Gedanklich noch am Strand, physisch im Bürosessel - das kann die Laune trüben

Post-Holiday-Syndrom: Wie wir den Urlaubsblues vertreiben

Viele kennen das temporäre Stimmungstief nach der Sommerpause. Eine Psychologin gibt Tipps für einen stressfreien Wiedereinstieg.

Der Urlaub ist zu Ende, man kehrt gut erholt und voller Motivation zurück ins Büro. So weit die Idealvorstellung, doch die Realität sieht oft anders aus: Am ersten Arbeitstag nach dem Urlaub – häufig bereits am Abend davor – macht sich bei vielen ein diffuses Gefühl von Übellaunigkeit oder depressiver Leere breit. Körper und Seele scheinen sich mit aller Kraft gegen den Wiedereinstieg zu wehren – ein Stimmungsbild, das in der Psychologie als "Post-Holiday-Syndrom“ bekannt ist.

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"Dieses Syndrom betrifft schätzungsweise bis zu zwei Drittel aller Arbeitnehmer“, weiß Jasmin Sadeghian, Klinische und Gesundheitspsychologin bei der Online-Plattform Instahelp. Mit einer echten Depression hat der Blues nichts zu tun, und normalerweise verschwinden die Symptome nach ein paar Tagen wieder. Charakteristisch sind fehlende Motivation, Müdigkeit und Lustlosigkeit gepaart mit einem allgemeinen Stimmungstief, wenn die Arbeitstätigkeit nach dem lang ersehnten Urlaub wieder aufgenommen wird. "Mit der Rückkehr ins Büro verblassen manchmal die schönen Erlebnisse ganz plötzlich, und der gesamte Alltag mit seinen Herausforderungen holt uns abrupt wieder ein.“

Achtsam und strukturiert

Ein Blick auf die Analyse der Google-Suchanfragen legt nahe, dass das Phänomen zunimmt: Zwischen 2018 und 2022 verzeichnete die Suchmaschine ein Plus von 436 Prozent beim Begriff "Post Holiday Syndrom“, auch nach "Depression nach Urlaub“ wurde häufiger gesucht – mit Ausnahme der reisefreien Pandemie-Monate.

"Die vergangenen Jahre haben uns viel abverlangt“, sagt die Psychologin. "Es gibt vor allem beim Reisen einen großen Nachholbedarf, weshalb auch das Post-Holiday-Syndrom gehäuft vorkommt.“ Mit der nötigen Achtsamkeit kann man dem Blues bereits während des Urlaubs vorbeugen: "Versuchen Sie, den Urlaub vom entspannten Kaffee bis zum romantischen Sonnenuntergang mit allen Sinnen zu genießen, im Moment zu bleiben und von den Verpflichtungen des Alltags gedanklich Abstand zu nehmen“, empfiehlt die Expertin. "Wenn wir diesen Schritt schaffen, gelingt es uns auch, in der Arbeit dieses Gefühl aufrechtzuerhalten und die schönen Eindrücke mit unseren Kollegen zu teilen.“

Experten empfehlen, nach der Rückkehr – vor allem aus anderen Zeitzonen – immer noch ein paar freie Tage für Haushalt und Auspacken einzuplanen und den Wiedereinstieg strukturiert anzugehen. "Techniken wie das Eisenhower-Modell, bei dem ich Arbeitsschritte nach Dringlichkeit und Wichtigkeit einteile, helfen, auch große Mengen an Arbeit gut abarbeiten zu können“, rät Sadeghian.

Eine Frage der Länge

In der Regel erfordert die Überwindung des Post-Holiday-Tiefs vor allem eines: Geduld. Wie viel, hängt auch von der Länge der Auszeit ab, erläutert die Psychologin. "Wir benötigen ca. einen Tag pro Urlaubswoche, um uns wieder gut in den Arbeitsalltag einzufinden. Je länger wir also am Stück weg waren, desto länger brauchen wir auch, um im Büro wieder gut anzukommen.“

Statt einer vierwöchigen Reise am Stück kann es daher sinnvoll sein, den Urlaub auf zwei Mal zwei Wochen aufzuteilen. Finnische Forscher fanden heraus, dass der Entspannungshöhepunkt am achten Urlaubstag eintritt. Ideal seien demnach acht bis zehn Tage, eine längere Pause führe nicht zwangsläufig zu einer besseren Erholung.

Letztlich hilft es auch, sich all die positiven Aspekte des Arbeitsalltags vor Augen zu halten: Mittagessen mit lieben Kollegen, spannende neue Aufgaben, ein strukturierter Tagesablauf. Und die Freude darauf, den nächsten Urlaub zu planen.

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