Neues von "Mrs. Maisel": Rache ist, wenn man trotzdem lacht

Amazon Prime Video: Die unterhaltsame Serie „The Marvelous Mrs. Maisel“ geht in die vierte Runde

"Rache. Ich will Rache.“

Wer so etwas sagt, will meist eher nicht, dass die anderen lachen. Midge Maisel schon. Die wunderbare Mrs. ist nämlich, gegen alle männlichen Widerstände, Stand-up-Comedienne, in den USA des Wirtschaftswunders, als die Männer noch „mad“ und Frauen besser hübsch und ruhig waren. Das Fräulein (die zeitadäquate Begriffsanwendung sei im Kontext verziehen!) Maisel aber nicht. Sie pfeift auf ihren Mann – und drängt zum freien Witz auf der Bühne.

Mit Humor gegen den strukturellen Sexismus: Rachel Brosnahan als Mrs. Maisel 

©Christopher Saunders/Amazon Prime Video

Das ist das bisher höchst unterhaltsame Setting von „The Marvelous Mrs. Maisel“ (Amazon Prime Video), die nun in die vierte Staffel geht (leider häppchenweise mit zwei Folgen pro Woche).

Maisel (gespielt von Rachel Brosnahan) muss sich zu Beginn vom Boden der sexistischen Nachkriegsrealität aufklauben, auf dem sie – nach einem lukrativen Höhenflug – am Ende der dritten Staffel wegen allzu offener Witzelei gelandet war. Sie sinnt auf „Rache“ für die Demütigung knapp vor dem großen Durchbruch, und verwendet ihre medial gut ausgeschlachtete Demontage gleich als Humorbergwerk für ihre nächsten Bühnenauftritte. Im Leben drumherum gibt es für sie vorerst weniger zu lachen: Damals landete man bei steilen Kurven im Leben als junge Single-Frau schnell wieder in den Händen der Familie, was (nicht nur hier) ein gemischter Segen ist.

Riesenrad

Es gibt zum Start der neuen Staffel eine wirklich lustige Szene auf einem Riesenrad (Familie ist dort, wo man über die Köpfe der anderen hinwegbrüllt).

©Christopher Saunders/Amazon Prime Video

Und ja, auch die ersten Folgen der neuen Staffel drehen sich, zum Glück mit allerlei verbalem Spaß gewürzt, erstmal im Kreis. Es geht immer noch um Geldprobleme und Pointen, um Sexismus, Erfolg und das jüdische New York der 1950er (und bald 1960er) Jahre.

Das alles lebt von scharfen, schnellen Dialogen (das ist kein Fernsehen zum nebenbei Handyschauen) – und ist, auch in der vierten Runde, ein ordentliches, sehenswertes Vergnügen.

Georg Leyrer

Über Georg Leyrer

Seit 2015 Ressortleiter Kultur und Medien, seit 2010 beim KURIER, seit 2001 Kulturjournalist. Zuständig für alles, nichts und die Themen dazwischen: von Kunst über Musik bis hin zur Kulturpolitik. Motto: Das Interessanteste an Kultur ist, wie sie sich verändert.

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