Popcorn Brain: Wenn das Gehirn einem Popcornstück gleicht
Was ein gepopptes Maiskorn mit dem menschlichen Gehirn zu tun hat, zeigt nun eine Studie der University of California.
von Theresa Eder
Keine Sorge: der Intelligenzquotient ist es schonmal nicht, den ein Maiskorn und unser Gehirn gemeinsam haben. Ist es etwa das Aussehen? Vielleicht ein wenig. Was jedoch eigentlich gemeint ist, sind die sprunghaften Bewegungen des Popcorns, wenn es erhitzt wird. Diese werden in neuen Studien nämlich unserer Aufmerksamkeit, die beim Konsum von Informationen im Netz dazu tendiert wie ein kleines Popcorn von A nach B springt, gleichgesetzt. So erklärt jedenfalls Dr. Daniel Glazer, klinischer Psychologe, den Zusammenhang gegenüber Metro UK.
Süchtig nach Likes?
Eine Studie fand heraus, dass knapp 62,3% der gesamten Weltbevölkerung auf diversen Sozialen Medien vertreten sind. Die durchschnittliche Nutzungsdauer dieser Medien beträgt täglich rund 2 Stunden und 23 Minuten.
In dieser Zeit kann viel Schaden angerichtet werden, wie Psychologin Dannielle Haig, Glamour UK erzählt. Das exzessive Scrollen und Browsen durch neue Posts, das Liken, das Teilen und auch die angezeigten Werbungen schütten nämlich jedes Mal eine Portion Dopamin aus. Das Gehirn wird beim Scrollen und Co. also belohnt. Dieser Zyklus des Likens, Scrollen und vor allem des Belohnens, kann jedoch süchtig machen.
Was ist Dopamin?
Dopamin ist ein Neurotransmitter. Dieser wird im Gehirn produziert und ausgeschüttet, wenn das Gehirn sein "Belohnungssystem“ aktiviert. Sind wir also glücklich oder erreichen wir persönlich wichtige Ziele, so wird Dopamin freigesetzt. Auch bei der Kontrolle von Vergnügen, Motivation und Denken spielt Dopamin eine wichtige Rolle.
Oftmals wirkt der Neurotransmitter wie ein körpereigenes "Aufputschmittel“, das Glücksgefühle auslöst und von dem man immer mehr möchte.
"Mit der Zeit kann diese ständige Beanspruchung der Aufmerksamkeit und der schnelle Wechsel zwischen den Aufgaben zu einem Gefühl der geistigen Unruhe oder zu einem 'Herumspringen' des Gehirns führen, da es Schwierigkeiten hat, sich über einen längeren Zeitraum auf eine Aufgabe zu konzentrieren", erklärte Haig.
Etwas mehr Aufmerksamkeit bitte
Neben dem suchtartigen Zyklus können sich die ständigen Neuheiten im Netz auch auf unsere Aufmerksamkeitsspanne auswirken. Forschungsergebnisse der University of California aus Irvine zeigen auf, dass die durchschnittliche Aufmerksamkeitsspanne, bevor man sich einer anderen Tätigkeit zuwendet von 2.5 Sekunden im Jahre 2012, auf ganze 47 Sekunden gesunken ist. Das sind über zwei Drittel in 20 Jahren und alles andere als positiv.
Diese durchschnittlich sinkende Aufmerksamkeitsschwelle kann sich ebenfalls auf unsere unmittelbaren sozialen Interaktionen und Strukturen auswirken. Aspekte wie etwa Geduld, Angstzustände oder auch Produktivität können zum Beispiel unter einem “Popcorn-Hirn“ leiden. Im Schlimmsten Fall führt die sinkende Aufmerksamkeit und Konzentration und die mit einhergehende Sucht nach Dopamin zu einem Burnout.
Was kann man dagegen tun?
Um nicht nur zu warnen, sondern auch aktiv gegen ein Popcorn-brain vorzubeugen, raten sowohl Haig als auch Glazer mehrmals am Tag Aktivitäten einzuplanen, die ganz ohne Bildschirm ausgeführt und auch genossen werden können. Hierfür eignet sich etwa in der ein Spaziergang in der Natur, ein Buch zu lesen, etwas zu malen oder künstlerisch zu gestalten oder auch zu meditieren.
Des Weiteren wird empfohlen Apps, die einem besonders viel Zeit rauben, teilweise vom Handy zu löschen. Dies sorgt für radikale Kontrolle über die eigene Nutzung der Sozialen Medien. Zu guter Letzt wird geraten bewusst eine Aufgabe nach der anderen zu erledigen und nicht in die klassische Multitasking-Spirale zu verfallen. Dies ermöglicht es dem Hirn sich auf eine Sache zu konzentrieren und vor allem zu fokussieren und bietet eine erfrischende Abwechslung im schnelllebigen – und fast schon normal gewordenen – Alltag.
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