Peter Klien im Interview: "Ich bin erst einmal angezeigt worden"
Peter Klien, „Reporter ohne Grenzen“, kehrt am Freitag mit seiner überarbeiteten Late-Night-Show „Gute Nacht Österreich“ auf ORF1 (23.10) zurück.
Wenn Peter Klien mit dem Mikro auftaucht, tauchen Politiker meistens unter: Die ansonsten so gesprächigen Herren und Damen haben dann plötzlich nichts mehr zu sagen, treten die Flucht nach vorne, auf die Toilette (Robert Lugar), an oder lassen sich entschuldigen. Mit gutem Grund. Denn Peter Klien ist für seine Schlagkräftigkeit, seine Fragen gefürchtet.
Diese Auftritte als satirischer „Reporter ohne Grenzen“ im Rahmen der „Willkommen Österreich“-Show haben den Altphilologen, Ex-Bibliothekar, Ex-Bergbauer, Autor und Kabarettisten eine eigene Late-Night-Satiresendung beschert: „Gute Nacht Österreich“. Damit konnte der 51-Jährige die Erwartungen der ORF-Verantwortlichen aber nicht erfüllen: Seine Sendung wurde nach etwas mehr als einem Jahr wieder aus dem Programm gestrichen – und zur Überarbeitung geschickt.
Peter Klien: Die Änderungswünsche waren inhaltlicher Natur. An der Spitze stand der Gedanke, dass ich so viele Außenreportagen wie möglich machen soll. Also fix jede Woche. Und wenn geht, auch länger als zuvor. Oder auch einmal zwei kürzere Filme.
Das ist auf jeden Fall eine gute Herangehensweise.
Es war eine Schwäche des alten Formats, nicht von Anfang an auf meine Stärke zu setzen – also für jede Sendung eine Außenreportage zu produzieren. Das werden wir mit dem Neustart besser machen. Außerdem war die alte Sendung optisch und inhaltlich manchmal ein wenig langatmig. Hier wollen wir abwechslungsreicher und kleinteiliger werden.
Ich lese User-Kommentare nicht im Detail. Aber soziale Medien, Online-Foren u. a. geben schon einen guten Eindruck davon, was dem Publikum gefällt – und was nicht. Es wäre dumm, das zu ignorieren. Ich mache die Arbeit ja nicht aus Eigennutz, sondern für das Publikum. Insofern überfliege ich immer wieder Kommentare, um die Stimmung aufzunehmen.
Sich selbst zu hinterfragen, ist wichtig. Ich tue das beständig. Aber solange das, was man macht, bei einem großen Teil des Publikums Zuspruch findet, darf man darauf vertrauen, dass man nicht gänzlich falsch liegt. Wobei es ebenso wichtig ist, dass man das, was man macht, auch selber gut findet.
Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir jetzt den idealen Sendeplatz gefunden haben. Der Freitagabend ist auf ORF1 ein gelernter Unterhaltungsplatz, und um 23 Uhr wartet das kabarettaffine Publikum auf einen spitzzüngigen Wochenkehraus.
Ich hatte ein tolles Team. Wir haben jetzt bei der Neuaufstellung aber sehr genau darauf geachtet, dass wir tragfähige Strukturen haben. Beim letzten Mal mussten wir aus den verschiedensten Gründen immer wieder umbauen – u. a. auch wegen Corona –, was für die junge Sendung sehr anstrengend war.
Selbstverständlich. Leider ist mir dort aber viel Ablehnung begegnet, obwohl auch ein paar echte Gespräche möglich waren. Insgesamt ist es mir aber sowieso lieber, die Konfrontation mit den Mächtigen zu suchen als die mit den sogenannten kleinen Leuten.
Warum vertrauen Sie McDonald’s mehr als der Europäischen Arzneimittelagentur?
Ich bin erst einmal angezeigt worden. Von Karl-Heinz Grasser. Aber er hat verloren.
Gar nicht so schlimm. Es gibt auch Politiker mit Humor. Es sind vor allem die Meister der Inszenierung, die sich der spontanen Begegnung entziehen wollen.
Da gibt es einige. Zum Beispiel Michael Ludwig – auch wenn man ihm das vielleicht gar nicht so zugetraut hätte. Gilt aber auch für Johanna Mikl-Leitner. Und der Bundespräsident beschwört ja mittlerweile in seinen Ansprachen, dass uns der Schmäh nicht ausgehen darf!
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