vor knapp 200 Jahren haben ihn schwarze Baumwollpflücker auf den  Plantagen des Südens zum ersten Mal besungen, ehe vor 100 Jahren weiße Bluegrass-Musiker ihre Liebe zu „Joe“ entdeckten und das Tempo ein wenig anschraubten.

Das Banjo, das sie dafür benutzten und das von uns als Inbegriff „weißer“ Countrymusik  verstanden wird, kommt übrigens auch von den schwarzen Sklaven. Sie empfanden damit so gut es ging die Saiteninstrumente ihrer westafrikanischen Heimat nach, wie die Ngoni etwa oder die Akonting. 

In den 50ern sang die große Nina Simone eine bluesige Version.

Den größten internationalen Erfolg hatte allerdings die Version der Rednex. Die "freizeit" sprach mit den Band-Mitgliedern Zoe, Pervis und Cash über „schwarze“ Musik, Partys – und Frauenrechte auf der Skipiste.

Die Rednex sehen sich eher als Kollektiv denn als Band

©Pat Reiniz
Wäre ein Hit wie „Cotton Eye Joe“ heute überhaupt noch möglich? Ihr verkleidet euch als Hillbillys, also amerikanische Landeier, die sich ihrerseits den Song von den Schwarzen „ausgeborgt“  haben. Bei so viel kultureller Aneignung müsste heute doch jedem zweiten Konzertbesucher „unwohl“ werden.

CASH: Ja stimmt! Aber ganz ehrlich: Wir hatten in den  30 Jahren nie ein Problem. Wir haben den Song vor Afroamerikanern in New Orleans gespielt und vor „Cowboys“ im Mid-West. Sie hatten alle einfach Spaß.
ZOE: Mir kommt vor, das wird  hauptsächlich von Menschen thematisiert, die davon gar nicht betroffen sind ...

Wie ist das Leben als Redneck  – alles Party?
PERVIS: Ja, und zwar jeden Tag!
CASH: (lacht) Wir MÜSSEN ja gut drauf sein. Sonst ist es unser Publikum auch nicht. Aber im Ernst, es kann schon stressig werden, wir haben manchmal mehrere Auftritte am Tag ...
Und wie lange seid ihr schon dabei?
CASH: Von Beginn an. Ursprünglich als Techniker, nach einigen Jahren wurde ich in die Band aufgenommen.
ZOE: Seit fünf Jahren, davor war ich als Studiosängerin tätig.
PERVIS: Seit sechs Jahren. Davor war ich Fan. (alle lachen)
Wie darf ich das verstehen?
PERVIS: Na ja, mit zwölf hab ich die Rednex zum ersten Mal gesehen, und war sofort ein totaler Fan. Mit 18 konnte ich jeden Song auf der Gitarre, sah mir jedes Konzert von ihnen an – und bei einem haben sie mich plötzlich auf die Bühne geholt und mitsingen lassen!
CASH: Bei welcher Band kann dir das sonst passieren, dass du als Fan plötzlich Bandmitglied wirst?
Ihr spielt kommende Woche beim Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel. Wart ihr dort schon einmal?
CASH: Nein, noch nie! Aber es ist das berühmteste Skirennen der Welt, da freuen wir uns natürlich schon.
ZOE: Ich bin ein großer Fan von Petra Vlhová, der Slalom-Olympiasiegerin, und hoffe, dass ich sie persönlich kennen lerne.
Da muss ich dich enttäuschen Zoe, in Kitzbühel dürfen nur die Herren fahren.
zoe. Was? Das gibt’s doch nicht, ich dachte, wir sind im 21. Jahrhundert – pfoh! Na gut, dann freue ich mich auf die Brüder Andreas und Adam Zampa.

Pervis, Zoe und Cash als Tier-Paten im Haus des Meeres

©guenther hulla/haus des meeres
Fahrt ihr selbst auch Ski?
CASH & ZOE: Nein, leider gar nicht.
PERVIS: Nur Après-Ski. Hütten-Party und Whirlpool sind meine Pisten.
Da wirst du in Kitzbühel sicher auch auf deine Kosten kommen. In Wien wart ihr hingegen ja schon öfter, glaube ich. Ihr habt dort sogar „Haustiere“?
CASH: Haha, ja, wenn man so will. Wir haben während der Pandemie ein Benefiz-Konzert fürs Haus des Meeres gemacht.
ZOE: Und eine Patenschaft für diese niedlichen Echsen übernommen ...
PERVIS: ... die so giftig sind, dass man sie nicht einmal angreifen darf. Aber wir lieben sie trotzdem!
Rednex

Rednex

Ist eine ursprünglich schwedische Band, 1993 von Janne Ericsson, Örjan „Öban“ Öberg und Patrick Edenberg gegründet. Sie wollten „konservative“ mit zeitgenössischen Sounds verbinden. Ein überrashcendes Erfolgsrezept. Heute sind 25 Musiker Teil der Crew,  2018 stellten sie den Rekord auf,  gleichzeitig auf drei verschiedenen Veranstaltungen zu spielen.

Andreas Bovelino

Über Andreas Bovelino

Redakteur bei KURIER freizeit. Ex-Musiker, spielte in der Steinzeit des Radios das erste Unplugged-Set im FM4-Studio. Der Szene noch immer sehr verbunden. Versucht musikalisches Schubladendenken zu vermeiden, ist an Klassik ebenso interessiert wie an Dance, Hip-Hop, Rock oder Pop. Sonst: Texte aller Art, von philosophischen Farbbetrachtungen bis zu Sozialreportagen aus dem Vorstadt-Beisl. Hat nun, ach! Philosophie, Juristerei und Theaterwissenschaft und leider auch Anglistik durchaus studiert. Dazu noch Vorgeschichte und Hethitologie, ist also auch immer auf der Suche einer archäologischen Sensation. Unter anderem.

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