Promi-Versteigerung: 655-mal Abschied nehmen von den Schells

655 Exponate der Schauspiel-Geschwister Schell kommen unter dem Hammer. Zu Besuch auf der Schell-Alm. Zwischen QR-Codes und unbezahlbaren Geschichten

Der Jedermann, er trägt QR-Code. Hier oben auf 1.270 Metern Seehöhe, weit weg vom Salzburger Domplatz.

Im kärntnerischen Preitenegg an der Grenze zur Steiermark, wo die Alm der Familie von Maria und Maximilan Schell liegt. An jenem Ort, an dem die asphaltierten Wege enden, und der Ruhm der Schell-Dynastie durch Alltagsgegenstände wieder lebendig zu werden beginnt.

In Form von 655 Exponaten aus dem Wohnhaus von Maria Schell, dem alten Bauernhaus und dem Stall, die alle am Samstag unter den Hammer kommen.

Am Mittwoch konnten sie auf der Schell-Alm besichtigt werden. So wie der Jedermann mit QR-Code, Ziffer 501 laut angefügtem Etikett. Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes, es ist das einstige Skizzenbuch von Maximilian Schell, selbst Fixgröße bei den Festspielen.

Skizzenbuch eines Oscarpreisträgers

„Das Skizzenbuch enthält Zeichnungen und Notizen. Man erkennt den künstlerischen Prozess von Maximilan Schell. Wenn Sie den Code am Handy einscannen, erhalten Sie Beschreibung und Rufpreis“, erklärt Jürgen Blematl, Chef des Auktionshauses Aurena, der alle Wertgegenstände katalogisiert hat.

Hintergrund: Der Weltstar von der Alm und seine wunderbare Schwester 

Von der Mikrowelle über den Holz-Jesu (Ziffer 230) bis zum großen Ölbild auf Leinen von Gottfried Kumpf.

Das unausgesprochene Versprechen: Ein Stück Legende von Maximilian Schell, Oscarpreisträger und Taufpate von Angelina Jolie, oder Maria Schell, einst am Cover des Time-Magazins und einer der größten Stars des deutschen Films, ist nur ein Gebot entfernt.

Die große Versteigerung hat Dimitri Schell, Stiefsohn von Maximilian Schell, in Auftrag gegeben.

„Mitja“ nennt ihn der Mann, der als einer der ersten durch die Holztür in das einstige Wohnhaus von Maria Schell schreitet. „Da schau, der Sessel und die Vorhänge“, sagt Maximilian Sixt. Er ist nicht gekommen, um zu besichtigen, er ist gekommen, um Abschied zu nehmen von der Familie Schell.

20 Jahre war der 75-Jährige für alle Polsterarbeiten im Haus zuständig. Der rote Sessel, die grünen Vorhänge, das neubezogene Bett von Maria Schell, alles echte Sixt-Handarbeit.

„Die Maria, das war eine zugängliche Frau und der Max, mei, der hat uns um 19 Uhr oft rauf bestellt und dann plötzlich gesagt: Nein, heute habe ich keine Muse mehr für dich“, erzählt Sixt bei einem Rundgang durch das Wohnhaus von Maria Schell.

Schlafzimmer im EG

„Das hat ja früher alles ganz anders ausgesehen. Da ist man bei der Tür reingekommen und direkt da vorne stand das Bett von der Maria“, sagt er und deutetet auf den Platz, wo nun die Chesterfield-Bank ist und das Ölbild von Kumpf hängt. Letzteres wird für die Aktion am Samstag als Verkaufsschlager gehandelt. Aktueller Rufpreis: 16.500 Euro. Die Couch gibt es für vergleichsweise günstige 600 Euro.

Das Handy verrät einem mittlerweile auch den Rufpreis für das Jedermann-Skizzenbuch mit QR-Code. Er liegt bei 20 Euro.

Die Geschichten von Sixt oder Sigismund Seidl haben kein Preislabel.

Seidl war einstiger Militärmusik-Kapellmeister in Kärnten. „Bei der Mutter von Maria Schell habe ich das Begräbnis gespielt. Das war ein Sonderfall, weil es ja keinen militärischen Bezug gab, herrschte Angst vor Beispielfolgen. Doch mein Vorgesetzter meinte nur: Es gibt kein Beispiel, diese Frau ist einmalig und die ist nur einmal gestorben.“

Ehebett von Maria Schell

Was Polsterer Sixt davon hält, wenn hier alles versteigert wird, will man von ihm wissen, als er vor dem Ehebett von Maria Schell steht, das er in 40-stündiger Kleinstarbeit renoviert hat. „Der Max, dem wäre es wohl nicht recht gewesen“, sagt er. Dann sind es die Tränen, die ein Weiterreden stoppen.

In der preisgekrönten Doku „Meine Schwester Maria“, die auf der Schell-Alm spielt, sagt Maximilian Schell bei der Grabesrede seiner Mutter: „Sie hat die Alm als Zentrum unserer Familie erhalten und ich werde versuchen, es ihr gleich zu tun.“

So steigern Sie mit

Das Grazer
Auktionshaus Aurena hat Erfahrung mit der Versteigerung prominenter Besitztümer. So wurde auch die Verlassenschaft von Schauspielerin Elfriede Ott versteigert 

Gebote
können bereits jetzt online 
unter www.aurena.at abgegeben werden. Am Samstag um 9 Uhr findet die Auktion für den Nachlass der Schells dann entweder persönlich in Niklasdorf oder ebenfalls online statt. Bei Fragen:  +43384221672

Zum Verkauf steht sie nach wie vor nicht, die kleine Hütte, die etwas abseits der drei Häuser liegt. Sie gehört Maximilan Schells Witwe Iva. „Ja, die Hütte und die Schafe davor gehören Iva. Beides steht nicht zum Verkauf“, bestätigt auch Auktionshaus-Chef Blematl.

Interesse an Promi-Auktionen

Doch falls jemand das Wohnhaus von Maria Schell, das alte Bauernhaus oder den Stall kaufen will? „Kann er gerne mit uns Kontakt aufnehmen. Dimitri will die Gebäude verkaufen.“ Promi-Versteigerungen seien auch für Blematl nach wie vor etwas Besonderes. Das Interesse sei natürlich größer, aber auch die Arbeit im Vorfeld. „Wir haben etwa eine Widmung von Dürrenmatt in einem Buch von Maria Schell gefunden. Das erwartet einen sonst nicht.“

Alle Gegenstände aus den Häusern werden aber nicht versteigert. So wie jene Gipsmaske in einem schwarzen Koffer, gleich rechts neben der hölzernen Eingangstür. Es ist die Totenmaske von Schells Vater.

Bleibt eine Frage offen. Maximilian Schell stellt sie in seiner eigenen Doku über Schwester Maria: „Was krieg ich denn für die Aussicht?“

Der QR-Code dafür muss erst gefunden werden.

Anja Kröll

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